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GFZ-Sprecher Ossing geht in den Ruhestand: Der Kommunikator

Nach mehr als 22 Jahren geht der Sprecher der Geoforscher, Franz Ossing, in den Ruhestand.

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Es muss sich jemand im Tag geirrt haben. Gewitter gab es am Mittwoch, nicht am Donnerstag, als der langjährige Sprecher des Potsdamer GeoForschungsZentrums (GFZ) Franz Ossing in den Ruhestand verabschiedet wurde. Doch Gewitter sind für ihn nicht unbedeutend, ist er doch kein studierter Geologe sondern Meteorologe, der einst für eine Arbeit zum Lebenszyklus eines Gewitters sein Diplom erhielt.

Heute ist Ossing weit über Potsdam hinaus dafür bekannt, zu Prozessen auf und unter der Erde Auskunft zu geben. Bei jedem schweren Erdbeben oder Vulkanausbruch stehen bei ihm die Telefone nicht mehr still. Alle Welt will wissen, was in Potsdam gemessen wurde, denn von hier kommen exakte Daten. Ossing behielt in solchen Krisen immer einen kühlen Kopf. Mittlerweile gibt es eine von ihm koordinierte GFZ-Medien-Task-Force.

Seit 22 Jahren war der nimmermüde Ossing Sprecher des GFZ, das mittlerweile als Helmholtz-Zentrum zu der bedeutendsten nationalen Einrichtung der Geowissenschaft aufgestiegen ist. Ein dramatischer Höhepunkt war der Sumatra-Tsunami von 2004. Das Seebeben, das mit der folgenden Flutwelle 230 000 Menschen das Leben kostete, war am GFZ exakt registriert worden. Die Potsdamer Geoforscher erhielten aufgrund des Ausnahmebebens vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder den Auftrag, ein Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean zu entwickeln. Fortan war Potsdam mit diesem Ereignis eng verknüpft. Woran Ossing großen Anteil hatte, wie GFZ-Chef Hüttl zu dessen Abschied sagte. Schnell, qualitätsbewusst, vielseitig, kreativ und zuverlässig waren einige der Worte, die Hüttl für Ossing fand. „Der öffentliche Ruf des GFZ ist untrennbar mit Franz Ossing verbunden“, so der GFZ-Chef.

Ossing gilt auch als ungeduldig. Doch dass sich Erdbeben und Vulkanausbrüche nicht exakt vorhersagen lassen, erklärte der GFZ-Sprecher den Journalisten immer wieder mit Engelsgeduld. Die Qualität in der Wissenschaftskommunikation ist es auch, die ihn seit einigen Jahren umtreibt. Ossing konnte ein Ereignis schnell allgemeinverständlich erklären, doch für die exakte Formulierung verwies er stets an die Experten, von denen es am stetig wachsenden GFZ ja ausreichend gibt.

Ossing, der 1949 im westfälischen Gescher geboren wurde, kam 1994 an das GFZ. Unter anderem war er auch einer der Ideengeber für das Konzept eines Science Centers in Potsdam. Zwar wurde daraus nichts, aber immerhin gibt es heute eine Wissenschaftsetage. Seine Vorstellungen waren einst etwas größer, man dachte an Einrichtungen wie in Bremen oder dem kanadischen Ontario. Dass es anders kam, grämte den Kommunikator nicht lange. Hält er es doch mit Hegel, wonach der Gang zur Wissenschaft immer auch die Wissenschaft selbst ist. Jetzt übernimmt Josef Zens seinen Job. „Das nächste Erdbeben gehört Ihnen“, begrüßte Hüttl den Nachfolger von Ossing.Jan Kixmüller

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