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25 Jahre Mauerfall: Der Kniefall

Verstörte Funktionäre, ungläubige Redakteure. Der ehemalige PNN-Kulturchef Klaus Büstrin erinnert sich an den Mauerfall in Potsdam

Stand:

Am Abend des 9. November 1989 gegen 19.30 Uhr wartete ich auf die Straßenbahn am Platz der Einheit, um mich mit Freunden zu treffen. Auf den Straßen war um diese Zeit kaum noch Verkehr. In Potsdam war das nicht ungewöhnlich. Denn abends wurden auch hier die Bürgersteige hochgeklappt. Viele Potsdamer saßen bereits vor dem Fernseher, um die Extra-Nachrichten intensiv zu verfolgen. Unterwegs in der Straßenbahn fragte mich ein Bekannter, ob ich gehört habe, dass die Mauer geöffnet werden soll, dass alle DDR-Bürger in den Westen reisen dürfen, ohne ein Visum zu beantragen. Ab sofort. Ungläubig schaute ich ihn an. Zwar haben Protestaktionen in der gesamten DDR und die Entmachtung Erich Honeckers in den Tagen zuvor viel Hoffnung gebracht. Aber eine Maueröffnung ohne Vorankündigung? Die Freunde in der Waldstadt waren bereits durch Nachrichtensendungen im Fernsehen informiert. Der Fernseher wurde an diesem Abend nicht ausgeschaltet. Die historischen Momente des 9. November wollten wir nicht verpassen. Wenigstens auf dem Bildschirm. Wir sahen noch einmal Schabowski auf der internationalen Pressekonferenz, wie er auf die Frage nach dem Beginn der neuen Reiseregelungen radebrechte: „Das gilt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich.“

Was Klaus Büstrin noch erlebte, lesen Sie in der WOCHENDAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Am nächsten Tag kamen die Redakteure und Mitarbeiter der „Märkischen Union“ (MU), einer Tageszeitung der Ost-CDU, aus dem Staunen über die Öffnung der Mauer nicht heraus. Da das Blatt immer einen Tag mit aktuellen Meldungen hinterherhinkte, waren wir verwundert, dass bereits am 10. November ein kleiner Text über die damalige Lage noch kurz vor Redaktionsschluss von ADN, der einzigen DDR-Nachrichtenagentur, verbreitet wurde. Auch die MU konnte ihn veröffentlichen. Es hieß darin, dass für einen Besuch in Westberlin oder Westdeutschland ein Stempel im Personalausweis reichen würde, zu bekommen bei der Volkspolizei. Also schlossen wir für die Vormittagsstunden unsere Redaktionsräume ab, die sich im Haus des CDU-Bezirksvorstandes Potsdam befanden, und machten uns zur Dienststelle der Volkspolizei in der Bauhofstraße auf.

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