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Vorzeigeprojekt. Die Altstadt von Brandenburg/Havel.

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Von Alexander Fröhlich: Der Anker auf dem Land

Städte mit historischem Stadtkernen auf der Zielgeraden – nun wird das Geld knapp

Stand:

Potsdam - Es geht um Lebensqualität im ländlichen Raum, in schrumpfenden Städten. Längst ist die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ zum Vorbild geworden – für Regionen im Westen Deutschlands. Für Landeskonservator Detlef Karg geht es um Identität, darum, die Menschen in den ländlichen Regionen zu halten. Die 31 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen sind da schon ein gutes Stück vorangekommen, der drohende, in der DDR verursachte Verfall wurde gestoppt. Seit 1991 sind 617 Millionen Euro Fördermittel über das Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bewilligt worden, bis 2014 stehen samt kommunalem Eigenanteil 714 Millionen Euro bereit, um historische Gebäude in den Innenstädten wiederherzurichten.

Die Zwischenbilanz des 1992 gegründeten Städteverbundes und die von Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) fällt jedenfalls positiv aus. „Die Städte sind wieder lebenswert geworden“, sagte Vogelsänger am Donnerstag in Potsdam. Bei der Sanierung von Gebäuden seien die Städte „so ziemlich auf der Zielgerade“, erklärte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Michael Knape. Selbst der sonst sehr kritische Landesrechnungshof habe die Entwicklung, den effizienten Geldeinsatz gelobt. Die Prüfer hätten etwa festgestellt, dass immer weniger Häuser in den Stadtkernen leer stehen. Und die werden für das Leben in den ländlichen Regionen immer wichtiger. Angesichts schrumpfender Bevölkerungszahlen hätten die Städte die Funktion eines „Ankers im ländlichen Raum“, sagte Vogelsänger. „Wir brauchen starke Städte für ein starkes Land.“ In ihrer Funktion auch für das Umland, das stellten die Rechnungsprüfer fest, wurde die Stadtkerne deutlich gestärkt.

Allerdings wird das Geld knapper. Bereits in den vergangenen Jahren sind die Fördertöpfe kleiner geworden. Die geplante Halbierung der Bundeszuschüsse in diesem Jahr konnte der Bundestag noch kassieren. Für 2012 rechnet Vogelsänger mit drastischen Einschnitten. Auch die EU-Mittel dürften in der neuen Förderperiode ab 2014 knapper ausfallen. Daher sei eine noch stärkere Konzentration auf Ober- und Mittelzentren, auf die Daseinsvorsorge und wirtschaftliche Entwicklung nötig, erklärte der Minister. Auch vom Land werde es auf Dauer weniger Geld geben, darauf müssten sich Brandenburgs Städte mit historischen Stadtkernen einstellen. Deshalb sollen, darin besteht mit der Arbeitsgemeinschaft Einigkeit, verschiedene Förderprogramme klug kombiniert werden. Die Städte fürchten negative Folgen für Lebensqualität, das Wohnumfeld der Menschen und das lokale Handwerk. Zudem sind die historischen Stadtkerne längst ein Wirtschaftsfaktor – denn sie ziehen Touristen an. Dazu trägt auch die Aktion „Unser Denkmal des Monats“ bei.

Der Verband wirbt mit Büchern und Broschüren für seine Arbeit. So werden in der jüngsten Broschüre „Im Kern einzigartig“ kleine Anekdoten zu jeder Stadt erzählt. Es gibt sogar sechs Radtouren zu den historischen Stadtkernen. Und wer in einem Denkmal wohnen möchte, findet Angebote auf der Immobilienseite der Organisation im Internet. (mit dpa/dapd)

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