
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Der Zwiespalt Friedrichs
Neuer Stadtrundgang „Friedrichs Potsdam“ zeigt bis Oktober Spuren des Alten Fritz im Stadtbild
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Innenstadt – Im Jahr seines 300. Geburtstages kann erkundet werden, wie Friedrich II. der Landeshauptstadt seinen Stempel aufdrückte. Die Stadtführung „Friedrichs Potsdam“ ist am Mittwoch vom Potsdam Tourismus Service (PTS) erstmals präsentiert worden. Sie lässt Gäste einerseits bekannte Sehenswürdigkeiten wie Schloss und Park Sanssouci mit vielen Anekdoten rund um den Monarchen neu entdecken. Dazu geht es während der dreistündigen Tour auch zum Militärwaisenhaus in der Lindenstraße und an andere Orte, deren Bedeutung Touristen gewöhnlich verborgen bleibt.
Vom Start des Rundgangs, der Tourist-Information am Brandenburger Tor, leitet Touristenguide Wolfgang Eisert zunächst an der Friedenskirche vorbei in den Park Sanssouci, wo er vor dem Standbild des Namensgebers der neuen Stadtbesichtigung erklärt: „Friedrich hätte diese Statue in seinem Garten niemals geduldet.“ Der Preußenkönig habe immer dafür gesorgt, dass in seinen Refugien Bilder seiner selbst rar gewesen seien – und bei Untertanen und Gästen entsprechend begehrt. An der Sanssouci-Sommerresidenz angekommen, macht Eisert auf deren architektonische Unvollkommenheit aufmerksam. „Doch Friedrich setzte hier konsequent seine eigenen Wünsche durch, nahm keine Rücksicht auf Einwände seines Baumeisters Knobelsdorff“, so der Stadtführer. Dabei habe der König auch den Satz geprägt: „Ich will nicht wie die Römer bauen, es soll nur bey meinem Leben dauern.“ Am Grab des Monarchen räumt Eisert mit der Legende auf, Friedrich habe die Kartoffel in Brandenburg eingeführt. Das sei bereits 50 Jahre zuvor unter Kurfürst Friedrich Wilhelm geschehen. Der nach eigener Ansicht „erste Diener des Staates“ habe nie eine Kartoffel angerührt, lieber scharf und fettig gegessen.
Nach einem kurzen Bustransfer geht es vom Filmmuseum, unter Friedrich einst Stall für die Pferde der Regimenter in der Garnisonsstadt, weiter zum Alten Markt. Den ließ Friedrich II. im Stile eines römischen Forums, mit vielen Plastiken und Figuren, bebauen – was Potsdam im 18. Jahrhundert den Ruf einbrachte, mehr Leute auf den Dächern als auf den Straßen zu haben. Gerade im Gebiet vom Alten Rathaus bis zum Großen Waisenhaus, der einstigen „Kaserne für Beweibte“, habe Friedrich das Stadtbild nachhaltig geprägt, erläutert Guide Eisert. Bis zu seinem Tod 1786 investierte der Monarch über drei Millionen Taler, um Bürgerhäuser nach seinen Vorstellungen zu sanieren – mehr als drei mal so viel, wie er für den Umbau des Stadtschlosses ausgab. Dass es hinter den üppigen barocken Fassaden meist ärmlich zuging, passe zum Zwiespalt des Herrschers wie zum preußischen Militärstaat insgesamt, so Eisert.
Auf Tour durch „Friedrichs Potsdam“ können sich Interessierte vom 1. Mai bis zum 13. Oktober jeweils freitags und samstags sowie am 17., 27. und 28. Mai und dem 3. Oktober um zehn Uhr begeben. Pro Person kostet der Rundgang mit Headset zwölf Euro – im Preis enthalten ist unter anderem ein Tagesticket Potsdam AB. Weitere Informationen unter Tel.: (0331) 27 55 88 99.
Holger Manigk
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