WIEDEMANN bildet: Der Mai ist nicht gekommen
Der Mai war wettertechnisch ein verlängerter April und deshalb fällt mir auch nichts zum Thema Wonnemonat ein. Das gegoogelte Wissen um die Ursprünge des Begriffs Wonnemonat bringt mich als Stadtmenschen auch nicht weiter, über Tiere, die nun wieder auf die Weide getrieben werden können – der Wonnemonat als Weidemonat –, kann ich auch nichts berichten.
Stand:
Der Mai war wettertechnisch ein verlängerter April und deshalb fällt mir auch nichts zum Thema Wonnemonat ein. Das gegoogelte Wissen um die Ursprünge des Begriffs Wonnemonat bringt mich als Stadtmenschen auch nicht weiter, über Tiere, die nun wieder auf die Weide getrieben werden können – der Wonnemonat als Weidemonat –, kann ich auch nichts berichten. Irgendwie passte das Wetter aber dann doch zu dem, was hier und anderswo im viel besungenen Mai passierte.
Es war eine zunächst zufällige Terminüberschneidung Anfang Mai, dass der Wissenschaftsrat an den Tagen in Potsdam tagte, an dem der Landtag den Haushalt 2010 (endlich!) verabschiedete. Die Ministerin, Frau Dr. Münch und unser Ministerpräsident konnten sich in den Begrüßungsreden für die Mitglieder des Wissenschaftsrates dann auch zu Recht selbst loben: Das Bekenntnis des Parlaments zu Bildung, Wissenschaft und Forschung – Erhöhung der beiden Etats um insgesamt rund 75 Millionen Euro – war das wichtige und richtige Signal zu einem Zeitpunkt, an dem auch die Bildung der weltweiten Finanzkrisen geopfert schien und in einigen anderen Bundesländern gerade wird. Das Land Brandenburg kann im nationalen und internationalen Wettbewerb fast nur mit der Produktivkraft Bildung und Wissen punkten, es sei denn der Ganzjahres- Spargel und die Ganzjahres-Baumblüte werden – natürlich genetisch unbedenklich – erfunden, oder Bollywood und Hollywood entscheiden sich endlich dafür, ihre Filme nur noch im Land Brandenburg produzieren zu lassen. Die Kulissen der „Berliner Straße“ an der realen „Marlene- Dietrich-Allee“ haben längst bewiesen, dass kreative Filmszenografen im Verbund mit ebenso kreativen Kameraleuten und Regisseuren an diesem Ort fast alle vorstellbaren Stadtwelten filmisch entstehen lassen können. Merkwürdigerweise scheint in der Öffentlichkeit aber wenig Beachtung zu finden, was die Künstler und Kunsthandwerker hier an internationaler Reputation für unsere Stadt erreichen, und hier meine ich nicht nur die hier angesprochenen Kreativen im Filmbereich, sondern selbstverständlich auch die in den Bildenden Künsten, in der Literatur und in der Musik. Und natürlich auch im Theater, wo zum Beispiel das Team um Tobias Wellemeyer seit dieser Spielzeit mit manchmal verstörenden, hin und wieder sehr filmischen, zumeist aber interessanten Inszenierungen einen Beitrag zum künstlerischen Diskurs gesellschaftlicher Probleme leistet. Ich wünschte mir, dass diese Angebote mehr Widerhall fänden, auch bei den Politikern der Stadt und unseres Landes. Den Besuch des Landtagspräsidenten und des Stadtsekretärs im MWFK in der „Lola“- Premiere interpretiere ich als hoffnungsvollen Anfang des notwendigen Diskurses zwischen Kunst und Politik.
Unser Autor Dieter Wiedemann ist seit zehn Jahren Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen sowie zur Aufarbeitung und Wertung des DEFA-Filmerbes und des DDR- Kinderfernsehens verfasst.
Dieter Wiedemann
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: