Landeshauptstadt: Der Champion kocht im Bayrischen Haus
Alexander Dressel setzte sich beim Großen Gourmet Preis des Landes Brandenburg als Bester durch
Stand:
Das edle Menü lockt. Im SeminarisSeehotel wird an diesem Abend der Große Gourmet Preis Brandenburg 2008 vergeben und aus diesem Anlass zeigen sechs Spitzenköche, was sie drauf haben. Es steht zwar schon fest, in welcher Reihenfolge die Spitzenkönner bewertet wurden, doch Spannung muss sein: Dem zumeist aus Berlin, aber auch von weiter her angereisten Publikum wird der Gewinner des Rankings deshalb erst am Ende des Abends verkündet. Es soll unvoreingenommen geschlemmt werden.
Die Stimmung ist locker, die Nachfrage nach den 149 Euro teuren Karten war enorm und das wiederum freut Hotelchef Hartmut Pirl, der das finanzielle Risiko des Abends trägt. „Wenn sich herumspricht, dass der Abend so perfekt läuft“, meint er zufrieden, „dann haben wir beim nächsten Mal eine Warteliste.“ Dass man beim Gourmet-Preis hervorragend isst, lockt bereits bei der zweiten Veranstaltung die Gäste an, die 250 Plätze sind ausgebucht. Vor allem Fans der angetretenen Köche und der Weinhäuser Kapff und Lanson, die den Getränketeil des Abends bestreiten, sind gekommen.
„Wir fahren immer wieder nach Eichwalde zu Carmen“, heißt es an einem Berliner Tisch. Und wenn es nach dem Beifall ginge, der Carmen Krüger auf der Bühne gezollt wird, dann stände ihr der zweite Platz zu. Die kernige Eichwalderin ist wieder für die Suppe zuständig. Auf die Frage, ob das ihr Spezialgebiet sei, sagt sie lakonisch: „Ich habe nur eine kleine Küche mit wenig Töpfen. Ich kann gar nichts anderes.“ Das bringt ihr Lacher ein, stimmt aber nicht. Die Berliner: „Bei Carmen schmeckt alles.“ Am Bühnenrand gibt es dann wie bei guten alten Bekannten Küsschen und Umarmungen.
Den zweiten Platz im Ranking, das die Firma Desas aus der Tester-Bewertung der sechs größten Restaurantführer wie Feinschmecker, Michelin und Gault Millau erstellt und so persönlichen Geschmack so weit als möglich ausschaltet, hat aber der Aufsteiger des Jahres bekommen. Es ist Oliver Heilmeyer aus Burg/Spreewald. Er überzeugt auch am Samstagabend mit Kaninchen-Wildkräutersalat. Einigen Wirbel verursacht Frank Scheibner, der überraschend erkrankt ist. Gemeinsam springen die Kollegen, seine eigene Crew und der Küchenchef des Gastgebers ein, um die Kreation des Finsterwalders, Variationen zum heimischen Kalb, auf den Tisch zu bringen. Und es gelingt perfekt. Erleichtert kann die Ehefrau gute Wünsche und einen kräftigen Applaus mit nach Hause nehmen. Ralph Knebel aus Storkow beweist, welch edle Nachspeise man aus Rhabarber zaubern kann. Und Dieter Kobusch aus Luckenwalde muss sich auch nicht verstecken, ist er doch immer noch sechstbester Koch in Brandenburg. Sein Seeteufel mit Bouillabaissesauce hält garantiert den Vergleich mit französischen Meisterleistungen aus.
Der beste der brandenburgischen Köche aber residiert in Potsdam im Relais & Chateaux-Hotel Bayrisches Haus: Alexander Dressel. Unangefochten setzte er sich mit noch mehr Punkten als im Vorjahr bei den Testern an die Spitze. Auch im Ausland weiß man längst, was Potsdam an dem Sterne-Koch, dem Kochlöffel und -Mützenbesitzer hat. Er hospitierte schon in Indien. Chinesische Spezialisten waren zu Gast und im November wird er nach Hongkong reisen. Gekocht wird aber weiter gehobene deutsche Küche, manchmal mit einem leicht italienischen Einschlag.
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