Landeshauptstadt: Den roten Teppich im Gepäck
Am Mittwoch war das Thalia für einen Abend Berlinale-Kino – und zweimal ausverkauft
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15.19 Uhr rollt die Berlinale in der Rudolf-Breitscheid-Straße vor: Keine dunkle Limousine, sondern ein weißer Sprinter, auf der Beifahrerseite ein rotes Berlinale-Schild mit der Nummer 13 hinter der Scheibe. So weit hinaus wie gestern sind Michael Gäbler und Stefan Daners damit bisher nie gefahren: Es ist das erste Mal, dass die Festival-Reihe „Berlinale goes Kiez“ Berlin verlässt. Am Mittwoch verwandelte sich das Babelsberger Thalia für einen Abend in ein Festival-Kino. Die nötige Ausstattung mit rotem Teppich, Berlinale-Bär, Samtkordel-Absperrung, Bühnentechnik und Plakaten haben Gäbler und Daners im Gepäck. Und knapp drei Stunden Vorbereitungszeit bis zur Ankunft des Kinopublikums und der Stargäste – Martina Gedeck, die mit ihrem Film „Die Wand“ zu Besuch ist, und Hollywood-Regisseurin Phyllida Lloyd („Mamma Mia“), die ihren Film „Die eiserne Lady“ vorstellen will.
Bei den beiden Männern in dunklen Cargohosen und wattierten Jacken sitzt jeder Handgriff. Seit Samstag touren sie von Festival-Kino zu Festival-Kino, sieben Jahre arbeiten sie schon für die Berlinale. Nach einer kurzen Absprache mit Thalia-Chef Thomas Bastian wuchten sie die zwei Meter breite und knallrote Teppichrolle aus dem Transporter, rollen sie vor dem Eingang aus und fixieren sie mit doppelseitigem Klebeband. Die Auslegware ist erstaunlich weich. „Den Teppich beziehen wir aus Frankreich“, erklärt Stefan Daners. Er liegt vor allen Berlinale-Kinos.
Thomas Bastian lächelt. Die 700 Tickets für beide Vorstellungen sind seit Tagen ausverkauft. Dass sein Haus Berlinale-Kino wird, freut den Chef: „Für uns ist es eine große Ehre, dabeizusein“, sagt er. Und fügt hinzu: „Aber ich finde, wir haben’s auch verdient.“ Seit Jahren wird das Thalia mit dem Kinoprogrammpreis des Medienboards Berlin-Brandenburg ausgezeichnet.
Das war für die Berlinale-Kiez-Macher auch ein Grund, nach Babelsberg zu kommen: „Das Thalia ist ein tolles Kino, das engagiert geführt wird“, sagt Kiez-Koordinatorin Johanna Muth. Mit der Berlinale-Reihe, die zum dritten Mal stattfindet, sollen Programmkinos unterstützt werden, erklärt sie.
Auch wenn das Thalia-Team durch das jährliche Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ bereits festivalerfahren ist – für die Berlinale gelten besondere Regeln, die Johanna Muth den Mitarbeitern jetzt erläutert: Nach Filmbeginn kein Einlass mehr, auch Extra-Stühle im Saal sind tabu. „Das ist eine Sache der Höflichkeit“, sagt Johanna Muth. „Wir hoffen, es klappt alles“, sagt Thomas Bastian.
Weil es bei der Berlinale traditionell auch keine Platzkarten gibt, wird es schon gut eine Stunde vor Filmbeginn voll im Foyer. Thalia-Stammgäste aus Potsdam und dem Umland hoffen ebenso auf gute Plätze wie viele Berliner, die wegen Martina Gedeck den Weg nach Babelsberg gefunden haben. „Wir sind Fans“, gestehen etwa drei Damen aus dem Berliner Süden. Als die Schauspielerin 18 Uhr vorgefahren wird, ist es leer am roten Teppich, aber voll im großen Thalia-Saal.
Mit Babelsberg verbinde sie nicht nur „die großen deutschen Schauspieler“, sagt Martina Gedeck: Sie erinnert sich auch noch gut an den Weihnachtsfilm „Meine schöne Bescherung“, für den sie hier im Studio vor der Kamera stand. „Es war Sommer, draußen blühte der Blauregen – wunderschön.“ Dass sie mit „Das Leben der Anderen“ auch die Thalia-Hitparade der letzten zehn Jahre – 16 000 Zuschauer – anführt, kann sie nicht wissen. Noch ein gemeinsames Foto mit Regisseur Julian Roman Pölsler vor dem Bären, dann geht es in den Saal. Das Publikum begrüßt sie mit herzlichem Applaus.
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