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Landeshauptstadt: Degen, Orden, Uniformen

Militärhistorische Sammlung mit mehreren Tausend Exponaten an das Potsdam Museum übergeben

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Eine solche Schenkung erhält man nicht alle Tage: Über 5000 Positionen umfasst die militärhistorische Sammlung, die der 2012 aufgelöste Förderverein Militärmuseum Brandenburg-Preußen (MBP) am Donnerstag dem Potsdam Museum übergab. „Damit können wir viele Lücken in unserer Militaria-Sammlung füllen, die durch Sammlungsverluste während des Zweiten Weltkriegs und in der Zeit der DDR entstanden sind“, sagte der stellvertretende Direktor des Potsdam Museums Hannes Wittenberg. Die jüngsten Stücke stammen aus der Zeit der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR, ältestes Objekt ist ein Tagebuch von 1813. „Möglicherweise werden schon 2014 Teile der Sammlung in unserer Ausstellung zu ‚100 Jahre Erster Weltkrieg' zu sehen sein“, so Wittenberg.

Viele Jahre lang hatten die MBP-Mitglieder eine Fülle an Gegenständen zusammengetragen, unter denen sich unter anderem 172 Uniformen und Uniformteile, 2015 Orden und Ehrenzeichen, 63 Blank- und Langwaffen, 527 Bilder und Karten sowie etwa 4000 Bücher aus der Militärliteratur befinden. Sechs Stücke davon, darunter ein Offiziers-Infanterie-Degen, mehrere Orden und ein sowjetischer „Nagant“-Karabiner, wurden am Mittwoch für die Presse vorgestellt. „An all diesen Gegenständen hängt eine Geschichte“, sagte Volker Schobeß vom MBP. Zum Beispiel die blaue Uniform des jüdischen Majors Friedrich Solmitz aus dem Jahr 1914 – dem Beginn des ersten Weltkriegs: „Dies war ein Interimsrock, den man außer Dienst getragen hat“, verrät Schobeß. Erstaunlich sei, dass Solmitz sich eine blaue Uniform für Friedenszeiten anfertigen ließ, obwohl zu diesem Zeitpunkt längst Feldgrau angesagt war. „Er hatte wohl gehofft, der Krieg dauert nur ein Jahr“, so Schobeß.

Noch aufschlussreicher ist das Tagebuch des Forstarbeiters Alexander Steinborn, der zum Potsdamer Garde-Jäger-Bataillon gehörte: „Seine Aufzeichnungen widersprechen der These, dass 1914 überall in Deutschland große Begeisterung für den Ersten Weltkrieg herrschte“, sagt Schobeß. So schildert Steinborn unter anderem, wie in seiner ostpreußischen Heimat die Landbevölkerung gegen den Krieg rebelliert habe. „Es gab Festnahmen und ein Pfarrer, der gegen den Krieg gepredigt hatte, wurde kurz darauf sogar erschossen“, so Schobeß.

Die Schenkung der umfangreichen Sammlung markiert das Ende des Versuchs, ein Militärmuseum in Potsdam einzurichten: „Wir freuen uns zwar, dass die Stücke an diesem schönen Ort landen, aber eigentlich ist heute ein trauriger Anlass“, sagte Burkhart Franck, ehemaliger Vorsitzender des MBP. Der 1999 gegründete Förderverein hatte sich jahrelang bemüht, einen geeignetes Gebäude zu finden: „Es kann eigentlich nicht sein, dass es in Potsdam – dieser Garnisonsstadt par excellence – zwar ein Kartoffelmuseum gibt, aber keine Darstellung der preußischen Militärgeschichte“, so der frühere Bundeswehr-Oberst.

Bis zur Auflösung hatte der Verein 175 Mitglieder aus dem In- und Ausland. „Wir freuen uns, dass einige der ehemaligen Mitglieder im Arbeitskreises Militärgeschichte des Potsdam Museums ihre ehrenamtliche Arbeit fortsetzen“, sagte Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums. Und auch nach der Auflösung geht das Sammeln weiter: „Unsere Internetseite ist noch aktiv und wir bekommen Spenden“, so Schobeß. Erik Wenk

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