Von Jana Haase: Der Funke Glamour
Kinoleiter René Pilz hat die Aids-Gala Potsdam „erfunden“. Beim 10. Jubiläum ist Topmodel Franziska Knuppe dabei
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Angefangen hat alles mit einem Lehrer, der zum Kino wechselte. Und wenn René Pilz, heute Leiter der UCI Kinowelt in den Bahnhofspassagen, damals nicht zufällig bei seinem Nebenjob an einer Tankstelle in Leipzig angesprochen worden wäre, hätte Potsdam vielleicht noch immer keine Aids-Gala.
1997 war das, Pilz hatte zwei Tage zuvor sein Referendariat beendet. Das Angebot zum Seiteneinstieg ins Kinogeschäft nahm der Deutsch- und Mathelehrer dankbar an. „Ich habe es nie bereut“, sagt der 41-Jährige heute. Als stellvertretender Kinoleiter in Leipzig kam er zum ersten Mal in Kontakt mit der dortigen Aidshilfe. Die Anfrage nach Material für ein Sommerfest lag bei ihm auf dem Tisch, für Pilz keine Frage: Geschirr und etwas Geld sagte er sofort zu. Eigentlich hätte er es damit bewenden lassen können. Aber dann kam auch die Einladung und René Pilz ging zu dem Fest. „Da bin ich mit Aids-Betroffenen ins Gespräch gekommen und habe gemerkt, wie viel Herzblut drinsteckt“, erzählt er: „Das hat mich fasziniert.“ Soziales Engagement gehört für den Unternehmer seitdem dazu.
Umso mehr freute es ihn, dass er 1999 mit der Eröffnung des Potsdamer UCI-Kinos in die Brandenburger Landeshauptstadt kommen sollte: „Das ist das Land von Regine Hildebrandt, da wird ja viel passieren“, erinnert sich Pilz an seine Erwartungen. Doch was er dann vorfand, war „nicht viel“.
Im Frühjahr 2000 fragte er bei der Aidshilfe Potsdam nach Unterstützungsmöglichkeiten. „Dort traf ich zwei Damen, völlig verzweifelt darüber, dass sie zu wenig Mittel und zu wenig Möglichkeiten haben“, berichtet Pilz. Als der Kinoleiter eine Benefiz-Gala vorschlug, stieß er damit zunächst auf Skepsis: „Also kümmerten wir uns selbst um die Organisation.“
Schon im Dezember 2000 war es soweit: Die erste Aids-Gala Potsdams ging im UCI-Kino vom Stapel. „Da waren 50, 60 Gäste“, erinnert sich Pilz. Wieso so wenig Leute gekommen seien, habe Jann Jakobs (SPD) gefragt, damals noch als Potsdams Sozialbeigeordneter stellvertretend für Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) auf der Gala. Pilz kannte nur eine Antwort: Weitermachen.
Und es wurde besser. Im dritten Jahr war das Kino erstmals richtig voll – bis heute für René Pilz der bewegendste Gala-Moment: „Wir hatten es geschafft“, sagt er: „Jakobs fehlten auf der Bühne erstmal die Worte.“ Zwei Jahre später gab das Kino dann den Hut für die Organisation der Gala an die Aidshilfe ab.
Die Gala zieht um, erst in den Nikolaisaal, 2006 dann ins neue Hans Otto Theater. Zur 10. Aids-Gala in diesem Jahr werden die Gäste erstmals in der Caligari-Halle im Filmpark Babelsberg erwartet. Das UCI ist selbstverständlich mit dabei: Mitarbeiter helfen beim Aufbau, Preise für die Tombola werden gestiftet.
Was sich in den zehn Jahren geändert hat? René Pilz überlegt nicht lange: „Die Veranstaltung hat sich zur großen Adresse entwickelt, das Programm hat sich gesteigert, die Organisation ist professioneller.“ Seit gestern hat Schirmherr Jann Jakobs mit dem Potsdamer Topmodel Franziska Knuppe eine Schirmherrin zur Seite bekommen, die der Jubiläums-Gala den Funken Glamour verleihen könnte, den mancher bisher noch vermisst haben mochte.
Auch im zehnten Jahr ist René Pilz von der Notwendigkeit der Sache überzeugt: „Das Thema Aids ist aus den Schlagzeilen verschwunden und damit auch aus dem Bewusstsein vieler Leute“, meint er. Traurig ist er darüber, dass Ministerpräsident Matthias Platzeck es bisher noch nie zu einem Gala-Termin geschafft hat.
Und dann gibt der Kinoleiter noch ein Versprechen: „Solange es die Aidshilfe und mich gibt, gibt es auch die Gala – wenn die Aidshilfe nicht weitermacht, übernimmt das UCI.“
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