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51 Jahre danach: Hunderte Potsdamer und Berliner stürmten am Montag auf die Glienicker Brücke, um den nun fest markierten Grenzstrich zu sehen, der einst Deutschland und die Welt in Ost und West teilte. Der Bau der Mauer am 13. August 1961 war die „Bankrotterklärung“ der DDR, da sie ihre Bürger einmauern musste, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD).

© Manfred Thomas

ERINNERUNG AN MAUERBAU: Den Eisernen Vorhang im Asphalt versenkt

Am 51. Jahrestag des Mauerbaus wurde ein Stahlband mit Aufschrift „Deutsche Teilung bis 1989“ an Grenzlinie auf der Glienicker Brücke eingeweiht.

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Berliner Vorstadt - Der ehemalige Grenzstrich auf der Glienicker Brücke, einst Trennlinie zwischen Ost und West, ist fortan ein künstlerisch gestaltetes Denkmal: Anlässlich des 51. Jahrestages des Baus der Berliner Mauer wurde am Montag in der Mitte der ehemaligen Grenzbrücke zwischen der DDR und dem Westteil Berlins auf beiden Seiten des Bürgersteigs ein jeweils 1,90 Meter langes und acht Zentimeter breites Metallband mit der Aufschrift „Deutsche Teilung bis 1989“ eingeweiht.

Geschaffen wurde diese dauerhafte Markierung durch den Künstler und DDR-Bürgerrechtler Bob Bahra. Dieser ließ sich von der Idee eines im Asphalt versunkenen eisernen Vorhangs inspirieren. „Wir brauchen würdige Stätten der Erinnerung“, lobte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die dauerhafte Erkennbarkeit des ehemaligen Grenzverlaufs. Der Bau der Mauer am 13. August 1961 sei eine „Bankrotterklärung“ der DDR gewesen, da diese darauf angewiesen war, „ihre eigenen Bürger einzumauern“. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) würdigte „die Menschen in Ostdeutschland“, die durch ihren Kampf um ihre Freiheit die Mauer zum Einsturz brachten. Angeregt wurde eine Betonung des Grenzstriches bereits 2001 durch den 2002 verstorbenen Potsdamer Bürgerrechtler Rudolf Tschäpe, wie der Vorsitzende der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54, Claus Ladner, hervorhob.

Begleitet wurde das Mauergedenken Platzecks von Kritikern der Landeskoalition zwischen SPD und Linken. Auf Transparenten hieß es etwa: „Spitzel, Bonzen und Verräter – Platzeck setzt auf Täter“. Robert Bachmann von der Initiative „Politik für die Mitte – Gegen Rot-Rot“ kritisierte gegenüber den PNN, dass noch viele „Stasi-Spitzel“ im Landtag säßen, weshalb Platzeck keine Koalition mit den Linken hätte eingehen dürfen. Als Beispiel nannte Bachmann Hans-Jürgen Scharfenberg, Landtagsabgeordneter und Stadtfraktionschef der Linken. Scharfenberg war am Montag ebenfalls auf der Glienicker Brücke. „Es war ein Fehler, die DDR einzumauern“, sagte er den PNN. Der Mauerfall 1989 habe „eine echte Verbesserung des Lebensgefühls gebracht“. Scharfenberg war zu DDR-Zeiten Oberassistent an der Akademie für Staat und Recht und Informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit.

Gegen Mittag gedachten CDU-Politiker aus Berlin und Brandenburg der Maueropfer. Der Berliner CDU-Chef und Innensenator Frank Henkel erinnerte sich an den Besuch von DDR-Staatschef Erich Honecker 1987 in Saarbrücken. Er habe damals, so Henkel, „verkleidet in der Uniform eines Grenzsoldaten“ gegen das DDR-Grenzregime demonstriert. Henkel war als geborener Ostberliner im Zuge eines Ausreiseantrages seiner Eltern mit 14 Jahren in den Westen gekommen.

Wohl aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung erlitt der brandenburgische CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski während der Reden einen Schwächeanfall. Die CDU-Veranstaltung wurde kurz vor Ende abgebrochen, Dombrowski notärztlich behandelt. Nach Auskunft einer Fraktionssprecherin konnte er das Krankenhaus aber bereits wieder verlassen und will seine Arbeit bereits am heutigen Dienstag wieder aufnehmen.

Eindrucksvoll erinnerte Helmuth Frauendorfer von der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen an das Schicksal von Sigrid Paul. Deren 1961 geborener Sohn Thorsten hatte als Baby schwere gesundheitliche Probleme und konnte nur im Westen Berlins behandelt werden. Der in Potsdam geborene damalige Assistenzarzt an der Charité, Burkhard Schneeweiß, fälschte die Krankenakte des Kindes, damit es trotz der Mauer im Klinikum Westend behandelt werden konnte und rettete so das Leben des Kindes. Doch die Mutter musste neuneinhalb Wochen warten, bis sie eine Besuchserlaubnis erhielt. Später von der Stasi verhaftet, sah die von der Bundesrepublik freigekaufte Paul ihren Sohn erst wieder, als dieser fünf Jahre alt war. „Der Junge siezte seine Eltern“, so Frauendorfer.

An der Mauergedenkstätte Griebnitzsee gedachte Manfred Kruczek vom „Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte im Land Brandenburg“ der Opfer der Mauer. Kruszek kritisierte das Verschwinden einer 2002 durch den Potsdamer Oberbürgermeister eingeweihten Informationsstele an der Glienicker Brücke. Bis zum Tag des Mauerfalls am 9. November müsse die Stele ersetzt sein, forderte Kruczek.

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