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Landeshauptstadt: Der Postmann klingelt zweimal

Überwiegend Firmen nutzen private Briefdienste – elf Unternehmen haben die Lizenz zum Schicken

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Die Zeiten der gelben Briefkästen sind vorbei. Heute prägen andere Farben die Potsdamer Briefkastenlandschaft: 26 rote Einwurfkästen betreiben zum Beispiel die „Briefboten“ mit Sitz in der Babelsberger Friesenstraße. Im vergangenen Sommer eröffnete in der Karl-Liebknecht-Straße ein Shop der Berliner „PIN AG“. Der nach eigenen Angaben größte private Briefdienstleister Deutschlands hat in Potsdam bereits 16 dunkelblau-hellgrüne Kästen aufgestellt. Mit zehn Filialen ist die Deutsche Post zwar immer noch Marktführer, aber dass zwei Briefträger pro Tag kommen, ist in der Landeshauptstadt keine Seltenheit mehr. Anders als in Berlin, sieht Rolf Schulz, Post-Pressesprecher für Brandenburg, in Potsdam allerdings „keine sehr zugespitzte Wettbewerbssituation“.

Wie viele private Postanbieter gibt es in der Landeshauptstadt? Elf Unternehmen mit Sitz in Potsdam haben die Lizenz zum Schicken. Das geht aus den Lizenznehmerlisten der so genannten Bundesnetzagentur hervor. Diese Behörde überwacht unter anderem den Wettbewerb auf dem Postmarkt. Lizenzpflichtig ist die Beförderung von Briefen bis 1000 Gramm. Wer diesen Dienst ohne Lizenz anbietet, muss mit bis zu 500 000 Euro Bußgeld rechnen. Daneben gibt es in Potsdam auch bundesweit arbeitende Anbieter wie PIN.

Wie viele Briefe befördern sie am Tag? Das ist unterschiedlich: Andreas Wölke vom Ein-Mann-Unternehmen „Parcour“, kommt auf 1000, die Briefboten leiten pro Tag 15 000 bis 20 000 Briefe weiter. PIN hat keine Regionalzahlen: Eine Million Briefe befördert das Unternehmen nach eigenen Angaben täglich deutschlandweit. Bei der Deutschen Post sind es dagegen allein im Briefverteilzentrum Stahnsdorf für den Postleitzahlbereich 14 bis zu drei Millionen Sendungen täglich.

Wer nutzt das? 80 Prozent der Kunden sind Firmen, sagt Mike Müller von den Briefboten. Andreas Wölke von Parcour hat „eigentlich nur Geschäftskunden“. Auch Post-Sprecher Schulz ist überzeugt: „Der Privatkunde ist unser Kunde.“

Wie funktionieren die Briefdienste? Das ist je nach Anbieter verschieden. Nicht alle betreiben Briefkästen und bieten Briefmarken an. Viele Unternehmen holen die Post kostenlos vom Kunden ab. So zum Beispiel die Briefboten, allerdings erst ab zehn Briefen. Die PIN-Briefe holen vier bis fünf Radler ab – von Geschäftskunden, wie Detlef Baganz, der Koordinator für Brandenburg, betont. Geliefert werden die Briefe nach Hause. Kleine Firmen wie Parcour arbeiten dafür mit anderen Unternehmen zusammen. Aber auch die Auslieferung der PIN-Post erfolgt in Potsdam über „Zustellpartner“.

Wohin werden die Briefe verschickt? PIN liefert bundesweit, die „Briefboten“ und „Parcours“ in die neuen Bundesländer. Das Zustellungsgebiet sollte man beim Anbieter erfragen.

Was kostet das? Generell gilt: Privat ist billiger, und das sogar bei den Bruttopreisen. So kostet ein Brief bei den Briefboten 49 Cent, 54 bei PIN, bei Parcours 41 Cent. Die Preise beinhalten 19 Prozent Umsatzsteuer, von denen die Deutsche Post bisher befreit ist. Jana Haase

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