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Von Henri Kramer: Der Techno-Unternehmer

Der 21-jährige Potsdamer Marvin Slotta hat sich mit dem Musiklabel Concorde Club selbstständig gemacht

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Schemenhafte Gestalten flackern zwischen roten Stroboskoplichtern, dazu wummern elektronisch klingende Trommelschläge in ohrenbetäubender Lautstärke. Alle paar Minuten wechselt der Rhythmus oder ein schriller Klangeffekt schiebt sich nach vorn. Körper tanzen wie in Trance. So liebt es Marvin Slotta – sei es im Lindenpark, im Waschhaus oder früher im Spartacus.

Inzwischen ist elektronische Tanzmusik für Marvin Slotta mehr als nur eine private Vorliebe. Seit dieser Woche ist der 21-jährige Potsdamer offiziell selbstständiger Unternehmer, als Chef der Concorde Club Musicgroup. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein kleines Musiklabel aus Potsdam, das nächtelange Partys veranstaltet und zugleich jungen Techno-Künstlern aus der Region eine Plattform für ihre Musik bietet. Damit will Marvin Slotta nun Geld verdienen. „Ich glaube, dass das klappen kann.“

Zumindest musikalische Erfahrung hat er. Mit Concorde hat er vor drei Jahren angefangen und zunächst kleine Partys im Spartacus veranstaltet, zu denen bald immer mehr Publikum kam. Es folgten Abende im Waschhaus und im Lindenpark. Inzwischen verlegt Slotta aber auch Platten-Jongleure wie das DJ-Duo „Microtune & Takter“, deren aktuelle Minischeibe „Monkeycage“ in den deutschen Verkaufscharts für Schallplatten bis auf Platz zwei kletterte. Vinyl ist für Marvin Slotta sowieso äußerst wichtig: Wegen des ganz eigenen Klangs von Platten und wegen der Möglichkeit zu scratchen, also die Nadel rhythmisch über die sich drehende Schallplatte zu kratzen. So entstehen wieder völlig neue Töne. „Mit Platten lässt es sich am Besten auflegen, da ist einfach Spirit drin“, sagt Marvin Slotta. Gerade in der Techno-Szene sei Vinyl nach wie vor das „Kernding“ mit stabilen Verkaufszahlen. Auch über Concorde Club sollen im nächsten Jahr neue Platten erscheinen.

Wenn Marvin Slotta von seiner Arbeit und seinen Hoffnungen erzählt, klingt er zurückhaltend optimistisch. „Ich habe das durchgerechnet, meine Idee könnte klappen.“ Gelernt hat er das Buchhalten und Rechnen bei einer Ausbildung zum Kaufmann für Medienwissenschaften. Dazu kam jüngst ein zweimonatiger Gründer-Chrashkurs bei Enterprise Brandenburg, einer Firma, die junge Arbeitslose bei Unternehmensgründungen berät. „Dort habe ich einen Businessplan für die kommenden drei Jahre aufgestellt“, sagt Marvin Slotta. Bewusst habe er sich für diesen riskanten Schritt gerade jetzt entschieden, anstatt ein langjähriges Studium zu beginnen. „Danach wäre ich 26, 27 Jahre alt, da wäre der Druck wesentlich größer, ein Leben aufzubauen und Geld zu verdienen.“

Und so bestimmt sein Leben nun die Techno-Musik. Der nächste Höhepunkt steht eine Woche nach Silvester an. Am 9. Januar feiert der Concorde Club sein dreijähriges Jubiläum im Waschhaus in der Schiffbauergasse. Mit Berliner Szene-DJs wie Gianni Vitiello oder Sven Dohse will Marvin Slotta dann einmal mehr eine Nacht zu einem durchtanzten Tag machen. Wie er findet, nicht die schlechteste Art, um Geld zu verdienen.

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