
© Jana Haase
Landeshauptstadt: Der „Stern von Kairo“ für Zirri
Drehort des Monats ist die Konrad-Wolf-Allee: Dort entstand Rolf Losanskys „Zirri – Das Wolkenschaf“
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Drewitz – Dass dieser Film überhaupt in Potsdam gedreht wurde, war den leeren Kassen geschuldet. Denn eine Landpartie mit dem Filmteam, wie ursprünglich geplant, war für „Zirri – Das Wolkenschaf“ einfach nicht möglich. „Wir hatten kein Geld für Benzin“, erinnert sich Rolf Losansky. Es sollte der letzte Kinderfilm werden, den der Potsdamer Regisseur für die Defa drehte – und dann war das Studio am Ende, noch ehe der Streifen im Kasten war. „Ich habe den Film als DDR-Regisseur angefangen und als bundesdeutscher Regisseur beendet“, sagt Losansky.
Am gestrigen Mittwoch zog der 80-Jährige gemeinsam mit seinem damaligen Szenenbildner Hans-Jürgen Deponte die Flagge für den „Filmschauplatz des Monats“ auf – es war der vorletzte Termin der Stadtaktion im Themenjahr „Stadt des Films“. Die Wolkenschaf-Fahne weht in der Konrad-Wolf-Allee, Ecke Hans-Albers-Straße.
„Wenn schon Platte, dann wenigstens bei meinem Freund Konrad Wolf“, sagte Rolf Losansky zu dem Drehort. Während der Filmaufnahmen im Jahr 1993 habe es in Drewitz viel grauer ausgesehen, erinnerte sich Szenenbildner Deponte: „An dieser Ecke war weder Baum noch Strauch, überall standen kaputte Autos.“ Diese Tristesse war genau der richtige Ausgangspunkt für die Geschichte um die elfjährige Christine – genannt Schiene –, die beim Urlaub bei ihren Großeltern auf dem Lande ein vom Himmel gefallenes Wolkenschaf kennenlernt und ihm schließlich bei der Heimreise helfen will. Die dörfliche Atmosphäre fand das Filmteam unter anderem in der Siedlung Stadtheide in Potsdam-West. „Das ist ja immer noch ein Dorf für sich“, sagt Losansky, der demnächst von der Defa-Stiftung mit einem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird.
Trotz seiner 80 Jahre ist der Potsdamer Regisseur unermüdlich mit seinen Filmen unterwegs – in dieser Woche etwa beim Filmfestival in Cottbus, wo er „Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen“ zeigte, oder in Königs Wusterhausen, wo „Das Schulgespenst“ aufgeführt wurde. Dann antwortet er den Fragen seiner Zuschauer und gibt Autogramme. „Kinder sind das beste Publikum“, sagt Losansky. Wenn seine Filme im Fernsehen gezeigt werden, erreichten ihn immer noch Briefe von Kindern.
„Zirri – Das Wolkenschaf“ feierte seinerzeit auf der Berlinale Premiere. Auch im Ausland sei er auf großes Interesse gestoßen: „Er hat den Stern von Kairo bekommen“, erzählt Losansky und schmunzelt, wenn er daran denkt, welchen Eindruck die aus der Not geborenen Drehorte auf das Publikum machten. Zuletzt war das Wolkenschaf im Sommer in Goslar und auf Usedom im Kino zu sehen. Auch zur Hauptdarstellerin, Babett Ikker, habe er noch Kontakt, sagt Losansky: „Sie ist Arzthelferin in Potsdam.“ Jana Haase
„Zirri – Das Wolkenschaf“ wird am 27. November um 16 Uhr im Filmmuseum, Breite Straße 1 a, gezeigt
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