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Fluglärm-Protest in Potsdam: Demonstration vor Wohnhaus von Flughafen-Chef Schwarz

UPDATE. Mit der Simulation von Fluglärm haben Kritiker des künftigen Hauptstadtflughafens in Schönefeld am Sonntag in Potsdam auf sich aufmerksam gemacht. Vor dem Haus von Flughafenchef Rainer Schwarz demonstrierten zudem einige Flughafengegner.

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Potsdam - Mit der Wochenend-Ruhe am Griebnitzsee war es am Sonntag von 11.10 bis 11.40 Uhr vorbei: In dieser Zeit beschallten rund 60 Aktivisten den am Seeufer gelegenen Wohnsitz von Rainer Schwarz, dem Geschäftsführer des BER-Flughafens in Schönefeld, mit Fluglärm. Dazu hatten sich sechs Mitglieder der Stahnsdorfer Kampagne „Problem- BER“ auf einem Floß zehn Meter vor Schwarz’ Ufergrundstück in der Virchowstraße postiert, um dort vier mal drei Minuten lang laute Aufnahmen von vorbeifliegenden Flugzeugen abzuspielen.

Laut Ulrich Ortel von der Initiative entspreche diese Beschallung dem Lärmpegel, den auch die künftig am schwersten betroffenen Ortschaften Blankenfelde- Mahlow und Bohnsdorf zu erdulden hätten. Auf den Transparenten der Demonstranten, die unter anderem aus Teltow, Großbeeren, Zeuthen oder Müggelheim angereist waren, standen Slogans wie „Schwarz, Abflug!“. Sie machten Rainer Schwarz mit dafür verantwortlich, dass viele Flughafenanrainer zunächst nur mangelhafte Lärmschutzmaßnahmen erhielten. „Wir fordern nicht nur passiven Lärmschutz wie Schallfenster, sondern vor allem aktiven Lärmschutz, zum Beispiel ein Nachtflugverbot von 22 bis sechs Uhr“, so Ortel. Derzeit gilt ein Nachtflugverbot von 23.30 bis 5.30 Uhr.

Die Protestaktion verlief ohne größere Zwischenfälle. Nur als ein Fotograf kurzzeitig zu weit auf das Gelände des Grundstücks vorgedrungen war, wurde dieser von einem Mann aus dem Haus zurechtgewiesen. Ob Schwarz anwesend war, blieb unklar. „Wir geben Ihnen heute eine kostenlose Informationsdienstleistung“, rief Roland Skalla, der Sprecher der Problem-BER-Kampagne, vom Floß aus und mit einem Megaphon in der Hand. Schwarz sei „unfähig“, „undemokratisch“ und „unmenschlich“. Nach dem Abspielen des ersten Fluglärm-Rauschens erschien auf dem Messgerät eines Journalisten die Zahl 78,8 Dezibel. Ein Teilnehmer der Kampagne zeigte sich leicht enttäuscht: „Dabei hätten wir sogar 85 Dezibel laut sein können!“

Viele Nachbarn sahen und hörten der Aktion von ihren Häusern aus zu, unter ihnen der Potsdamer Helmut Mardek, der zwei Häuser weiter wohnt. Er sei mit den Protestierenden einer Meinung, sagte der 73-Jährige. Auch die anderen Bewohner in seinem Wohnhaus hätten Verständnis für die Fluglärmgegner. „Leider glaube ich, dass dieser Protest nicht viel bringen wird.“ Sie selbst seien in Zukunft nicht besonders von Fluglärm betroffen. „Wenn Herr Schwarz nebenan wohnt, habe ich Hoffnung, dass wir hier keinen Fluglärm bekommen“, so Mardek.

Vor der Protestaktion hatte Schwarz laut Polizei gedroht, gegen die Lärmaktion vors Verwaltungsgericht zu ziehen, dies jedoch nicht in die Tat umgesetzt. In einer BER-Stellungnahme hieß es lediglich, die Aktion sei ein Eingriff in die Privatsphäre von Schwarz. Kritisiert wurde auch die Entscheidung der Polizei, die Aktion zu genehmigen.

Wie berichtet ist die Genehmigungspraxis für Demonstrationen vor Privatwohnungen in Potsdam weit weniger rigide als etwa in Berlin. Zu den Vorgaben bei der Protestaktion am Sonntag gehört, dass maximal acht Demonstranten gleichzeitig vor Schwarz’ Haus protestieren durften. Gegen Ende der Protestaktion befanden sich jedoch circa 25 Fluglärmgegner vor dem Gebäude, ohne von der Polizei behindert zu werden. Bevor die Demonstranten abzogen, rief Roland Skalla in Richtung des Schwarzschen Grundstücks: „Wir hätten auch nachts kommen können. Am Ende des Tages tun wir das vielleicht sogar.“

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