Landeshauptstadt: Der Genuss ist noch zu groß
Neues Köche-Regionalteam stellte erste Exponate für Koch-Olympiade vor
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Neues Köche-Regionalteam stellte erste Exponate für Koch-Olympiade vor Was den Gourmentgaumen freut, ist den Gourmetköchen ein Dorn im Auge. Kunstvoll arrangiert liegen die feinen Häppchen Zander, Fasan, Kaninchen, Pute auf glänzenden Platten – doch der Genuss ist einfach zu groß. Sagen zumindest die Fachleute. Denn die zwölf Köche der Berlin-Brandenburger Regionalmannschaft, die an diesem Donnerstagabend im Markt-Center aufgetafelt haben, wollen nicht nur den Gaumen erfreuen. Sie wollen vor allem eine Fachleute-Jury überzeugen, und zwar bei der Koch-Olympiade 2004 in Erfurt. Dafür bedarf es eben mehr Filigranarbeit, sagt Henning Gödecke – und der weiß, wovon er spricht, schließlich hat er 1998 mit der Deutschen Köche-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Schottland die Silbermedaille geholt. Jetzt ist Gödecke Küchenchef in der Reha-Klinik in Beelitz und versierter Berater der Regionalmannschaft. In dieser Rolle hat Gödecke noch viel mehr zu mosern an den ersten Exponaten des neu zusammengestellten Landes-Köcheteams – was allerdings die Gäste, die Siegfried Grube vom Rewe-Markt zu dieser Vorstellung der Olympia-Mannschaft ins Markt-Center eingeladen hat, kaum abschreckt. Die Köche sind gefragt, müssen erklären, was sie in oft nächtelanger Handarbeit fabriziert haben. Tatsächlich zu kosten, trauen sich aber nicht alle – doch es gibt ja auch noch ein warmes Büfett. Ein Auge auf das „normale“ Essen hat Andreas Rohde aber noch nicht geworfen, auch, weil er kaum mehr aus den Augen schauen kann. „Ich habe die Nacht nicht geschlafen“, sagt der Teamchef der Olympiamannschaft, der im richtigen Leben Direktor des Landguts Gühlen und des Hotels Krone in Lindow ist. „Das ist ein Problem, das viele von uns haben, schließlich sind wir alle berufstätig und machen das hier nur nebenbei.“ Am sportlichen Ehrgeiz ändert das jedoch nichts. „Wir wollen nach Erfurt fahren, um Gold zu holen“, sagt Rohde. Einmal pro Monat soll dafür trainiert werden, im März muss das Olympia-Programm stehen. Den Trend jedenfalls kann man schon schmecken: regionale Küche mit asiatischem Einschlag. Dabei wird es den Olympia-Juroren nahezu egal sein, ob die Kochkunst tatsächlich mundet, denn bewertet wird vor allem das Aussehen, an dem die Spezialisten auch die Kunstfertigkeit der Köche ablesen können. Essbar sind die Wettbewerbs-Exponate sowieso nicht wirklich – sie werden durch Aspik gezogen, damit sie auch nach Stunden unter Scheinwerfern noch glänzen. „Das ist dann, als ob man auf Beton beißt“, sagt Berater Gödecke. Aspik haben die Köche an diesem Präsentationsabend natürlich nicht verwendet, und bei Gastgeber Siegfried Grube beißt sowieso so schnell keiner auf Beton. Besonders die Köche nicht, die er schon seit Jahren sponsort, an diesem Abend mit einem Scheck über 750 Euro. Das freut beide – Gourmetgaumen und Gourmetköche. Sabine Schicketanz
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