Von Lars Hartfelder: Den Fledermäusen auf der Spur
Milan Podany kennt in der Lausitz fast jeden Unterschlupf der Tiere – seit 30 Jahren beobachtet er sie
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Luckau - Mit dem Einsetzen der Abenddämmerung startet Milan Podany seine Tour. Der 45-Jährige ist mit Taschenlampe und Ultraschalldetektor ausgerüstet und begibt sich auf Fledermaussuche in einen alten Bunker in der Rochauer Heide (Landkreis Elbe-Elster). Langsam leuchtet er die Betondecke ab. Es dauert nicht lange und Podany wird fündig. „In diesem Spalt überwintern Langohrfledermäuse“, sagt er und zeigt auf einen kleinen Hohlraum.
Seit 1980 ist der ehrenamtliche Forscher in Brandenburg den nachtaktiven Tieren auf der Spur. Mit feinen Netzen, Lampen und einem Schalldetektor, der die hohen Orientierungsrufe der Tiere für Menschen hörbar macht, versucht er, den Säugern nahe zu kommen.
Fledermäuse seien im Verhältnis zu anderen Lebewesen sehr wenig untersucht, sagt Podany. „Deshalb bietet sich immer die Chance, eine neue Art zu entdecken.“ In der Lausitz kennt Podany viele Fledermausverstecke. Doch seien die Populationen in der Region stark gefährdet. „80 Prozent aller mir bekannten Vorkommen sind verschwunden, obwohl Fledermäuse keine natürlichen Feinde haben“, sagt der 45-Jährige. Die Säugetiere lebten mittlerweile fast nur noch in Wäldern. „Der Mensch hat die Bestände dezimiert und aus seinem Umfeld vertrieben“, bedauert er. Eine Ursache dafür seien Energiesparmaßnahmen an Gebäuden. Damit würden die Wohnhäuser heutzutage „regelrecht versiegelt“. Offene Dachluken, Keller oder Fenster gebe es kaum noch. Eine Ausnahme bilde das Stadtzentrum von Luckau, das nach wie vor ein Schwerpunkt für überwinternde Fledermäuse sei. „In zahlreichen Gewölbekellern gibt es dort noch Winterquartiere.“ Wie groß die Zahl der Tiere sei, könne jedoch nur geschätzt werden.
Nach Angaben des Umweltministeriums konnten in Brandenburg bislang nur im Tagebau Rüdersdorf und in einem Brauereikeller in Frankfurt (Oder) Winterquartiere mit Ansammlungen von mehr als 100 Tieren gefunden werden. Im Land sind 18 der bundesweit 25 Fledermausarten heimisch. Neben den fehlenden Sommer- und Winterquartieren gefährdet allerdings auch der Einsatz von Insektiziden in der Land- und Forstwirtschaft viele Arten stark.
Der Fledermaus-Experte wandelte auch schon auf den Spuren von Graf Dracula. „Vor einigen Jahren habe ich in den Karpaten sein altes Schloss besucht“, berichtet er. „Dracula war zwar kein Vampir, aber ein brutaler Sadist, der das Blut seiner Opfer getrunken haben soll.“ Von den rund 900 Fledermausarten auf der Welt gebe es jedoch nur drei bekannte Arten, die sich von Blut ernähren, sagt Podany. Diese leben in Südamerika und trinken unter anderem das Blut von Kühen.
Daneben existieren aber auch Fledermäuse, die kleine Säugetiere wie Mäuse, Frösche und Fische fressen. Die meisten europäischen Fledermäuse ernähren sich jedoch von Insekten und Spinnen.
Podany ist ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen und wenig erforschten Arten. Im Dezember plant er eine Expedition nach Thailand, um dort die kleinste Fledermausart der Welt zu fotografieren. Von der nur rund drei Zentimeter großen Hummelfledermaus gebe es noch keine aussagekräftigen Flugfotos.
Podany hofft, dass ihm mit seiner selbst entwickelten Lichtschrankenkamera vorzeigbare Bilder gelingen.
Lars Hartfelder
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