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Landeshauptstadt: Der Star und die Hühner

Roman Polanski hat hier gedreht, Quentin Tarantino, Tom Cruise, Jude Law, Helge Schneider und zuletzt George Clooney: Wie Krampnitz zu Hollywood-Ehren kam HEUTE TEIL 6: Eine Kaserne macht Kinokarriere

Stand:

Vor mehr als 70 Jahren zogen aus der Krampnitzer Kaserne die Wehrmachtssoldaten in den Zweiten Weltkrieg – seit dem Abzug der sowjetischen Truppen im Jahr 1993 ist das zunehmend verfallende Kasernenareal immer wieder Drehort gewesen für Filme, die aus der Zeit des Weltkriegs erzählen. Tom Cruise, Roman Polanski, Jude Law und Quentin Tarantino haben Krampnitz als Kulisse für sich entdeckt – jüngster prominenter Gast aus Hollywood war im April der Schauspieler und Regisseur George Clooney. In seinem Nazi-Beutekunst-Drama „The Monuments Men“ könnte die Krampnitz-Kaserne ihren letzten großen Auftritt auf der Kinoleinwand bekommen, bevor sie zum neuen Wohnviertel wird.

STALINGRAD IN FLAMMEN

Begonnen hat alles in den ersten Monaten des Jahres 2000: „Duell – Enemy at the Gates“ heißt der Film, der Krampnitz als Filmkulisse international berühmt machen sollte. Unter Regie des Oscar-Preisträgers Jean-Jaques Annaud („Der Name der Rose“) standen dafür Jude Law, Ed Harris, Rachel Weisz und Joseph Fiennes vor der Kamera. Die Geschichte spinnt sich um ein Duell zweier Scharfschützen in der Stalingrad-Schlacht. Für den Kriegsfilm wurden nicht nur Stalingrad-Kulissen angefertigt, die dann effektvoll in Schutt und Asche gelegt wurden, in Krampnitz wurde sogar Moskaus berühmter Roter Platz nachgebaut. Mit einem Budget von 180 Millionen DM galt die Produktion seinerzeit als teuerster Film, den Paramount Pictures je in Europa drehte. Profitiert haben damals auch die Anwohner in Fahrland, wie sich Bauer Ernst Ruden Senior erinnert: „Das war eine lohnende Geschichte für den Ort.“ Handwerker freuten sich über Aufträge, Hilfsarbeiter für den Kulissenaufbau wurden vor Ort rekrutiert, die Fahrländer Feuerwehr wurde für den Brandschutz eingespannt – denn gebrannt hat es beim Dreh ziemlich kräftig. „Das hat richtig geknallt“, erzählt Ruden. Freunde extremer Metal-Musik dürften Krampnitz auch aus einem Video der finnischen Band „Children of Bodom“ kennen – zum Song „Blood Drunk“ taumelten 2008 geisterhafte Kinder durch das Gelände.

DREHORT OFFIZIERSKASINO

Vergleichsweise still ging es dagegen 2006 beim Dreh für Dani Levys Hitler-Satire „Mein Führer“ mit dem Komiker Helge Schneider in der Titelrolle zu. Von der X-Filme-Produktion haben die Anwohner nicht viel gemerkt – prominent verkauft wurde in dem Film vor allem ein Saal im ehemaligen Offizierskasino, der in „Mein Führer“ das Innere der Neuen Reichskanzlei in Berlin darstellt – den Ort, wo sich der niedergeschlagene Hitler durch den fiktiven jüdischen Schauspieler – gespielt von Ulrich Mühe – wieder in Form bringen lässt. Das prachtvolle Offizierskasino war auch bei vielen vom Studio Babelsberg nach Potsdam geholten internationalen Regisseuren beliebt: Roman Polanski drehte hier für das Oscar-prämierte Holocaust-Drama „Der Pianist“, Bryan Singer für „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ mit Tom Cruise, Quentin Tarantino war mit der Weltkriegs-Farce „Inglourious Basterds“ in Krampnitz. Der Kultregisseur soll nach Drehschluss ein Paar Soldatenstiefel als Andenken hinterlassen haben, wie man sich heute erzählt.

DER FILM, DER NIE KAM

Andenken gibt es in Krampnitz auch an „Mission Impossible 3“ – obwohl der Name Programm blieb und das Unterfangen, Hollywoodstar Tom Cruise mit dem dritten Teil der Action-Filmserie auf das Gelände zu holen, am Ende scheiterte. Unter strengster Geheimhaltung war das Projekt im Sommer 2004 vorbereitet worden – die Verträge mit den Anwohnern waren bereits unterschrieben. „Wir mussten unsere Hühner abschaffen“, erinnert sich Bauer Ruden. Denn geplant war unter anderem ein halsbrecherischer Stunt: Ein Hubschrauber sollte vom Acker abfliegen und dann über dem Kasernengelände abstürzen. Zwei Häuser hätten bei der Aktion gesprengt werden sollen. Doch dann wechselte der Regisseur und gedreht wurde woanders.

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