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Landeshauptstadt: Der Sinn der Austerngabel

Potsdamer siegte bei der 4. Jugendmeisterschaft für Systemgastronomie

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Sesam, Wachteleier, Thymian, rote Linsen: Ein rundes Dutzend Delikatessen in Bechern ist auf dem langen Tisch aufgestellt. Hier muss jeder vorbeigehen, der zeigen will, dass er etwas von seinem Beruf versteht. Angehende Gastronomen müssen aber nicht nur die Proben richtig identifizieren, sondern auch sinnvolle Vorschläge für die Verwendung nennen – und den Sinn von Spezialbesteck wie dem Gourmet-Löffel oder der Austerngabel erklären können. „Warenerkennung“ heißt diese Disziplin: Es war eine von drei Kategorien, in der sich die Teilnehmer der 4. Brandenburgischen Jugendmeisterschaft für Systemgastronomie am Mittwoch in der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK) beweisen mussten.

Aber was ist Systemgastronomie eigentlich? Im Gegensatz zu individuell geführten Restaurants konzentriert sich dieser Branchenzweig darauf, Arbeits- und Zubereitungsabläufe zu standardisieren. Typische Vertreter sind etwa Lieferdienste für Pizza, Fast-Food-Restaurants oder Restaurantketten. „Aber die Vorstellung, dass da nur Fertigprodukte verwendet werden, ist nicht richtig“, betont Marco Lindemann, Ausbildungsberater der IHK Potsdam: „Tatsächlich orientiert man sich mittlerweile auch in individuell geführten Betrieben an der Systemgastronomie.“

Rico gehört zu den insgesamt zehn Teilnehmern des Wettbewerbs. Der 21-jährige Berliner lernt bei Marché im Flughafen Schönefeld und ist zum ersten Mal bei der Jugendmeisterschaft. „Zuerst hatte ich eigentlich eine Ausbildung als Elektromechaniker, also etwas ganz anderes, und hab nur nebenbei bei Marché gearbeitet“, sagt er. Als Gastronom fühlte er sich jedoch wohler. Ein bisschen nervös war er wegen der bevorstehenden Aufgaben schon: „Die Warenerkennung ist nicht ganz so einfach, aber Präsentation kann ich aus dem Eff-Eff.“

Den Theorie-Teil der Meisterschaft haben die Teilnehmer schon im Februar absolviert, im Praxis-Teil geht es jedoch darum, Probleme zu lösen, wie sie tagtäglich bei der Arbeit auftauchen können: Was tun, wenn in einem Betrieb zu viel Geld für Waren ausgegeben wird, die Kunden aber gleichzeitig über mangelnde Qualität klagen? Für solche und andere Fragen gilt es, Lösungskonzepte zu entwickeln und der Jury zu präsentieren – genau, wie man es im echten Leben vielleicht irgendwann mit seinen Mitarbeitern machen muss.

Der erst 1998 offiziell eingeführte Branchenzweig sei deutschlandweit der am stärksten wachsende Bereich in der Gastronomie, sagt Lindemann. Dennoch sei der Ausbildungsberuf noch relativ unbekannt. Dabei biete er schnelle Aufstiegschancen, wie die Karriere von Jury-Mitglied Roy Ulbrich zeigt: Vor fünf Jahren hat er seine Ausbildung abgeschlossen, heute leitet er zwei McDonald’s-Filialen. „In der normalen Gastronomie ist das so schnell nicht möglich“, sagt Lindemann.

Chancen, die auch der Wettbewerbssieger, Robert Proschwitz, von World of Pizza in Potsdam, hat: Der 21-jährige Potsdamer erhielt einen Wanderpokal und eine Medaille. Im Herbst wird er nun für Brandenburg beim Nationalen Azubi-Award in Düsseldorf antreten. Erik Wenk

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