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Sport: Der zweite Regisseur

Jo Stock alias Toni Turek wechselt von der Leinwand zum SV Babelsberg 03 – als Torwarttrainer

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Jo Stock alias Toni Turek wechselt von der Leinwand zum SV Babelsberg 03 – als Torwarttrainer Von Michael Kaczmarek Ohne Torhüter wäre Fußball für Jo Stock ein uninteressanter Sport. Er hätte sich ganz auf die Schauspielerei konzentriert und die Fußballschuhe bei Zeiten an den Nagel gehängt – wahrscheinlich hätte er sich noch nicht einmal vom „Wunder von Bern“ beeindrucken lassen. Schließlich definiert sich für Stock das Spiel aus der Defensive – besser noch über den letzten Mann. Der Torhüter ist der zweite Regisseur auf dem Platz, er kann das Spiel überblicken, es verzögern, vorantreiben und über seine Pässe dirigieren, ist der neue Torwarttrainer des Fußball-Oberligisten SV Babelsberg 03 überzeugt. „Ein Torwart braucht mehr als positionsbezogene Leistungen, er muss Feldspielerqualitäten aufweisen. Torhüter haben doch während eines Spieles viel Freizeit, um aktiv eingreifen zu können“, sagt der 40-jährige Stock über die Ansprüche an seine Keeper. Ab sofort trainiert er die Schlussmänner vom SV Babelsberg 03 – der Schwerpunkt liegt auf den drei Torhütern der Oberliga-Mannschaft, doch auch die Nachwuchsspieler ab der B-Jugend sollen von Stocks Erfahrungen profitieren. Von klein auf bewegte sich Stock beim rheinländischen SV Langenfeld zwischen den Pfosten, trainierte parallel dazu die Jugendmannschaften seines Vereins, später dann die Torhüter der A-Jugend von Fortuna Köln. Seit einem Jahr hat er die Trainer C-Lizenz, hat in der vergangenen Saison im Fußball-Internat Köln die Keeper trainiert und beim 1. FC Köln und Alemannia Aachen hospitiert. In diesem Frühjahr hat er zudem eine Torwarttrainer-Ausbildung absolviert. Dabei ist Stock in Köln Freizeitkicker geblieben und hat sich hauptberuflich auf seine Karriere als Schauspieler konzentriert. Schon mit 18 Jahren hat es ihn vom Spielfeld auf die Bühne gedrängt. Er wollte im Theater im Rampenlicht stehen und sich als Darsteller beweisen. Es folgten Engagements in Fernseh- und Filmproduktionen. Schließlich kickte er sich im Casting für „Das Wunder von Bern“ ins Finale und erhielt das Engagement als legendärer Torhüter Toni Turek in dem deutschen Kino-Epos. „Das Wunder von Bern hat mich zum Fußball zurückgeholt“, sagt Stock, der sich während der Dreharbeiten dafür entschied, wieder mehr zu seinen Wurzeln zurückzukehren. „Viele klasse Fußballer waren am Set mit dabei, da kommt man ins Gespräch“, sagt Stock. Dazu kam sein Frust über die deutsche Theaterlandschaft: „Da sind mir zu viele Eitelkeiten, die mich abschrecken. Ich arbeite gern leistungsorientiert. Nicht nur beim Fußball, sondern auch in der Kunst.“ Das Theater sei da nicht das ideale Terrain. Also entschied sich Stock der Stadt Köln nach 20 Jahren den Rücken zu kehren und in die Hauptstadt aufzubrechen. „Ursprünglich wollte ich nach Berlin, habe mich dann aber ab diesem Frühjahr in Babelsberg beworben“. Letztlich hat es geklappt, denn Trainer Peter Ränke suchte einen Ersatz für den bisherigen Torwarttrainer Dirk Heinrichs, der sich als Co-Trainer bei den Turbine-Fußballerinnen nicht ausschließlich auf die Babelsberger konzentrieren konnte. Mit dem Ein-Jahres-Vertrag hat Stock seine Koffer gepackt und hat sich in der Filmstadt niedergelassen. „Ich bleibe Schauspieler, aber es bringt mir persönlich mehr, junge Torwärter voran zu bringen.“

Michael Kaczmarek

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