Homepage: Der lange Weg zum Lehrstuhl
Ditmar Wick wurde zum außerplanmäßiger Professor an der Uni berufen
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Ditmar Wick wurde zum außerplanmäßiger Professor an der Uni berufen Lange Wege muss Ditmar Wick in seiner täglichen Arbeit an der Uni Potsdam eigentlich nicht zurücklegen. Seit 1984 doziert er am Institut für Sportwissenschaft und wohnt – anders als so mancher Kollege – ebenso lange in der Region: in Töplitz. Den Weg ins Büro fährt er gerne auch mal mit dem Fahrrad. Einen langen Weg hatte Ditmar Wick aber trotzdem hinter sich, bis er kürzlich seine Antrittsvorlesung an der Uni hielt. „Die Wende kam dazwischen“, sagt der 52-Jährige, wenn er seinen Lebensweg beschreibt. Denn eigentlich hatte für den jungen Sportstudenten aus Königs Wusterhausen alles sehr gut ausgesehen. Seine Diplomarbeit bestand Wick an der Humboldt-Uni (HU) in Berlin mit Auszeichnung. Es folgten Forschung und Lehrtätigkeit am Lehrstuhl. „Treibhausgemüse“ nennt Wick sich und seine Kollegen, die mit jungen Jahren an der Hochschule gefördert wurden. 1982 folgte die Promotion in Biomechanik. Auch sein privates Glück fand er an der HU. Einziger Wehmutstropfen: Seine Frau wurde als Lehrerin nach Töplitz versetzt. Wick zog mit nach Brandenburg und musste täglich zwei Stunden nach Berlin pendeln. 1984 dann endlich die Berufung nach Potsdam. Wick durfte bei der Umstrukturierung der Ausbildung am Institut der Sportwissenschaftler mitarbeiten. 1987 folgte die Habilitation. „Wenn der Lehrstuhlinhaber ausgeschieden wäre, wäre ich nachgerückt“, erzählt Wick. Doch es kam anders. 1990 waren Dozenten mit DDR-Vergangenheit plötzlich nicht mehr gefragt. Wick wurde zwar positiv evaluiert, doch mit den Aufstiegs-Chancen war es vorbei. „Als der Chef dann ausschied, war eine hausinterne Berufung nicht mehr gewünscht.“ Natürlich versuchte es Wick an anderen Hochschulen, doch die Vergangenheit belastete. „Ich kenne nur drei Kollegen aus der DDR, die einen Ruf in den Westen bekommen haben“, erzählt Wick. Er gehörte nicht dazu. Dass Wick nun doch noch seine Antrittsvorlesung als außerplanmäßiger Professoren geben durfte, verdankt er dem Brandenburgischen Hochschulrecht. Das erlaubt nach sechs Jahren Lehrtätigkeit als Privatdozent eine Berufung. Geändert hat sich für den 52-Jährigen dadurch nicht sonderlich viel. Er fährt weiter täglich in sein Büro und bringt seinen Studenten die Biomechanik und Bewegungswissenschaft näher. Den Bereich hat ihm sein vorgesetzter Professor von Anfang an überlassen. Nun geht sein Chef und Wick übernimmt die Position, die ihm ursprünglich einmal in Aussicht stand – natürlich nur kommissarisch. Denn ein neuer Professor wird auf jeden Fall berufen. Verbittert ist Wick darüber nicht. Er fühlt sich wohl an der Uni Potsdam und ist mittlerweile in der Region fest verwurzelt. „Ich kann nicht einfach sagen, ich packe jetzt meine Sachen und gehe nach Dortmund.“ Seit langem ist seine Frau Schulleiterin in Töplitz. Auch die beiden Töchter studieren in Potsdam und Berlin. Natürlich sind auch die beiden sportlich aktiv, „Stützen“ der Basketballerinnen des Unisportvereins, wie der Vater nicht ohne stolz betont. Auch Wick ist aus dem gesellschaftlichen Leben in Töplitz nicht mehr wegzudenken. Im Sportverein sitzt er im Vorstand. Für ihn eine logische Verbindung von Beruf und Freizeit. „Ich kann im Verein die größte Kompetenz einbringen.“ Der Insellauf geht unter anderem auf seine Initiative zurück. Auch im Kommunalparlament der Stadt Werder sitzt Wick – für die SPD. Bei der letzten Wahl drängten ihn die Genossen, auch im Kreistag anzutreten. Dass das nicht klappte, erleichtert den Sportler im Nachhinein. „Das hätte ich zeitlich gar nicht machen können.“ Denn nach wie vor ist Wick ab 7.30 Uhr im Büro. „Das ist hier im Sport anders als in anderen Disziplinen“, erklärt er. Joggen und rad fahren steht auf dem privaten Trainingsplan. „In letzter Zeit aber zu selten“, gibt er zu. Daneben treibt er Kraft- und Wintersport. Sportliche Theorie alleine, das kommt bei Wick nicht in Frage. Deshalb zeigt er mit seine Kollegen bisweilen auch bei Wettkämpfen mit den Studierenden, dass sie durchaus noch mit dem Nachwuchs mithalten können. Das Extrembeispiel erbrachte Wick 1997 beim Vasa-Lauf in Schweden. 90 Kilometer auf Langlaufskiern, das ist nur etwas für Ausdauertrainierte. „Es war ein Genuss, dabei durchzuhalten“, sagt Wick. „Im Nachhinein bin ich immer noch ein bisschen stolz.“ Stolz ist er aber nicht nur über sportliche Höchstleistungen. Als "emotionales Highlight" ist ihm ein Forschungsprojekt "Tauchen für behinderte und nicht-behinderte Jugendliche" im Gedächtnis geblieben. Beim Schwimmen im Roten Meer kamen die Unterschiede zwischen den Teilnehmern plötzlich nicht mehr zum Tragen. "Im Wasser war das Handicap der Behinderten aufgehoben", erklärt Wick. „Die Teilnehmer hatten Tränen in den Augen, weil sie das erleben konnten.“ Ein tolles Projekt, doch der Uni-Alltag sieht meist anders aus. „Wenn ich in den Vorlesungen frage, wer in der Schule Physik abgewählt hat, melden sich 60 bis 80 Prozent.“ Bei Biologie ist es kaum anders. „Das sind die Grundlagen für unsere Arbeit“, wundert sich Wick. Also muss er meist von ganz unten anfangen. „Biomechanik – wie geht das?“ lautete dann auch das Thema seiner Antrittsvorlesung. „Kollegen und Freunde wollten wissen, was ich da eigentlich mache“, erklärt Wick. Bodo Baumert Im Januar 2005 ist ein Lehrbuch der Biomechanik von Prof. Wick und Kollegen (Balingen, Spitta-Verlag) erschienen.
Bodo Baumert
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