
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Der Imker von Sanssouci
Eberhard Bergner hält seine Bienen im Weltkulturerbe. In diesem Sommer bietet er Führungen an
Stand:
Auf der rechten Seite gackern fröhlich ein paar Hühner, während sie immer mal wieder nach Körnern picken. Schräg gegenüber in einem kleinen Tümpel quaken Frösche laut um die Wette und in der Mitte der Wiese summt ein Schwarm emsiger Bienen. Mittendrin steht Eberhard Bergner. Einzelne Bienen lassen sich auf seinem Kragen nieder, setzen sich auf seinen Kopf oder krabbeln an seinem Arm entlang. Davon lässt der Imker sich jedoch nicht beeindrucken.
Ruhig und gelassen erklärte er den Besuchern im Park Sanssouci alles Wissenswerte über Bienen und Honigherstellung. Eberhard Bergner war 20 Jahre lang Chefgärtner des Parkreviers zwischen Charlottenhof und Neuem Palais. Die Gestaltung des dortigen Nordgartens in Sanssouci war seine letzte Arbeit. Nun steht er kurz vor der Pensionierung, ist aber noch als Imker im Schlosspark tätig. Einen Teil seiner Bienenzucht kann man im Rahmen der Open-Air-Ausstellung „Paradiesapfel“ auf der Wiese links neben den Römischen Bädern beobachten. Unübersehbar steht dort ein knallroter Bienenstock, den die Besucher bei seinen Führungen auch aus minimaler Entfernung erleben durften.
„Ganz wichtig ist es, ruhig zu bleiben“, belehrt der Imker. „Dann passiert auch nichts. Hektische Bewegungen regen Bienen auf.“ Er selbst arbeitet die meiste Zeit ohne speziellen Schutzanzug oder Handschuhe. Nur einen Hut setzt er immer auf. „Nur sicherheitshalber. Stiche in den Kopf sind sehr unangenehm und auch nicht ungefährlich“, sagt er. „Aber eigentlich brauche ich keine Angst zu haben, die Bienen kennen mich ja.“ Tatsächlich scheinen sie nur kurz hektisch loszusummen, um kurz darauf wieder in ihren gewohnten Flugmodus zurückzufallen, als sich Bergner mit der kleinen Menschengruppe nähert. Gestochen wird er selten. „Das Schlimmste waren mal 15 Stiche in den Fußknöchel“, erzählt er. „Da war mir schon etwas schwummerig.“ Seit zwölf Jahren geht er bereits der Imkerei nach, Potsdam bietet dafür durch das viele Wasser das ideale Klima, wie er erklärt. Ein Hobby, das in der Familie liegt. „Mein Vater und mein Onkel hatten auch Bienen“, erzählt Bergner. „Ich bin also damit groß geworden und es ist auch mehr eine Lebensaufgabe für mich als ein Hobby.“
Das wird auch bei seinem Vortrag vor den Besuchern immer wieder deutlich. Vorsichtig, fast schon liebevoll, öffnet er die zwei oberen Ebenen des Bienenstocks und gibt den Blick frei auf die arbeitenden Bienen. „Hier sieht man zum Beispiel, wie sie ihre Waben bauen“, erklärt er und deutet dabei auf ein noch sehr kleines Wabengeflecht. „Das hier ist der sogenannte Wildbau, der sehr lange dauert.“ Um den Bau etwas zu beschleunigen, benutzen Imker häufig vorgefertigte Wachswaben, die die Bienen dann nur noch etwas auffüllen müssen. Auch das zeigt Bergner. „Ich nehme dafür altes Wachs von meinen Zuchten, das ich mit einer Presse in Form bringe“, sagt er. „So bleibt alles in der natürlichen Ordnung.“
In wieder anderen Waben kann man deutlich die sich noch im Entwicklungsstadium befindende Brut erkennen. „Die flacheren Erhebungen sind die späteren Arbeiterinnen“, erklärt der Imker dazu. „Das dickere werden mal die Drohnen.“ Letztere sind die männlichen Bienen, die nur eine Aufgabe haben: Die Königin zu begatten. Das geschehe allerdings außerhalb des Bienenstockes in hoher Luftzone, wie Bergner erklärt.
Die Wahl der Königin findet hingegen im Bienenstock statt – und das auf ziemlich grausame Weise. „Wenn die erste Königin geschlüpft ist, fängt sie an zu tröten, etwas, was nur die Königinnen können“, berichtet der Imker. „Wenn die anderen dann auch schlüpfen, tröten sie zurück. Daraufhin weiß dann die Erstgeschlüpfte, wo sie sind, geht hin und tötet sie.“
Bergner züchtet die österreichische Carnica-Biene, eine eher sanftmütige Art. Bei voller Entwicklung kann sein Bienenvolk aus bis zu 40 000 Bienen bestehen. „Dieses hier ist allerdings noch sehr jung“, erklärt er. „Es ist jetzt vielleicht auf einem Stand von 20 000.“
Deswegen könnten auch noch nicht alle Bienen fliegen und müssten gefüttert werden. Dazu legt der Imker ihnen Blüten in einen speziellen Futterkasten. „Zurzeit ist die Kastanie ganz groß im Rennen, auch bei den Flugbienen“, so der Imker. „Davor war es der Ahorn und danach kommt die Robinie, die dieses Jahr wahrscheinlich schon im Mai blühen wird.“ Anhand der Blütenphasen der Bäume orientiert sich Bergner auch zum Gewinnen des Honigs. „Ja, das ist eigentlich ganz einfach, wenn man darüber Bescheid weiß“, sagt er schmunzelnd. „Ist eine Blüte vorbei, sammelt man eine Sorte Honig ab.“ Um den Honig schön cremig zu bekommen, rührt er ihn während des Kristallisationsprozesses ganz lange. „Dadurch breche ich die Kristalle im Honig“, erklärt Bergner. „Dann wird er weich und verhärtet sich danach auch nie wieder.“
Doch nicht nur Honig gewinnt der Potsdamer Imker, sondern auch Propolis, ein Naturantibiotikum, das die Bienen herstellen, um Krankheitserreger im Bienenstock abzutöten. „Das ist eine ganz wunderbare Sache“, sagt Bergner und strahlt. „Angewendet in Tropfenform oder als Balsam hilft es vor allem gegen Halsschmerzen, aber auch gegen Gürtelrose und Pilze.“ Auch wenn sein eigentlicher Wohnort in Mecklenburg liegt, verkauft er verschiedene Sorten Honig und auch Propolis in Potsdam. „Ich versuche sonntags immer vor Ort zu sein, um für die Kunden da zu sein“, so der Imker und fügt lachend hinzu: „Aber nur solange der Vorrat reicht. Ich habe ja keine so riesengroße Ernte.“
Honig und Propolis verkauft Eberhard Bergner in der Ribbeckstraße 1 in Potsdam. Die nächste Führung rund um seine Bienen findet am 8. August 2014 um 14 Uhr statt. Treffpunkt an den Römischen Bädern.
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