Landeshauptstadt: Des Kaisers falsche Kleider
Fast 50 Jahre lang stattete Klaus Geidies Filmfiguren mit Uniformen aus: Jetzt geht der 70-Jährige in Rente
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Babelsberg - Er kann Uniformen wie andere eine Fremdsprache. Und er nimmt die Grammatik sehr genau: An einer fehlenden Tresse oder dem falschen Schulterstück stört sich Klaus Geidies so wie andere an einer falschen Wortendung. Über den Kaiser Wilhelm aus der dreiteiligen Krupp-Verfilmung, die jüngst im Fernsehen gezeigt wurde, kann der 70-Jährige deshalb nur den Kopf schütteln: „Der war zu deutsch zum Kotzen“, sagt er. Warum? Die sogenannte Fangschnur, die von der Schulterklappe zum Revers reichen sollte, hatte sich der Fernseh-Kaiser kurzerhand über die ganze Brust gezogen.
So etwas wäre dem langjährigen Leiter der Uniformenabteilung des Kostümfundus von Studio Babelsberg nicht passiert. „Bei ziviler Kleidung kann man schummeln“, sagt Klaus Geidies: „Bei Uniformen nicht.“ In dieser Woche wurde Geidies als „dienstältester Studiomitarbeiter“ in die Rente verabschiedet.
Uniformen habe er schon als Kind gemocht, erinnert sich Geidies: „In der Nähe gab es einen Kostümverleih für Theater und Film, da sind wir als Kinder immer hin“, sagt der gebürtige Berliner. Zwischen den Damen, die die bunten Soldatenröcke aus der Kaiserzeit herausputzten, habe er sich die Uniformen „erguckt“.
Später ging Geidies eine Zeit lang selbst im Einheitslook – als Polizist. Im Kino und in Museen habe er nebenbei „Uniformen gelernt“, wie er erklärt. Den erträumten Job beim Film bekam er dann Anfang der 1960er Jahre: Geidies kam zum DDR-Fernsehen in die Kostümabteilung. Dort stattete er unzählige „Polizeirufe“ aus, aber auch den Sechsteiler „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“. Nach der Wende wechselte er zu Studio Babelsberg und kleidete zuletzt Schauspieler für aktuelle Filme wie „Boxhagener Platz“ ein – und Besucher der Potsdamer Schlössernacht. Aber auch bei den etwa 35 000 Uniformteilen des Fundus gibt es Fehler, weiß Geidies: Denn bei den Kostümen der Schwarz-Weiß-Filme stimmen die Farben oft nicht. jaha
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