SPITZEL-AFFÄRE: Der Mann, der Paffhausen stürzte
SPD-Chef Mike Schubert erzwang den Schnitt
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Wie wurde er unterschätzt. Als Matthias Platzeck 2007 seinen Wahlkreis in der Landeshauptstadt gegen die Uckermark tauschte und der langjährige, einflussreiche SPD-Stadtchef Rainer Speer gleichzeitig ins Havelland abwanderte, höhnte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg: „Die SPD gibt Potsdam auf.“ Mike Schubert, der damals die SPD-Rathausfraktion führte und dann den Parteivorsitz übernahm? Der galt nicht nur für Scharfenberg als Leichtgewicht.
Spätestens jetzt hat der 38-Jährige gezeigt, wie ernst man ihn nehmen muss. Manche sprechen vom „Meisterstück.“ Es war vor allem sein penetranter Druck auf eine saubere Klärung der Spitzel-Affäre, der zum Sturz des ins Zwielicht geratenen Stadtwerke-„Königs“ Peter Paffhausen führte. Er glich damit das desaströse Krisenmanagement seines Oberbürgermeisters Jann Jakobs aus, hielt die Kooperation zusammen, bewies mit seinem Abwahlantrag als einziger im Aufsichtsrat – im Gegensatz zum Linke-Oppositionsführer Scharfenberg – politischen Instinkt für die Grundstimmung im Stadtparlament, ja in der Stadt. In der SPD heißt es, es sei „mutig“, wie er sich damit endgültig aus dem Schatten seines Vorgängers Speer löste, dem Präsidenten vom Verein Babelsberg 03, in dem Paffhausen bisher Aufsichtsratschef ist. Klar, dass man hinter den Kulissen versuchte, ihn zu bremsen. Aber Schubert, der mal Industrieelektroniker und Einzelhandelskaufmann gelernt hat, später Politikwissenschaften und Volkswirtschaft an der Uni Potsdam studierte, gehört zur nachgerückten SPD-Generation, die auf einen anderen Stil setzt. Nicht auf die Hinterzimmer wie Speer, der einmal über die Jüngeren lästerte: Sie seien „keine Politiker, sondern Politologen.“ Schubert, der sich gelegentlich überschätzt, hat auch herbe Niederlagen einstecken müssen. Es traf ihn tief, als er 2009 bei der Landtagswahl den Wahlkreis gegen Scharfenberg verlor. Und als er nach dem Speer-Rücktritt öffentlich eine Erneuerung der SPD forderte, wurde er von Nachfolger Dietmar Woidke als Büroleiter zwangsversetzt.
Dennoch hat er sich in der Landespartei profiliert. Platzeck ernannte ihn zum Chef der Partei-Kommission, die ein Leitbild „Brandenburg 2030“ entwickelt. Mit Vorstößen wie für eine neue Fusionsdebatte scheute er den Konflikt mit dem altgedienten Generalsekretär Klaus Ness nicht, der ihm nun für die gezeigte Führungsstärke Respekt zollt: „Er füllt die Funktion aus. Er ist klar die Nummer Eins der Potsdamer SPD.“ Es klingt wie ein Ritterschlag.Thorsten Metzner
Mike Schubert, Jahrgang 1973, SPD-Chef in Potsdam seit 2008. Arbeitet im Innenministerium als Beauftragter für Katastrophenschutz. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
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