Sport: Dem Favoriten alles abverlangt
VfL-Handballer verloren in Ahlen auf Grund schwacher Schlussminuten noch deutlich mit 22:27
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Zweitliga-Handballspiele sind in der ostwestfälischen 55000-Einwohner-Stadt Ahlen Ereignisse von gesellschaftlicher Bedeutung. Etliche Geschäfte der Innenstadt warben am vergangenen Freitag plakativ für das Gastspiel des 1.VfL Potsdam (27:22/PNN berichteten). An der Abendkasse lag ein ansprechend gestaltetes Saisonmagazin zur kostenfreien Mitnahme bereit. Wer darin blätterte, dem erschlossen sich die Ambitionen des letztjährigen Vizemeisters der 2. Bundesliga Nord auf eindeutige Weise.
Mit einem Ensemble von aktuellen und einstigen Auswahlspielern aus Deutschland, Tschechien, Frankreich und der Türkei und Könnern aus der Umgebung will der Verein auch diesmal zumindest wieder die Relegationsspiele um den Aufstieg in die Handball-Bundesliga erreichen, in der er zuletzt gegen den Süd-Vizemeister Bayer Dormagen scheiterte.
Zweifel an der Realisiertbarkeit der hehren Ziele beschäftigten vor drei Tagen wohl nur wenige der insgesamt 1200 Besucher in der Friedrich-Ebert-Halle. Holger Kaiser, Ahlens Trainer, hatte am Spieltag in einer Lokalzeitung ausdrücklich auf die Qualitäten der Potsdamer hingewiesen und nicht unerwähnt gelassen, dass ihnen einige ganz wichtige Spieler seit Wochen verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen (Lars Melzer, Christoph Pawlazyk, Jaroslaw Galus). Darüber, dass der VfL derzeit auch offensichtliche Probleme mit der erfolgreichen Endkampfgestaltung eines Spiels hat, ließ sich Kaiser auch noch aus.
Leider behielt der 40-Jährige Recht, denn die bis dahin sehr gut mitspielenden Gäste hatten sich entsprechend ihrer personellen Möglichkeiten durchgängig prächtig gehalten und hatten drei Minuten vor dem Spielende beim Stand von 22:23 noch alle Chancen. Etliche der schon im Stehen das Finale der Partie verfolgenden Besucher beendeten ihr rhythmisches Klatschen. „Die hätte ich mal erleben mögen, wenn wir tatsächlich noch vorbei gezogen wären“, sinnierte Co-Trainer Matthias Lessig vor der fünfstündigen Heimfahrt. Dass es noch sehr viel anders kam, beschäftigte ihn unmittelbar nach der Partie schon eine gewisse Zeit. Die Tatsache, dem Favoriten mit einer Notbesetzung alles abverlangt zu haben, versöhnte nicht wirklich.
Bis zum nächsten Heimspiel gegen den ASV Hamm am kommenden Freitag (19.30 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee) werden hoffentlich auch Enrico Bolduan und Steffen Baumgart die Folgen einer Erkältung ausgestanden haben. Bolduan, auf den sich die Ahlener speziell konzentrierten, bekam schon beim Warmmachen kaum ausreichend Luft und warf im Spiel nur zwei Tore. Der VfL hofft gegen Hamm auch auf den Einsatz von Lars Melzer.
Mit nunmehr 3:9 Punkten verbleiben die Potsdamer auf dem fünfzehnten Tabellenplatz. Alle Beteiligten waren jedoch Realisten genug, diesen Umstand einzukalkulieren.
Thomas Gantz
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