Landeshauptstadt: „Der Preis ist zu niedrig“
„Ekelfleisch“ auch bei einem Potsdamer Döner-Imbiss / Kontrollen alle drei bis sechs Monate
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Ein Döner-Imbiss in Potsdam hat zwischen Ende Juli und Mitte August höchstwahrscheinlich das sogenannte „Ekelfleisch“ aus Bayern verkauft. Das bestätigte gestern das Potsdamer Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt auf PNN-Anfrage. Das minderwertige Fleisch, das vor allem aus Schlachtabfällen bestand, habe der Potsdamer Döner-Verkäufer von einer Berliner Firma gekauft; es sei zu diesem Zeitpunkt bereits umetikettiert gewesen. Das Lebensmittelüberwachungsamt geht davon aus, dass das „Ekelfleisch“ von Kunden des Imbisses verzehrt worden ist. Döner-Spieße aus dem fraglichen Zeitraum seien nicht mehr vorhanden gewesen, sie würden täglich gekauft und am selben Tag aufgebraucht. Die Prüfung der Lieferpapiere für das „Ekelfleisch“ dauere an, so das Potsdamer Überwachungsamt.
Um welchen Döner-Imbiss es sich handelt, wollte die Stadt nicht bekannt geben. Der Imbiss werde aber alle drei Monate unangemeldet von Mitarbeitern des Lebensmittelüberwachungsamtes überprüft. Generell würden alle Imbisseinrichtungen der Stadt alle drei bis sechs Monate kontrolliert. Zudem würden regelmäßig sogenannte „amtliche Lebensmittelproben“ gezogen. Dabei werde auch Dönerfleisch untersucht. Beanstandungen wie im Fall des aus Bayern stammenden „Ekelfleischs“ habe es in Potsdam bisher nicht gegeben. Fleischkontrollen seien eine Schwerpunktaufgabe des Lebensmittelüberwachungsamts. Es würden alle Lebensmitteleinrichtungen und Unternehmen, die Fleischprodukte herstellen, behandeln oder verkaufen, kontinuierlich kontrolliert.
Im Döner-Laden in der Heinrich-Mann-Allee hat man auf den neuesten Skandal bereits reagiert: Dort schmorte gestern „Chicken Döner“ – ein Hühnerfleischspieß – vor dem Grill. Noch bis Mittwoch habe er ausschließlich Hackfleischdöner verkauft, sagt Besitzer Yakup Taflan. Wegen der Medienberichte gebe es weniger Kunden, räumt er ein. Für ihn ist die Debatte allerdings „Quatsch“. Sein Döner kostet 1,40 Euro. Bei höherem Preis würde er die Kunden verlieren, sagt er. Das Fleisch bezieht er von der Firma Baha aus Falkensee – „jeden Tag frisch“. Liliana Ciuaru dagegen merkt vom jüngsten Skandal noch nichts: Allerdings habe es nach dem Gammelfleisch-Skandal im vergangenen Jahr einen Einbruch gegeben, sagte die Betreiberin des „Alanya Grill“ in der Ebertstraße gestern den PNN. Das habe aber wieder nachgelassen. Sie habe damals unter anderem damit reagiert, die Herkunftszertifikate der Fleischspieße im Laden auszuhängen: „Das ist auch eine Sicherheit für den Kunden“, so Ciuaru, die ihre Döner für 2,50 verkauft. „Der Preis ist zu niedrig“, findet sie allerdings. Allein für das Fleisch bezahle sie einen Kilopreis von vier Euro. Von einem Kilogramm Fleisch könne sie vier Portionen herstellen. Ciuaru hält einen Preis von vier Euro pro Dönerportion für angemessen: „Es ist ja ein gutes Gericht, alles frisch“, erklärt die gebürtige Rumänin. Aber die meisten Imbiss-Besitzer hätten Angst, dass bei höheren Preisen die Kunden wegblieben.
Sait Yesilmen, Imbiss-Besitzer am Platz der Einheit, ärgert sich darüber, dass die „Ekelfleisch“-Debatte auf den Schultern der Dönerbuden-Besitzer ausgetragen wird: Das Problem seien schließlich die deutschen Fleischhändler. Ein Döner kostet bei ihm zwei Euro. Kunden habe er keine verloren: Der Zuspruch sei „normal“. „Wir merken gar nichts“, sagt auch Ohtay Tekdal, Mitarbeiter bei „Bistro Ebert 35“. Er beziehe sein Fleisch „täglich frisch“ aus Panketal. Der Döner kostet 2,20 Euro. „Das, was wir selber nicht essen, würden wir ja auch nicht verkaufen“, sagt Tekdal.
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