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Eine Zierde. Die Mythologie kennt den Holderbusch als Wohnort guter Geister.

© MB

Homepage: Der gute Geist des Gartens

Der Schwarze Holunder lockt mit seinem Duft

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Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Die umsichtige Gärtnerin hat einen schattigen Kompostplatz im Garten. Hier verwandeln sich Garten- und Küchenabfälle zurück in nährstoffreiche Erde. Dies ist der richtige Ort für den Schwarzen Holunder (Sambucus nigra), auch Holler-, Holder- oder Fliederbusch genannt. Er nimmt die ins Erdreich sickernden Nährstoffe auf, wächst dabei zu einem stattlichen Strauch oder kleinen Baum heran, so dass er auch den nötigen Schatten spendet, und liefert zweimal im Jahr Nutzbares: Jetzt im Juni wunderbar duftende Blütenstände, im Spätsommer dann violettschwarze Früchte.

Die Blüten enthalten keinen Nektar, sind also reine Pollenblumen, welche mit ihrem starken, betörenden Duft Bienen, Fliegen und pollenfressende Käfer anlocken. Die tellerartigen Blütenstände lassen sich mit Zuckerwasser zu Holunder-Sirup oder -Sekt ansetzen oder, in Pfannkuchenteig getaucht, zu köstlichen Küchlein ausbacken; besonders delikat ist mit den Blüten aromatisierte Panna Cotta. Aus den Früchten (es sind aus botanischer Sicht keine Beeren, sondern Steinfrüchte) wird ebenfalls Sirup, Gelee oder Marmelade gemacht. Die Stiele von Blüten und Früchten schmecken unangenehm und sind daher nicht zum Verzehr geeignet, das darin enthaltene schwache Gift zersetzt sich aber beim Erhitzen.

Die Mythologie kennt den Holderbusch als Wohnort guter Geister, was mit seiner vielfältigen Verwendung in der Volksheilkunde zusammenhängen dürfte. Medizinisch nachgewiesen sind zumindest harn- und schweißtreibende Wirkungen sowie positive Effekte gegen Grippeviren. Frau Holle, bekannt aus dem Märchen von Gold- und Pechmarie, hat den Strauch sogar im Namen, wobei nicht klar ist, wer da nach wem benannt wurde. Die umsichtige Gärtnerin hat jedenfalls genügend Gründe, um den Holunder als Guten Geist des Gartens in Ehren zu halten.

Seit 2009 erfasst die Deutsche Dendrologische Gesellschaft systematisch die größten Bäume Deutschlands. Der Schwarze Holunder im Nutzpflanzenrevier des Botanischen Gartens ist demnach das größte bekannte Exemplar seiner Art in Brandenburg und Berlin; der dickste seiner drei Stämme hat in Brusthöhe einen Umfang von 97 Zentimetern, bei einem Alter von nur etwa 30 Jahren. Das größte Exemplar Deutschlands befindet sich in Wolsfeld unweit der luxemburgischen Grenze und hat einen Stammumfang von über zwei Metern.

Vielfältige Einblicke in das Leben und das Holz von Bäumen – einschließlich Holunder – bietet der Botanische Garten derzeit in der Ausstellung „Auf dem Holzweg. Bäume und Holz“, die täglich zu sehen ist. Eine Führung zu heimischen und exotischen Bäumen gibt es am Sonntag, den 15. Juni um 15 Uhr. Die literarisch-botanische Führung „Wie Daphne zum Lorbeerbaum wurde“ schließt sich am Sonntag, den 22. Juni um 11 Uhr an. Am selben Tag gibt es um 14 Uhr den Kinder-Musikworkshop „Töne aus dem Holz locken“. Er endet um 16.15 Uhr mit einem kleinen Konzert, bei dem die musizierenden Kinder von der „Fagotterie Zehlendorf“ unterstützt werden, einem Ensemble vom Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Für die Veranstaltungen sind für umsichtige Gärtnerinnen und alle anderen Interessenten noch Karten zu haben. Michael Burkart

Michael Burkart

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