
© Jan Kuppert
DFB-Hallenpokal: Der Favorit scheiterte schon früh
Titelverteidiger Turbine Potsdam erreichte nur das Viertelfinale des DFB-Hallenpokals, den Frankfurt gewann
Stand:
Souverän gestartet, brutal gelandet: Als Margret Lara Vidarsdóttir am Samstagnachmittag in Magdeburg ihren Neunmeter vergab und Titelverteidiger Turbine Potsdam dadurch schon im Viertelfinale aus dem 18. DFB-Hallenpokal der Fußballerinnen flog, war das nur noch der I-Punkt auf einem Spiel, mit dem bis dato nicht zu rechnen gewesen war. Turbine war in der der Getec-Arena, lautstark angetrieben von der großen Mehrzahl der Zuschauer, mit 13:1 Toren durch die Vorrunde marschiert, um dann überraschend am zweitbesten Gruppendritten SC 07 Bad Neuenahr zu scheitern. Den Pokal und damit 5000 Euro Siegprämie gewann am Ende der 1. FFC Frankfurt durch ein deutliches 4:0 gegen den FCR Duisburg. Da schauten die Potsdamerinnen nur noch frustriert von der Tribüne aus zu.
Doch der Reihe nach: Potsdam eröffnete vor der neuen Rekordkulisse von 4682 Besuchern das Turnier aller zwölf Bundesligisten mit einem klaren 6:0 gegen den 1. FC Lok Leipzig, wobei Isabel Kerschowski die ersten beiden Tore dieser inoffiziellen deutschen Hallenmeisterschaft schoss (2., 5.). Turbines neue isländische Stürmerin Vidarsdóttir erhöhte auf 3:0 (7.) und nach Yuki Nagasatos Treffer (8.) auch auf 5:0, als sie von Karoline Aulrich gefoult worden war und den fälligen Neunmeter selbst verwandelte (12.). Jennifer Zietz sorgte fünf Sekunden vor Ende der zwölf Spielminuten für das 6:0. Auch in der zweiten Vorrundenpartie gegen den Hamburger SV war der Sieger der letzten drei DFB-Hallenpokalturniere beim 2:0 durch Tore Tabea Kemmes (5.) und Nagasatos (6.) ungefährdet, ebenso beim 5:1 gegen Bayer 04 Leverkusen. Zietz (3., 6.), Kemme (5.), Nagasato (7.) und Babett Peter (12.) trafen hier für Turbine, während Lisa Schwab (11.) für Potsdams erstes Gegentor sorgte.
Dann aber erlebte der Turnierfavorit etwas an dem Tag für ihn Neues: Im Viertelfinale gegen Bad Neuenahr geriet er erstmals in Rückstand. Nationalspielerin Celia Okoyino da Mbabi flitzte links nach vorn – und ihr Schuss ins lange rechte Eck saß (4.). Jennifer Zietz, die sie bei dieser Aktion gewähren ließ, sagte später selbstkritisch: „Beim Gegentor hätte ich zumachen müssen, den Treffer muss ich auf meine Kappe nehmen.“ Der Bundesliga- Spitzenreiter fand nun lange kein probates Mittel zum Ausgleich. „Wir haben zu viel mit Krampf versucht und ein bisschen unser Konzept verloren. Das müssen wir uns ankreiden“, erklärte Babett Peter später. Vidarsdóttir traf nur den Pfosten (7.), Kerschowskis zuvor wirkungsvolle Fernschüsse blieben in der SC-Abwehr hängen, Zietz scheiterte gleich zweimal aus Nahdistanz an Bad Neuenahrs Torfrau Almuth Schult (12.) und traf eine Sekunde vorm Abpfiff ebenfalls nur den Pfosten.
So musste die Entscheidung im Neunmeterduell her. Ann-Kathrin Berger, die in allen vier Partien zwischen Potsdams Pfosten stand, war bei den Schüssen Laura Störzels, Sofia Natis und da Mbabis machtlos, während Schult nach Treffern Nagasatos und Kerschowskis beim Versuch Vidarsdóttirs in die richtige – linke – Ecke abtauchte und hielt. „Das war Pech. Für die Nationalmannschaft und meine bisherigen Klubs habe ich schon oft vom Punkt getroffen“, meinte die Isländerin hinterher, während Schult – nach dem Turnier als beste Torfrau der Veranstaltung geehrt – ihr Erfolgsgeheimnis verriet: „Ich guck, wie die Spielerin anläuft und den Fuß hält und spekuliere dann. Manchmal liege ich falsch, manchmal – wie heute – richtig.“
Während fortan andere Mannschaften um den Ruhm unterm Hallendach kickten, schlichen die hoch gehandelten Potsdamerinnen enttäuscht durch die Katakomben. „Entscheidend war, dass wir nicht schon im Spiel unser zweites Tor gemacht haben“, sagte Isabel Kerschows- ki einen Tag vor ihrem 24. Geburtstag. „So früh bin ich noch nie aus diesem Hallenturnier geflogen.“ Und Yuki Nagasato bekräftigte: „Wir hätten schon in den zwölf Minuten gewinnen müssen.“
Restlos bedient war Potsdams Coach Bernd Schröder. „So wie wir heute darf man nicht im Viertelfinale spielen und ausscheiden. Wir haben uns – bei allem Respekt vor dem Gegner – selbst geschlagen. So ein individueller Fehler wie von Zietz darf nicht passieren. Und wo waren unsere Stürmerinnen? Es hätte gar nicht zum Neunmeterschießen kommen dürfen“, grollte er. „Dass wir ausgerechnet hier in Magdeburg, wo wir Heimvorteil hatten, so rausgeflogen sind, das ist heute für mich die größte Enttäuschung, die ich bisher beim DFB-Hallenpokal erlebt habe. Wir sind als Favorit angereist und haben die vielen Fans enttäuscht, die Geld bezahlt haben, um uns zu sehen. Dafür müssen wir uns bei ihnen entschuldigen.“
Von der Tribüne aus sah Schröders Truppe schließlich ein Finale, in dem sich Frankfurt deutlich gegen Duisburg behauptete. Besonders jubelte Torfrau Desiree Schumann, die vor der Saison von Potsdam an den Main gewechselt war, im Halbfinale vier Hamburger Neunmeter parierte und auch im Endspiel hielt, was zu halten war. „Ich habe zum vierten Mal in Folge den Hallenpokal gewonnen und damit Turbines Tradition fortgeführt“, meinte die 21-Jährige.
Turbine: Berger; Peter (1 Tor), Demann (1), Kemme (2), Hanebeck, Zietz (3), Draws, I. Kerschowski (2), Nagasato (3), Vidarsdóttir (2).
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