Landeshauptstadt: Denkmalamt in Umzugskisten
Untere Denkmalschutzbehörde zieht bis Freitag in die Hegelallee / Reaktion auf Battis-Bericht
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Die Arbeit der vielfach kritisierte Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadtverwaltung wird seit gestern in Dutzenden Pappkartons verpackt. Bis zum Freitag sollen 14 Mitarbeiter des Fachbereichs in das zweite und dritte Stockwerk von Haus 1 der Stadtverwaltung in der Hegelallee gezogen sein. Bis jetzt sitzt die Behörde im Vorderhaus der Lindenstraße 54, das ehemaligen Staatssicherheitsgefängnis und nun Gedenkstätte. „Das Wichtigste ist, dass unsere Mitarbeiter nun unter gesunden Bedingungen arbeiten können“, sagte Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz den PNN auf Anfrage.
Denn der Umzug sei wegen des maroden Dachstuhls in der Lindenstraße schon lange geplant gewesen, so die Beigeordnete. Schon kurz nach der Wende 1990 habe die Behandlung des Daches mit einem Holzschutzmittel zu chemischen Reaktionen geführt: Nun brauche man auf dem Dach mindestens einen Atemschutz. „Das Dach muss dringend saniert werden“, sagte von Kuick-Frenz.
Allerdings sollte die Behörde nach den Bauarbeiten ursprünglich wieder zurückziehen. Jedoch hatte in der ersten Jahreshälfte die öffentliche Kritik an dem von Andreas Kalesse geführten Amt eine neue Qualität gewonnen, als der in Potsdam lebende Star-Moderator Günther Jauch während einer Rede massiv die Verwaltung angegriffen hatte. Unter anderem warf Jauch damals der Stadtverwaltung vor, „Denkmaldetailvernichter und Pinselsanierer“ mit ihrer „Rambo-Mentalität“ zu bevorzugen. Danach hatte der renommierte Baurechtler Professor Ulrich Battis von der Stadt den Auftrag bekommen, die Entscheidungen der Potsdamer Denkmalpfleger zu untersuchen – und herausgefunden, dass im Bau- und Denkmalamt geltendes Recht willkürlich angewendet wird (PNN berichteten). „Mit dem Umzug wird sich der Baubereich in Potsdam nun komplett unter einem Dach befinden“, sagte von Kuick-Frenz. Dies ermögliche kürzere Wege. Außerdem sei die Untere Denkmalschutzbehörde dann vollständig mit dem Computernetz der Verwaltung verbunden – ebenso eine Arbeitserleichterung. „Bisher hatten sie ein eigenständiges System“, so die Baubeigeordnete. Gleichzeitig verwies von Kuick- Frenz auf einen letzten positiven Punkt: Mit dem einmaligen Umzug werde sogar Geld gespart, habe sie vom Kommunalen Immobilien Service (KIS) erfahren. Die Vorteile würde nach dem Umzug noch einmal öffentlich vorgeführt. Was mit den ab kommender Woche leerstehenden Räumen in der Lindenstraße allerdings passieren soll, vermochte die Beigeordnete gestern noch nicht zu sagen: „Dafür wird ein Konzept erarbeitet.“
Wegen des Umzugs gibt es diese Woche erhebliche Einschränkungen bei der Behörde. Sie ist in Notfällen unter Tel.: (0331) 289 32 21 zu erreichen. Warum der Arbeitsausfall eine Woche dauert, ließ sich gestern sehen: In den Räumen der Lindenstraße türmten sich Umzugskisten mit Aktenordnern, auf denen Schlüsselwörter wie „Unesco“ stehen.
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