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Landeshauptstadt: Der Schmerz bleibt

Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder in der Sternkirche

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Am Stern - Dutzende Kerzen brannten auf dem Altarstein in der Sternkirche. Fast alle der rund 30 Besucher des Gedenkgottesdienstes zündeten ein Licht an. Jedes stand für ein verstorbenes Kind.

Ein Thema, das aktueller denn je ist: Tote Kinder. Umgekommen durch Verbrechen oder Krankheit, nur wenige Tage alt geworden oder einige Jahre. Für Außenstehende ist solch ein Umstand bereits oft unfassbar. Für Eltern, Freunde, Großeltern, ist es ein Schmerz, der – glaubt man den vorgetragenen Gedichten und den ausgestellten Bildern – nie vergeht. „Zeit, Raum und seelische Begleitung“, umreißt Pfarrerin Beate Grümmer die drei wichtigsten Betreuungsmerkmale für betroffene Angehörige aus ihrer Sicht. Grümmer, auch Krankenhausseelsorgerin im Bergmann-Klinikum, hatte gemeinsam mit ihrer Kollegin Cornelia Behrmann und Mitgliedern der von ihnen begleiteten Gruppe „Verwaiste Eltern“ am vergangenen Sonnabend zu einem Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder geladen. Es ist ruhig im Gotteshaus, wenn nicht gerade die kleine Orgel spielt. Umso deutlicher durchdringen unterdrückte Schluchzer die Stille. Eine bedrückende Atmosphäre für Außenstehende. Für die Betroffenen ist diese Zusammenkunft jedoch eine Möglichkeit, Gefühle und Gedanken miteinander zu teilen.

„Der Schmerz bleibt“, weiß Grümmer aus ihren Gesprächen mit verwaisten Eltern, egal wie lang der Tod des Kindes zurückliegt. Eine Mutter schildert während des Gottesdienstes ihre Gedanken in einem Gedicht und vergleicht die Trauer mit einem steten Gast, der zu Hause sitzt. Nach dem ersten Schmerz wollte sie die Trauer aus ihrer Wohnung entfernen, „doch ich musste erkennen, dass sie nun zu meinem Leben dazugehört“, erzählt sie gefasst vor Menschen, die Ähnliches erleben mussten.

Unfassbare Ereignisse wie der Tod eines Kindes zu verarbeiten, gelingt besser in einer Gemeinschaft, die gleiches erfahren mussten, glaubt Beate Grümmer. Bereits vor drei Jahren erkannte sie den Bedarf . „Vorher mussten wir immer auf Angebote in Berlin verweisen.“ Daraufhin gründete sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Behrmann den betreuten Kreis. Er trifft sich an jedem letzten Mittwoch im Monat im Ambulanten Hospizdienst in der Karl-Liebknecht-Straße. Auch bei Sekiz haben sich mittlerweile Selbsthilfegruppen zusammengefunden.

Froh sei sie, sagt Beate Grümmer, wenn neben dem Schmerz Raum für andere Gefühle geschaffen wird. „Bei einigen Betroffenen setzt irgendwann auch Dankbarkeit für ein Geschenk ein, das Geschenk des Lebens, das ihnen für einige Zeit gemacht wurde.“ Die Tränen in den Gesichter am vergangenen Sonnabend in der Sternkirche zeigen aber auch: der Schmerz bleibt immer. Kay Grimmer

Begleitete Gruppe „Verwaiste Eltern“, Kontakt: Pfarrerin Beate Grümmer, Krankenhausseelsorgerin im Bergmann-Klinikum, Tel.: (0331) 24 14 698; Selbsthilfegruppe „Sternkinder“ im Sekiz, Kontakt: Renata zu Dohna, Tel.: (0331) 58 12 897, Selbsthilfegruppe für Eltern, die ihr herangewachsenes Kind verloren haben im Sekiz, Kontakt: Petra Sigel, Tel.: (0331) 81 70 606.

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