20 Jahre Stern-Center in Potsdam: Der Shopping-Stern
Das Potsdamer Stern-Center feiert seinen 20. Geburtstag. Einst in schwierigen Zeiten eröffnet, ist das Einkaufszentrum nun schon lange fest verankert in der Region.
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Potsdam - Wer mag, kann hier auf die Größe eines Gartenzwerges schrumpfen. Rein virtuell natürlich nur. Eine Selfie-Box im Potsdamer Stern-Center macht das derzeit möglich. Gleich hinter dem Info-Punkt im Zentrum der großen Mall steht die U-förmige Box, in deren Innern man der Realität ein Schnippchen schlagen kann. Denn hier entstehen Fotos, die es in der realen Welt nicht gibt. Da ist ein Mensch schon mal so klein wie ein Gartenzwerg und eine Katze größer als man selbst.
Stern-Center ist ein fester Begriff in Potsdam
Die spaßige Fotobox ist Teil des Angebots rund um die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Geburtstag des Stern-Centers, die ab dem heutigen Donnerstag bis zum 29. Oktober begangen werden. Mehr als 20 000 Preise wollen die ansässigen Händler und das Center-Management in den nächsten Tagen unter die Besucher bringen. Ein Bühnenprogramm und Rabattaktionen sollen für zusätzlichen Wirbel sorgen. „Ein Kommen lohnt sich auf jeden Fall“, verspricht Center-Manager Ralph Teuber. Die Präsidentin des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Karin Genrich, und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wollen heute um 11 Uhr mit einer feierlichen Veranstaltung im Center den Jubiläumsreigen eröffnen.
Das Stern-Center ist heutzutage in Potsdam ein fester Begriff, auch aus dem Umland und dem Südwesten Berlins kommen Menschen zum Einkaufen hierher. Im Shoppingcenter Performance Report für 2016, der den wirtschaftlichen Erfolg von Mietern in Einkaufscentern auf Grundlage von Händlerbefragungen misst, belegte das Center an der Nuthestraße deutschlandweit den fünften Platz.
Spiegel: „Der Jammer-Ossi hat ein Zuhause: Potsdam.“
Als der Einkaufs-Tempel vor 20 Jahren, am 24. Oktober 1996, eröffnet wurde, da wusste niemand, welche positive Entwicklung die brandenburgische Landeshauptstadt einmal nehmen würde. Es war die Zeit, als wachsende Arbeitslosigkeit um sich griff und die Rückübertragung von sogenannten Westgrundstücken schwer auf vielen Menschen, besonders im Umland, lastete. Und es waren die Jahre, als das Gezerre um Immobilien so manche dringend nötige Gebäudesanierung verzögerte. Kurzum, die Menschen in der Region waren unzufrieden. Das konnte man damals auch im Magazin „Der Spiegel“ lesen. Gut zwei Wochen bevor das Stern-Center eröffnet wurde, kam das Hamburger Politmagazin mit einer Titelgeschichte über das Lebensgefühl der Menschen in Ostdeutschland heraus. Das Ergebnis für Potsdam formulierten die „Spiegel“-Macher griffig und niederschmetternd zugleich: „Der Jammer-Ossi hat ein Zuhause: Potsdam.“
In dieser schwierigen Zeit also sollten die Potsdamer im Center an der Nuthestraße die Vorzüge der westlichen Glitzerwelt zu schätzen lernen, von Geschäft zu Geschäft bummeln, ohne dabei jemals einen Regenschirm aufspannen zu müssen. Shoppen, bis der Geldbeutel leer ist. Doch es gab auch die Sorge, der Riesenbau auf der grünen Wiese mit seinen 35 000 Quadratmetern Verkaufsfläche könnte aus der Potsdamer Innenstadt zu viel Kaufkraft abziehen und damit das städtische Zentrum kaputt machen. 320 Millionen Deutsche Mark wurden damals in das Projekt investiert.
Erste Besichtigung nur über Stock und Stein
Eine, die das Stern-Center von Anfang an kennt, ist Sylvia Liedtke-Dräger, Leiterin der Filiale des Tabakwarengeschäfts T.H. Kleen im Stern-Center. Als sie sich im Herbst 1996 zum ersten Mal den Raum für den zukünftigen Laden anschauen sollte, so erinnert sich Liedtke-Dräger, „sind wir hier rein über Stock und Stein“. Es seien nur noch wenige Wochen bis zur Einweihung gewesen, aber alles sei noch tiefste Baustelle gewesen. Sehr lange habe sie an jenem Tag nach einem Parkplatz gesucht. Die beiden Parkdecks mit ihren 2100 Stellplätzen waren noch im Bau. „Dann hat man den Laden gesehen: eigentlich nur vier blanke Wände.“ Irgendwann kam die Inneneinrichtung. Das Geschäft wurde eingeräumt. Bis Mitternacht vor der Eröffnung haben sie damals gewirbelt, sagt die Filialleiterin. Am nächsten Morgen musste alles startklar sein.
Auch Karin Genrich war mit ihrem Modegeschäft Mieterin der ersten Stunde. Für den Ladenausbau und die Einrichtung habe sie damals einen Kredit von 196 000 D-Mark Mark (rund 100 000 Euro) aufgenommen. Denn auch die modebegeisterte Frau musste aus dem leeren und kahlen Raum erst einmal ein ansprechendes Geschäft gestalten. „Sie bekamen eine Blackbox zugewiesen“, sagt Genrich über die damalige angemietete Fläche. Den Fußboden, ja sogar die Glasfassade zum Wandelgang hin habe sie auf eigene Kosten eingebaut. So waren die Konditionen nun einmal. 16 Jahre hatte Genrich ein Geschäft im Center. Die Unternehmerin hält die Mall in Potsdams Süden noch immer für eine der schönsten ihrer Art. Genrich gibt zwar zugleich zu: „Mein Herz schlägt für die Innenstadt.“ Doch das Stern-Center habe mit den vielen kostenlosen Parkplätzen einen echten Standortvorteil.
Über 24.000 Besucher pro Tag
Auch Sylvia Liedtke-Dräger aus dem Tabakladen findet die Shoppingmall noch immer schön. Die Center-Leitung habe stets ein offenes Ohr für sie. Besonders freue sie sich jedes Jahr auf Weihnachten. Dann sei das Haus immer so festlich geschmückt. „Ich gehe super gerne hier zur Weihnachtszeit arbeiten“, sagt sie. Nach den Mietkonditionen für den Laden befragt, schweigt Liedtke-Dräger allerdings. Dazu dürfe sie nichts sagen. Das verlange ihr Unternehmen so. Irgendwie erschwinglich scheint es immerhin zu sein, denn Leerstand sieht man im Haus nicht. 85 Geschäfte mit insgesamt über 600 Arbeitsplätzen gebe es hier derzeit, sagt Center-Manager Teuber. Im Schnitt kämen über 24 000 Besucher jeden Tag ins Haus. Eigentümer der Mall seien ein ECE-Fonds und die Unternehmerfamilie Otto.
Den Potsdamern ist der sternförmige Bau indes nicht nur als Einkaufsmeile bekannt. So hat hier das Stabhochspringen eine lange Tradition. Auch Starkoch Ronny Pietzner ließ sich im Center beim Schaukochen schon in die Pfanne schauen. Der bekannte Designer Luigi Colani gab sich hier ebenfalls die Ehre. Und Jette Joop stellte hier ein Parfüm vor.
Manager Teuber verspricht nun einen anderen Branchenmix. Einige Mietverträge würden bald auslaufen. Mit einem größeren Wechsel sei aber nicht zu rechnen. Die Aufenthaltsqualität will Teuber indes erhöhen. Wie genau, sagt er nicht, denn die Planungen liefen noch. Der zwischenzeitlich geplante Ausbau des Centers sei aber definitiv vom Tisch.
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