Landeshauptstadt: Denkerköpfe beim Rodelhügel-Bau
Daimler-Angestellte beim Arbeitseinsatz in Kita
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Daimler-Angestellte beim Arbeitseinsatz in Kita Gerhard Unger fotografiert seine fünf Kollegen, die mit ihren Spaten schnaufend um ein Klettergerüst herum graben. Sie sollen das verwitterte hellblaue Gerüst ausbuddeln, es ist ein Teil ihres Auftrags der nächsten drei Stunden. „Sonst arbeiten wir die meiste Zeit am Computer oder fliegen durch die Welt zu unseren Tochterunternehmen,“ sagt Gerhard Unger. Er ist einer von 40 größtenteils jüngeren Büro-Angestellten von Daimler Chrysler, die an diesem Montagnachmittag in legerer Kleidung den Spielplatz der Kita „Sonnenschein“ an Hans-Marchwitz-Ring 53 neu gestalten. „Der Rodelberg dort ist bald fertig“, sagt Kita-Leiterin Petra Adolph, lächelt und zeigt auf einen schon in der vorigen Woche aufgeschütteten Mini-Hügel von rund drei Metern Höhe. Darauf soll am Ende des Tags Gras gesät sein. 5000 Euro kostet der Einsatz. 500 Euro kommen von der ausführenden Baufirma Alpina aus Ludwigsfelde, 4500 von Daimler Chrysler. Der Kontakt zu dem Unternehmen kam vor einem Monat zustande, als ein Daimler-Mitarbeiter im Jugendamt anrief und das Angebot zum Mitarbeitereinatz machte. „Wir haben uns schnell für die Kita hier entschieden, da hier noch einiges saniert werden muss“, sagt Anneliese Hügli vom Jugendamt. „Die Kinder haben sich schon immer so einen Berg für Sommer und Winter gewünscht“, sagt Kita-Chefin Adolph. Der Einsatz beginnt schleppend. Erst kommen die Daimler-Mitarbeiter zu spät, weil sie keine Parkplätze finden. Es folgt die Einweisung durch Bauleiter Jan Pfeifer, der die vierzig Leute in fünf Gruppen mit verschiedenen Aufgaben unterteilt. Eine zehnköpfige Gruppe muss unter anderem Schaukel und Rutsche der Kita neu streichen. Als Schutz ziehen sie Ganzkörper-Anzüge aus einer Art Krepp an. „Da müssen wir uns keine Sorgen mehr um unsere Bikini-Figuren machen“, sagt eine junge Frau. Der Engländer Kevin Popes trifft erst später ein und weiß nicht, wohin er soll. „Ich habe das verpasst“, sagt er auf englisch und lässt sich noch einmal die Arbeit erklären. Für alle sind die Stunden in der Kita eine neue Erfahrung, denn sonst gehören die Frauen und Männer aus acht Nationen zum Unternehmensbereich Business Process Management der Konzern-Töchtern Daimler Chrysler Services und Daimler Chrysler und Daimler Chrysler Bank. Dort arbeiten sie in Berlin und Stuttgart. „Wir versuchen, die Prozesse im Unternehmen zu optimieren“, erklärt Unger in breitem schwäbisch. Dazu gehöre etwa, für kürzere Wege zu sorgen und Aufgaben sinnvoller zu verteilen. Die Daimler-Fachkräfte kennen Potsdam schon, doch nur aus der Perspektive von Hotel-Räumen. Denn in der Stadt finden jedes Jahr Teamtreffen statt. „Dieses Mal wollten wir nicht wieder ein Motivationstraining, sondern wirklich etwas produktives machen - das schweißt unser Team stärker zusammen“, sagt eine Sprecherin von Daimler Chrysler vor Ort. Sie möchte ihren Namen nicht genannt wissen, ist von dem Medientrubel in der Kita sowieso überrascht. „Wir wollten den Einsatz nicht wie eine Werbeaktion für das Unternehmen aussehen lassen“, versichert sie. Schon gegen 17 Uhr ist der Einsatz beendet, eine Stunde vor der Zeit. Nicht überheblich, sehr nett - so lautet das Fazit von Kita-Leiterin Adolph über die Management-Köpfe von Daimler. Sie hätten sogar noch 250 Euro extra gespendet. „Ich bin sehr angetan.“ Henri Kramer
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