Homepage: Der Stärke entsprechend ausdehnen
Der Direktor des ZZF Martin Sabrow hat ein Rufangebot von der Humboldt-Uni erhalten
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An der Uni Potsdam hatte es sich schnell herumgesprochen. Martin Sabrow der Professor für Neueste Geschichte und gleichzeitig Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) habe einen Ruf an die Humboldt Uni erhalten, hieß es. Tatsächlich bestätigte Sabrow den PNN, dass es ein Rufangebot aus Berlin gebe, dem er positiv gegenüberstehe. Hintergrund sei, dass das ZZF sich seiner gewachsenen Stärke entsprechend als Leibniz-Institut über Potsdam hinaus entwickeln müsse, ohne dabei seine privilegierte Partnerschaft mit der Potsdamer Universität aufzugeben. „Das ZZF versucht sich von einem außeruniversitären zu einem universitätskomplementären Institut weiter zu entwickeln und das besonders in der strukturierten Doktorandenausbildung und im Masterstudiengang“, sagte Sabrow. „Darin liegen unsere Kompetenzen.“
Spekulationen über den Wegzug des ZZF aus Potsdam widersprach der Historiker: „Unser natürlicher und zentraler Partner bleibt die Universität Potsdam und wir sind und bleiben eine brandenburgische Leibnizeinrichtung.“ Dazu sei satzungsgemäß einer der beiden Direktoren mit einer Universität außerhalb der Potsdamer Uni zu berufen. Die zweite Direktorenstelle ist zur Zeit noch nicht besetzt. „Das ZZF bleibt in Potsdam, in der Lehre ist das ZZF mit der Uni Potsdam wie mit der FU und der Humboldt-Universität, aber auch der Viadrina verbunden.“
An der Potsdamer Uni lehren zahlreiche Dozenten des ZZF, darunter auch drei Professoren. Man hoffe dies noch ausbauen zu können. „Wir planen einen Ausbau des Arbeitsbereiches Zeitgeschichte in der Neuprofilierung des Historischen Institutes“, erklärte Sabrow. Dabei sollen erstens „Die Ordnung der Systeme im 20. Jahrhundert und ihre Konkurrenz“, zweitens die „Regionalforschung Potsdam und Berlin-Brandenburg“ im Nationalsozialismus und Kommunismus im thematischen Fokus stehen und drittens die „Geschichte der Geschichtskultur“ als Schwerpunkt ausgebaut werden.
Die Besetzung der zweiten Direktorenstelle am ZZF hänge nun vor allem von seiner Umberufung an die Humboldt-Uni ab. „Wir würden sehr gerne schnell einen zweiten Direktor berufen“, so Sabrow. Das ZZF hat eigentlich ein Doppelspitze. Bis 2006 hatte sich Prof. Konrad H. Jarausch die Leitung des renommierten Leibniz-Instituts mit Sabrow geteilt. Seit Jarauschs Pensionierung ist die zweite Stelle allerdings noch unbesetzt.
Einen Ruf an die Humboldt-Universität würde Sabrow nach eigenen Worten vermutlich annehmen. „Das würde das ZZF und mich selbst ehren“, sagte der Historiker. Für das ZZF bedeute diese Lösung eine weitere Öffnung und auch Herausforderung sowie Intensivierung der Kooperation. „Wir haben bereits ein Graduiertenkolleg, das die Universität Potsdam, die Humboldt-Universität, und das ZZF miteinander verbindet.“ Dies auch als Leibniz-Institut weiter auszubauen sei ein strategisches Ziel des ZZF.
Auch Brandenburgs Wissenschaftsministerium bestätigte, dass das ZZF als Potsdamer Forschungsinstitution in keinem Fall zur Diskussion stehe. Sollte Sabrow an die Humboldt Uni wechseln, würde man das zwar bedauern, sagte ein Sprecher. Doch der Historiker bleibe dem ZZF in jedem Fall als Co-Direktor erhalten. Der Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam, Prof. Bernhard R. Kroener, schätzt, dass durch eine Professur in Berlin und eine zusätzliche gemeinsame Berufung an der Potsdamer Uni das ZZF in der Region stärker verankert werden könnte. Sabrow hat als gemeinsame Berufung von ZZF und Uni Potsdam die Professur für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte inne. Derzeit gibt er ein Hauptseminar zum Thema „Berlin-Brandenburg als geschichtspolitischer Kampfplatz“.
Befürchtungen, dass im Zuge eines Professorenwechsels an der Potsdamer Universität im Bereich der Zeitgeschichte eine Lücke entstehen könnte, trat Kroener entgegen. Bei Sabrows Professur handele es sich ohnehin nicht um eine institutionalisierte Professur mit voller Lehrverpflichtung. Die Lehre, die das ZZF vor allem auch durch die an der Potsdamer Uni habilitierten ZZF-Kollegen leiste, bleibe bestehen. Nur die Lehrzeit Sabrows werde durch einen zweiten Direktor kompensiert. „Es gibt also keinen Verlust an Lehrzeit“, so Kroener.
Prof. Dr. Martin Sabrow (53) ist seit Januar 2005 geschäftsführender Direktor des ZZF, 2004 war er bereits kommissarischer stellvertretender Direktor und seit 1996 Projektbereichsleiter am ZZF. Im Dezember 2004 wurde er an die Universität Potsdam berufen, zuvor war er Privatdozent für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin. Seine aktuellen Forschungsprojekte beschäftigen sich mit Herrschaftssystemen des 20. Jahrhunderts, dem „Tag von Potsdam“ und der Legitimationskultur politischer Herrschaft im SED-Staat.
Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit des ZZF stehen die vergleichende Erforschung der Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR, der Diktaturenvergleich mit dem Nationalsozialismus und mit den Staaten Mittelost- und Osteuropas sowie die deutsch-deutsche Beziehungsgeschichte. Das Institut befasst sich vor allem mit der noch jüngeren Zeitgeschichte nach 1945.
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