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Landeshauptstadt: Der Maßstab ist Hollywood

Heute feiert die Babelsberger Trickfirma Exozet Effects zehnjähriges Jubiläum

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Babelsberg – Am blauen Himmel taucht plötzlich Daddy Cool auf. Vor dem Fenster erscheint ein leuchtendes Herz – wie ein Feuerwerk. Wir sind in den späten 1950er Jahren, in der schrillen Welt von Oskar Roehlers neuem Film „Jimi und Lulu“. In der nächsten Woche will der Regisseur („Elementarteilchen“) auf Arbeitsbesuch ins Babelsberger FX.Center kommen. Denn dass die Herzchen wirklich so vor dem Fenster tanzen, wie er sich das vorstellt, dafür sorgen die Computerexperten von Exozet Effects.

Heute feiert das Team um Chef Olaf Skrzipczyk zehnjähriges Geschäftsjubiläum. Über leere Auftragsbücher kann der gelernte Kameramann nicht klagen: Momentan entstehen an den Rechnern im FX.Center neben dem Roehler-Film auch zwei Märchenfilme fürs das Vorweihnachtsprogramm von ARD und ZDF. Auch Andreas Dresens neue Tragikomödie „Whisky mit Wodka“ soll demnächst nachbearbeitet werden.

„Das Bewusstsein für digitale Technik nimmt zu“, freut sich Skrzipczyk. Nach Megaproduktionen wie dem „Herr der Ringe“-Epos sei auch der Anspruch der Zuschauer gewachsen. Dass für das Fantasy-Spektakel 300 Leute drei Jahre an den Effekten gearbeitet hätten, werde aber schnell vergessen.

Schon Jahre bevor er die Firma gründete, bastelte Skrzipczyk daheim im Schnittstudio Filmtricks, zum Beispiel in Szenen für das Kinderabendprogramm „Sandmännchen“ oder den Fernsehfilm „Spuk aus der Gruft“. „Ich war schon immer trickbegeistert“, erinnert sich der 43-Jährige: „Ich wollte Dinge machen, die man eigentlich nicht machen kann.“ Eine Zeitlang pflegte er diese Leidenschaft als Hobby: „Jeden Tag wurde das Wohnzimmer kleiner“, erzählt Skrzipczyk, der das zweijährige Meisterstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) 1989 abgeschlossen hat – als „letzter Meisterschüler der DDR“. Heute unterrichtet er an seiner ehemaligen Hochschule.

1998 entschloss er sich, alles auf eine Karte zu setzen und sich mit einer Trick-Firma selbständig zu machen: Mit fünf Mitarbeitern startete Exozet Effects im neuen FX.Center. Dass die digitale Filmtechnik wenig später einen solchen Boom erleben sollte, habe damals – 1998 – kaum jemand geglaubt. Heute ist der Geschäftsführer stolz darauf, als einziger Erstbezieher des Centers in Babelsberg überlebt zu haben.

22 Mitarbeiter sitzen dort vor den Computern. Über 70 Projekte haben sie in den vergangenen zehn Jahren übernommen. Der Fokus lag von Anfang auf Kinofilmen, erzählt Skrzipczyk. Zweites Standbein sind Visualisierungen für wissenschaftliche Filme, zum Beispiel für die NASA. Als Qualitätsmaßstab gilt Hollywood – auch in Babelsberg: „Man muss Hollywood anpeilen, um bei gutem europäischen Standard anzukommen“, sagt der Potsdamer, der sich selbst als „Perfektionist“ beschreibt. „Zufrieden ist man nie“, sagt er. „Aber man muss versuchen, nach den Sternen zu greifen.“

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