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Landeshauptstadt: Der Herr über drei Schlösser

Daniel Goral ist neuer Kastellan für Orangerie, Neue Kammern und Belvedere Klausberg

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Die Orangerie, die Neuen Kammern und das Belvedere auf dem Klausberg haben einen neuen Kastellan. Daniel Goral (35) trat die Nachfolge des erfahrenen Reiner Jens Uhlmann an, der in den Ruhestand verabschiedet wurde.

In Potsdams Schlössern arbeitet der gebürtige Berliner nach Ausbildung zum Maßschuhmacher und im Verwaltungsfach sowie einem Studium schon seit 2002. Von Kindheit an geschichtsinteressiert, hatte er sich seinerzeit als Schlossführer für das Neue Palais beworben, war dann auch im Schloss Sanssouci und schließlich in der Orangerie und den Neuen Kammern tätig. Von 2006 an wurde Goral als Schlossassistent von Uhlmann auf dessen Nachfolge vorbereitet. Damals zog der zweifache Vater mit seiner Familie nach Potsdam, wo er sich inzwischen heimisch fühlt.

Der neue Kastellan hat drei Schlossbauten übernommen, die nicht im Mittelpunkt des touristischen Interesses stehen. „Das nahegelegene Schloss Sanssouci überstrahlt alles andere“, sagt er. Die Besucherzahl dafür wies die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten 2007 mit 428 000 aus, für Orangerie und Neue Kammern liegt sie trotz einer Steigerung jeweils im mittleren fünfstelligen Bereich.

Dabei haben beide Schlösser eine Menge zu bieten, die Orangerie beispielsweise den Raffaelsaal, die beiden Pflanzenhallen, die restaurierten russischen Malachitkunstwerke und an den Fassaden ein sehenswertes Skulpturenprogramm, das derzeit wiederhergestellt wird. Gemeinsam mit der Marketingabteilung möchte Daniel Goral diese Attraktionen stärker ins Licht rücken. Dabei stützt er sich auf ein etwa 20-köpfiges Team, von seinen beiden Assistentinnen über die von der Servicegesellschaft „Fridericus“ gestellten Kassierer und Aufsichten bis zum Hausmeister, denn auch für profane Dinge wie Heizung oder Reinigung ist ein Kastellan zuständig.

Wie man Interessenten ins Schloss holen kann, zeigt die Ausstellung „Neue Kunst in den Neuen Kammern“. Erstmals wird damit zeitgenössischen Künstlern die Möglichkeit geboten, historische Architektur und Lebenswelt des 18. Jahrhunderts in Skulpturen, Bildern und Installationen zu kommentieren, zu interpretieren und zu ironisieren. „Diese Ausstellung polarisiert natürlich, aber sie ist ein beachtlicher Publikumserfolg“, schätzt Goral ein. Neue Wege geht die Stiftung auch in der Nutzung der genannten Schlösser. Über Ausstellungen, Konzerte und Lesungen hinaus können einige Räume für private Feiern angemietet werden - vor einem Jahrzehnt noch undenkbar. Begeistert ist der Kastellan davon nicht - „doch unter den Hohenzollern wurden in den Schlössern ebenfalls Feste gefeiert.“ Dass ihre Nutzung für solche Zwecke weiter zunehmen wird, hält er für sicher, denn damit erschließt die Stiftung weitere Mittel für die Erhaltung und Sanierung der Welterbestätten. Nach dem Stress der Saison will Goral in Archiven Forschungen zur Nutzungsgeschichte der Bauten anstellen.

Bleibt das Belvedere auf dem Klausberg. Mit Hilfe der Messerschmidt-Stiftung teilrestauriert, böte es sich für kleinere Veranstaltungen an. Doch die Planungen scheiterten bisher an der miserablen Akustik im Oberen Saal. Schalldämmende Teppiche brachten keinen Erfolg, nun soll es mit Vorhängen versucht werden. Und so findet man abends hier am Unteren Umgang nur einige junge Leute, die die herrliche Aussicht genießen. Dagegen hat der Kastellan nichts: „Sie achten die Würde des Ortes und nehmen sogar die leeren Weinflaschen wieder mit.“

Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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