Landeshauptstadt: Der Soldatenstreik in Beelitz
Vortrag: „Widerständiges Verhalten“ in der NVA
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Im August 1951 wurden acht Volkspolizisten der Polizeischule II Potsdam festgenommen. Weil sie sich als Gruppe gegen die undemokratische Entwicklung und die geheime Aufrüstung in der DDR gewandt und dabei Kontakte zum Ostbüro der SPD aufgenommen hatten, verurteilte sie das Landgericht zu hohen Haftstrafen. Sie wurden den sowjetischen Behörden übergeben, die Wachtmeister Wolfgang J. sogar hinrichteten.
Silvester 1989 brach in der Beelitzer Kaserne der größte Soldatenstreik in der Geschichte der DDR aus. Die Volksarmisten forderten unter anderem bessere Dienstbedingungen und ein Mitspracherecht in sozialen Belangen. Von Anfang bis zum Ende der DDR-Armee und ihrer Vorgänger gab es also auch auf Potsdamer Territorium „widerständiges Verhalten“. Darüber berichtete Dr. Rüdiger Wenzke, Militärgeschichtliches Forschungsamt, in einem Vortrag der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW), Sektion Potsdam. Die Volksarmee blieb jedoch stets eine Stütze des SED-Regimes, wenngleich Wehrdienstverweigerungen, Desertionen, Befehlsverweigerungen und daraus resultierende Verurteilungen jeweils fünfstellige Zahlen erreichten. Den Soldaten, die selbst im berüchtigten „Armeeknast“ Schwedt ihren politischen Überzeugungen treu blieben, könne man den Respekt nicht verweigern, meinte Wenzke, der auch Autor des viel beachteten Buchs „Staatsfeinde in Uniform?“ ist. An seinen Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an, so über den Einfluss der Staatssicherheit auf die Armee.
Dr. Kurt Hecht wies auf die Bedeutung der Vermittlung sicherheits- und wehrpolitischer Kenntnisse hin. Die 1994 gegründete und von ihm geleitete Potsdamer GfW-Sektion, die etwa 30 Mitglieder zählt, veranstaltet dazu regelmäßig Vortragsabende, die von der Landeszentrale für Politische Bildung gefördert werden. Themen aus dem Jahresprogramm 2007 sind unter anderem „Pulverfasss Naher Osten“ (März), die Militärseelsorge in der Bundeswehr (Juni) oder „Polen und die NATO“ (September). Ort der Vorträge ist in der Regel das Dienstleistungszentrum (vormals Standortverwaltung) der Bundeswehr in der Behlertstraße 4.
Am Donnerstag, 8. März, 19 Uhr findet abweichend davon im Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Zeppelinstraße 127/128, ein Sondervortrag zu der aktuellen Frage „Schwierige Partnerschaft? Die Türkei und die europäische Sicherheit“ statt. Darüber spricht Thomas Kossendey, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verteidigung. E. Hoh
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