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Landeshauptstadt: Der Herr der Mikros

Tonmeister Roland Winke hat sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen

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Mit dem Sektglas in der Hand steht Roland Winke auf dem Parkett des Blauen Salons im Rathaus. Bei der kleinsten Bewegung gibt der Holzboden ein lautes Knarren von sich. „Mein Lieblingsgeräusch“, meint der Tonmeister mit einem ironischen Lächeln. Winke weiß: Solche Störgeräusche können den schönsten Filmdialog unbrauchbar machen. „Der Mensch ist in der Lage, Geräusche zu unterdrücken, die er nicht hören will – das Mikro nicht.“ Jetzt kann ihm das Knarren aber egal sein, denn der 48-jährige Potsdamer ist schließlich hier, um sich ins Goldene Buch der Landeshauptstadt einzutragen.

Damit honoriert Potsdam das bisherige Schaffen des heute freiberuflichen Tonmeisters, der sich durch seine Mitarbeit an Filmerfolgen wie „Der Untergang“, „Die Päpstin“ oder „Der Tunnel“ um den deutschen Film verdient gemacht hat. Gekrönt wurde seine Karriere 2007 bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises mit einer „Lola“ für den besten Ton in „Das Parfüm – Die Geschichte eines Mörders“ von Tom Tykwer. „Ich bin sehr stolz darauf, im Goldenen Buch zu stehen“, sagt Winke, „schließlich habe ich in Potsdam mein privates und berufliches Glück gefunden.“ Begleitet wird Winke heute von seiner Frau und seinen zwei Söhnen, die der gefragte Tontechniker manchmal wochenlang nicht zu Gesicht bekommt, wenn er für eine neue Produktion eingespannt ist. Bis nach Finnland, Marokko, Russland oder Australien hat es ihn schon verschlagen. Aber zum Glück „besuchen sie mich immer wieder mal beim Dreh“, so Winke. Angebote, aus Potsdam wegzugehen, habe es natürlich gegeben, „aber ich bin glücklich, dass ich geblieben bin.“ Winke hat sein Handwerk noch bei der DEFA gelernt, danach machte er per Fernstudium seinen Abschluss als Toningenieur an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Babelsberg.

„Roland Winke hat in den vergangenen Jahren an den wichtigsten deutschen Filmproduktionen mitgewirkt, die nacheinander zu großen Erfolgen wurden“, sagte Jann Jakobs (SPD). „Einige davon habe ich selbst gesehen – und ich gehe nicht in jeden Film!“ Eigentlich hätte der Eintrag ins Goldene Buch schon zum Auftakt des Filmjahres beim Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters stattfinden sollen, aber Winke war zu diesem Zeitpunkt für Dreharbeiten in der Türkei. Jetzt konnte er dies in aller Ruhe nachholen und plaudert im Gespräch mit Jakobs aus dem Nähkästchen: „Bei ‚Der Untergang’ saßen wir manchmal zehn Stunden in diesem sehr kleinen, niedrigen Bunker und jeder Ton musste sitzen. Bruno Ganz hatte nämlich gesagt: ‚Den Hitler kann ich in keiner Weise später nachsynchronisieren’. Das ging nur in dieser Atmosphäre.“

Falls jemals Dreharbeiten im Potsdamer Rathaus stattfinden sollten, weiß Winke auch schon, was er als erstes im Blauen Salon machen würde: „Dann würde ich hier mal durchwischen lassen, dadurch quillt das Holz und knarrt nicht mehr ganz so laut.“ Erik Wenk

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