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Eine Reise durch die Geschichte des Films: So begann am Wochenende die dritte Kinderfilmuniversität. Dozent Ralf Forster zeigte alte Projektoren und Laterna Magicas (oben) wie Schiebebilder (unten r.) oder die beliebte Wundertrommel (unten l.).

© Andreas Klaer

Von Kay Grimmer: „Der Film entsteht im Auge“

Die dritte Kinderfilmuniversität von Filmmuseum, HFF und Thalia-Kino ist mit 40 Teilnehmern gestartet

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Innenstadt - Immer wieder. Die junge Dame im grünen Kleid wirft einen roten Ball hoch und fängt ihn. Immer wieder. Die rund 40 Kinder im Kinosaal des Filmmuseums können sich trotz der Wiederholung nicht sattsehen an der „Wundertrommel“, die sich dreht und in der einzelne Zeichnungen zu einem bewegten Bild zusammengesetzt werden. Ralf Forster hat seine kleinen Studenten bei der Kinderfilmuniversität in seinen Bann gezogen.

Es ist die Einführungsvorlesung für die dritte Kinderfilmuniversität, die der Filmtechnikhistoriker Forster am Samstagvormittag im Kinosaal des Filmmuseums hält. Um die Anmeldeschwelle so niedrig wie möglich zu halten, habe man erstmals auf eine „Semestergebühr“ verzichtet, sagt Thalia-Pressesprecherin Daniela Zuklic. Auch wenn der Ansturm auf die Veranstaltungsreihe von Filmmuseum, Babelsberger Filmhochschule „Konrad Wolf“ (HFF) und dem Kino „Thalia“ nicht mehr ganz so groß ist wie zur ersten Kinderfilmuniversität 2007, scheint bei vielen Kindern und deren Eltern das Interesse am „Geheimnis Film“ ungebrochen. 50 Anmeldungen können die Veranstalter verzeichnen – bei der Premiere 2007 gab es allerdings über 80 Interessenten.

Die, die sich durch den beginnenden Schneesturm am Samstag gekämpft haben, erleben eine Reise durch die Geschichte des Films. Forster belässt es nicht nur bei Worten. Museums-Exponate wie Schiebebilder, die „Wundertrommel“ oder eine Kurbel-Kamera dürfen die kleinen Studenten anfassen und selbst entdecken. Historische Filmausschnitte vom Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts zeigen die Kinderschuhe des Films und beweisen, wie mit einfachen Überblendungen und Schnitttechniken schon damals Filmtricks für die Illusion beim Publikum gesorgt haben. Dazu gibt es Erklärungen, wie aus hintereinander abgespulten Bildern ein Film entsteht. Forster macht es knapp und verständlich für die neun- bis zwölfjährigen Studenten: „Der Film entsteht im Auge.“ Die Trägheit des menschlichen Sehorgans werde überlistet und gaukele bewegte Bilder vor. Am anschaulichsten sei das beim Daumenkino, zu sehen, so Forster.

Die kleinen Studenten wollen alles ganz genau wissen. „Wie kommen die Bilder auf den Film?“, „Warum haben Fotografen von früher immer unter einem Tuch hinter der Kamera gesteckt?“ Ralf Forster versucht in einfachen Worten den Wissensdurst der Grundschüler zu stillen. „Chemische Reaktionen bannen das Bild, das vom Kameraobjektiv eingefangen wird, auf den Filmstreifen.“ Die Fotografen unter den schwarzen Tüchern wollten verhindern, so Forster, dass Licht auf die empfindlichen Fotoplatten dringt. „Ein Film oder eine Filmplatte kann nur einmal belichtet werden. Fällt Licht darauf, sind Filme und Platten wertlos.“

Noch fünf Vorlesungen stehen vor den kleinen Studenten. Danach haben die Knirpse einen Monat Zeit, um eine eigene Film-Story zu entwickeln und womöglich auch umzusetzen. Die besten Werke sollen auf dem Internationalen Studentenfilmfestival „Sehsüchte“ im April gezeigt werden. Dort werden dann auch die Diplome an die kindlichen Uni-Absolventen ausgereicht.

Im Internet:

www.thalia-arthouse.de

http://kinderfilmuni.hff-potsdam.de

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