Von Michael Meyer: Der alte Mann und der Pokal
Almedin Civa vom SV Babelsberg 03 denkt mit 37 noch nicht an einen Abschied vom Fußball und freut sich auf das Pokalspiel gegen Bayer 04
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Zuerst guckt er etwas verdutzt, als der Satz „Der alte Mann und der Pokal“ fällt. Aber nur kurz, dann sagt Almedin Civa sofort: „Ja, stimmt eigentlich.“ Der Mittelfeldspieler des SV Babelsberg 03 ist mit seinen 37 Jahren der Senior der Babelsberger Regionalliga-Kicker, die in der 1. Runde des DFB-Pokals morgen den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen empfangen. Und nachdem in Lübeck Dietmar Hirsch vom Abwehrspieler zum Sportlichen Leiter des VfB Lübeck aufstieg, „bin ich wohl sogar der älteste Spieler der gesamten Regionalliga“, meint Civa, der nach wie vor drahtig und austrainiert daherkommt. Dass ihn jetzt Marian Unger als Mannschaftskapitän beerbte, ärgere ihn nicht, sagt er. „Marian hat sich die Binde durch seine konstant guten Leistungen in der vergangenen Saison absolut verdient. Ich versuche ungeachtet davon wie immer, Vorbild für unsere jüngeren Spieler zu sein“, verspricht er.
„Über mein Alter mache ich mir noch keine Gedanken“, sagt der Vollblut-Fußballer, den Fans und Freunde nur „Alme“ rufen. „Es ist noch zu früh zu sagen, ob das jetzt mein letztes Jahr als Spieler wird.“ Dies hänge letztlich nicht nur von ihm selbst ab. „Das ist jetzt mein 20. Jahr im Männer-Fußball, und ich ziehe ja immer noch voll mit. In der Vorbereitung auf diese Saison habe ich nur eine Einheit ausgesetzt, sonst war ich immer dabei. Ich habe noch das Gefühl, dass man mich braucht. Und meine Lust auf Fußball ist ungebrochen.“ Training und Spiel mit dem runden Leder hätten ihm in diesem Jahr auch geholfen, „eine schwere Phase zu überstehen“, so der gebürtige Bosnier. Als im April sein Bruder Namir 40-jährig verstarb, habe er vor allem durch seine Familie, aber auch durch den Fußball Halt gefunden. „Das war wie vor fünf Jahren, als mein Vater Ramiz starb. Bei solchen Schicksalsschlägen lenkt das tägliche Fußballtraining ab. Man beginnt aber auch, mehr über Leben und Tod nachzudenken.“
Derzeit denkt Almedin Civa ganz an die bevorstehende Pokalpartie gegen Bayer 04. „Das wird für uns ein Riesenspiel werden“, erklärt er. „Wir haben so hart für die neue Saison gearbeitet, dass wir die ganze Halbserie durchhalten. Unser Augenmerk liegt auf der Regionalliga, die Partie gegen Leverkusen ist ein schönes Zubrot.“ Natürlich sei der Bundesligist haushoher Favorit, blickt „Alme“ voraus. „Wir müssen versuchen, uns bestmöglich zu präsentieren, müssen defensiv gut stehen und einfache Ballverluste vermeiden. Als Viertligist haben wir ja nichts zu verlieren.“ Und speziell im Pokal erhoffe man sich als Underdog immer etwas. „Sollten wir am Freitagabend für eine Überraschung sorgen, wäre das für uns Spieler ein weiterer Schub für die Saison und für den Verein natürlich finanziell lukrativ.“
Das morgige Kräftemessen wird Civas zwölftes DFB-Pokalspiel sein, sein fünftes mit dem SVB 03. „Eines meiner größten Erlebnisse dabei hatte ich 1995 mit Tennis Borussia gegen den Karlsruher SC. Damals war ich 23, und Thomas Häßler, der gerade vom AS Rom nach Karlsruhe gekommen war, war mein direkter Gegenspieler“, erinnert sich Civa. 1998 sei er mit dem damaligen Zweitligisten KFC Uerdingen bis in die dritte Runde eingezogen; „so weit kam ich sonst nie.“ Gern denke er aber auch an einige DFB-Pokalspiele mit Babelsberg. „An unseren 1:0-Sieg 1999 gegen Unterhaching und anschließend das knappe 2:4 nach Verlängerung gegen Freiburg beispielsweise, an das knappe 1:2 zwei Jahre später gegen Hertha BSC und an das 1:2 nach Verlängerung im vergangenen Jahr gegen Mainz“, erzählt er über den alten Mann und den Pokal.
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