Landeshauptstadt: Den kleinen Bruder zum Abendbrot
Im November findet im Thalia-Kino das 2. Jim-Filmfestival statt – ein Thema heißt „Grenzerfahrungen“
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Jugendinformations- und Medienzentren. Hm. Da klingt die Abkürzung Jim doch wesentlich fluffiger.
Seit zwei Jahren nun steht „Jim“ auch Pate für ein Filmfestival für Nichtprofis. Nach Bad Freienwalde ist bei der zweiten Auflage in diesem Jahr Potsdam der Austragungsort. Die 50 besten Filme werden vom 6. bis 11. November im Thalia-Kino zu sehen sein. Derzeit liegen 70 Filme zur Bewertung vor, so die Koordinatorin des Jim-Filmfestivals Daniela Ressel.
Mitmachen konnten alle Brandenburger und Berliner bis 25 Jahre und jene, deren Filme einen Brandenburg-Bezug aufweisen. So wie Jan Soldat. Der 25-Jährige hat sich mit seinem Beitrag für das Sonderthema „Grenzerfahrung“ angemeldet. Jan hat lange überlegt, sein Storyboard zu verfilmen. „Mit der Entscheidung den Beitrag zu produzieren, habe ich meine persönliche Grenze überschritten“, sagt Jan. „Die Protagonisten sind zwei Jungs, die Geschwister sind 14 und eineinhalb Jahre alt. Beide sind allein zu Hause, die Eltern sind nicht da. Der Ältere muss auf den Jüngeren aufpassen. Niemand ist da, der dem 14-Jährigen hilft. Mit der Situation überfordert, versucht er sich abzulenken. Er schaut Fernsehen. Die Situation wird nicht besser. Der eineinhalbjährige Junge gibt keine Ruhe. Die Zeit vergeht und der 14-jährige Junge bekommt Hunger. Niemand ist da, der ihm etwas zu essen gibt. In seiner Verzweiflung und Überforderung tötet er seinen kleinen Bruder und isst ihn auf.“ Die Geschichte ist erfunden, sagt Jan. „Letztlich ging es mir darum, die Gefühle wie Neid, Eifersucht, Hilflosigkeit oder auch Sehnsucht nach Liebe, in Form von Handlung zu visualisieren, der kannibalistische Akt dient dabei nur als Bild“, fügt er hinzu. Für Jan war es die erste Filmproduktion, bei der ihm zwei Freunde geholfen haben, er sieht es als Experiment. Das zweite Jim-Filmfestival ist ein Projekt der Landesgemeinschaft Multimedia Brandenburg e.V. in Kooperation mit dem Förderverein für Jugend und Sozialarbeit e.V. Das Bildungsministerium schoss 30 000 Euro dazu.
Im Vordergrund steht vor allem die Medienerziehung. Die jungen Menschen sollen Lust am kreativ-gestalterischen Umgang mit verschiedenen Medien bekommen. Am Festival-Wochenende gibt es zudem Workshops mit Medienprofis und Infostände. Insgesamt werden in den Kategorien Spielfilm, Dokumentarfilm, Handyfilm, Animationsfilm/Experimentalfilm Preise im Wert von 10 000 Euro verliehen. Prämiert werden jeweils die drei Besten. Margret Hahn
Margret Hahn
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