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Lebende Legende. Gerd Müller  hier mit der Meisterschale 2002 in München  galt einst als der Bomber der Nation. Bei der WM 1974 schoss er mit seinem Tor die deutsche Elf zum Weltmeistertitel.

© Imago Team 2

Von Henner Mallwitz: Der „Bomber“ in Babelsberg

Stürmer-Legende Gerd Müller sitzt morgen als Co-Trainer auf der Bayern-Bank

Stand:

Seine Poster schmückten in den 70ern die Wände der Kinder- und Jugendzimmer unzähliger Fußballfans, das Bild mit seinem wuchtigen Siegtorschuss bei der WM 1970 gegen England in Ernst Hubertys Sprengel-Sammelbuch war begehrtes Tauschobjekt, und von seinem traumhaften Zusammenspiel mit Franz Beckenbauer schwärmt die Fußballfangemeinde noch heute. Morgen kommt der „Bomber der Nation“ nun ins Karl-Liebknecht-Stadion: Gerd Müller wird als Co-Trainer auf der Bank sitzen, wenn die Bundesligareserve des FC Bayern München beim Aufsteiger SV Babelsberg 03 in die neue Saison der dritten Liga startet.

„Ich freue mich nach wie vor, dass mich so viele Menschen noch erkennen und wissen, wer ich bin und dass ich einst der Bomber der Nation gewesen bin“, sagt der gebürtige Nördlinger, der von seinem einstigen Klubtrainer „Tschik“ Cajkovski „kleines dickes Müller“ genannt wurde. „Die vielen Tore, die ich für den FC Bayern und die Nationalmannschaft geschossen habe, bleiben offensichtlich unvergessen. Das ist ein schönes Gefühl und macht mich so stolz wie die weiterhin große Flut von Autogrammwünschen.“

Dass Gerd Müller am Ende beim FC Bayern landete, verdankt er Walter Fembeck, dem einstigen Geschäftsführer der Münchener. Der hatte 1964, so geht die Legende, von Müllers beabsichtigter Vertragsunterzeichnung mit dem Rivalen 1860 München erfahren, sich wenige Minuten zuvor bei Müller eingefunden und ihm einen Vertrag zur Unterschrift vorgelegt. Im festen Glauben, es handele sich um einen Vertreter der 1860er, unterschrieb der. Und war am Ende mit dem sicherlich nicht ganz fairen Deal recht zufrieden.

In seiner Karriere, die er 1982 nach drei Jahren in der North American Soccer League beendete, gewann Müller mit dem FC Bayern viermal die Deutsche Meisterschaft, viermal den DFB-Pokal, dreimal den Europapokal der Landesmeister, einmal den Europapokal der Pokalsieger sowie den Weltpokal. Er wurde siebenmal Torschützenkönig der Bundesliga, zweimal Europas Torschützenkönig, zweimal Deutschlands Fußballer des Jahres und 1970 als erster Deutscher überhaupt Europas Fußballer des Jahres. In fünf Spielzeiten erzielte der Stürmer je 30 oder mehr Tore – in der Saison 1971/72 waren es sogar 40. Eine Anzahl, die seitdem nie mehr erreicht wurde.

Seine Karriere mit der deutschen Nationalmannschaft hätte glorreicher nicht enden können: In seinem Heimatstadion in München sorgte Müller bei der WM 1974 im Endspiel für den 2:1-Siegtreffer gegen die Niederlande. Sein Rekord von 14 Treffern bei nur zwei WM-Teilnahmen wurde erst 2006 von Ronaldo übertroffen. Allerdings brauchte der Brasilianer drei Weltmeisterschaften, um auf 15 Treffer zu kommen.

Henner Mallwitz

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