Von Peer Straube: Der Flug durch die Datenwolke
Urania und Fachhochschule eröffnen digitale Zauberwelt im Planetarium
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Innenstadt - Der Weltraum. Unendliche Weiten. Eine Reise zu den Ursprüngen des Universums. Der Mars rauscht vorbei, jeder Krater auf der Oberfläche ist zu sehen. Ein blaues, in sich mehrfach verschlungenes Band macht das Magnetfeld der Erde sichtbar.
Man wähnt sich optisch hineinversetzt in die Abenteuer des Raumschiffs „Enterprise“, doch das visuelle Spektakel findet auf nur wenigen Quadratmetern Fläche statt – im Kuppelhalbrund des Urania-Planetariums in der Gutenbergstraße. 360-Grad-Fulldome-Projektionsanlage“ heißt etwas sperrig das Zauberwort für die neue Zauberwelt. Entwickelt haben es Carl Zeiss und das Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) für die Fachhochschule Potsdam (FHP) und den Urania-Verein. Beide Einrichtungen werden die digitale Anlage – die erste ihrer Art in Berlin und Brandenburg – künftig gemeinsam nutzen. 450 000 Euro aus Mitteln des Konjunkturpaketes II hat die FHP für das neue Projektionsgerät ausgegeben, dessen fünf Beamer von fünf Computern gesteuert werden.
Planetariumschef Rolf König führte zur offiziellen Inbetriebnahme gestern begeistert sein neues Spielzeug vor, dessen Möglichkeiten die des alten, analogen Projektors bei Weitem übersteigen. Himmelskörper und Galaxien erscheinen dem Betrachter geradezu real.
Regelrechte Euphorie verströmten die FH-Professoren Boris Müller und Klaus Dufke, deren Designstudenten künftig mit der Apparatur arbeiten sollen. Müller projizierte verschiedenste dreidimensionale Grafiken in die Kuppel, drehte und umkurvte sie von allen Seiten. „Wir fliegen hier regelrecht durch eine Datenwolke“, sagte er schwärmerisch. Informationen und Daten visuell darzustellen – an der Erstellung solcher Grafiken können sich die Studenten nun austoben. So zeigte Müller dem Publikum die Erdkugel, aus der verschiedene Säulen in der Gestalt der jeweiligen Staaten herauswuchsen – eine dreidimensionale Grafik, die den Erdölverbrauch der Länder darstellen soll. Dufkes Einsatzgebiet nennt sich „immersive Cinematographie“ – dahinter verbergen sich digitale Szenenbilder etwa für Messen oder Museen – in denen die Visualisierung den Betrachter umgibt, er quasi einen räumlichen Eindruck bekommt.
Urania-Vereinschef Hans Oleak erhofft sich durch die neue Technik, noch mehr jüngere Besucher ins Planetarium locken zu können. „Das öffnet uns besonders für die Jugend bisher verschlossene Türen“, sagte er. Nur Sterne in die Kuppel zu projizieren, reiche heute nicht mehr aus. Jetzt könne man dem Publikum auch das „beeindruckende Bildmaterial der Weltraumforschung“ zeigen, frohlockte Oleak.
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) sprach von einem „außerordentlichen Gewinn“ für die Designstudenten. „Das Projekt ist eine Zukunftsinvestition“, sagte sie. Ihr Parteigenosse, Oberbürgermeister Jann Jakobs, lobte die Kooperation zwischen Urania und Fachhochschule. „Das ist etwas, was unsere Stadt wirklich voranbringt“, sagte er und fügte mit Blick auf seine gerade erfolgte Wiederwahl augenzwinkernd an, er freue sich, mal aus der Welt der Wahlanalysen herauszukommen, die ja „manchmal eher was mit Astrologie zu tun“ habe. Wie beeindruckend die Möglichkeiten der neuen Anlage sind, können die Planetariumsbesucher ab sofort in dem Film „Die Entstehung des Lebens“ erleben. Vorführungen gibt es zum Beispiel heute um 11 und um 17 Uhr sowie am Freitag um 14 Uhr.
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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