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Landeshauptstadt: Des Sultans Sohn will Fußball gucken WM-Rahmenprogramm: Bruneis Prinz in Potsdam

So richtig zugeben mag er es nicht: Eigentlich ist Haji Al-Muhtadee Billah nur nach Potsdam gereist, um in der deutschen Hauptstadt Fußball zu gucken. Aber einer seiner Leibwächter hat den PNN verraten, dass der Kronprinz des Sultanats Brunei Darussalam heute Abend um 21 Uhr in Berlin unbedingt sehen will, wie die Brasilianer gegen die Kroaten spielen.

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So richtig zugeben mag er es nicht: Eigentlich ist Haji Al-Muhtadee Billah nur nach Potsdam gereist, um in der deutschen Hauptstadt Fußball zu gucken. Aber einer seiner Leibwächter hat den PNN verraten, dass der Kronprinz des Sultanats Brunei Darussalam heute Abend um 21 Uhr in Berlin unbedingt sehen will, wie die Brasilianer gegen die Kroaten spielen. Immerhin soll der fußballbegeisterte Thronfolger in der Heimat ein eigenes Team haben. In München und Frankfurt sei er wegen der Fußball-WM bereits gewesen, bestätigt auch eine Botschaftsangehörige. Irgendwie scheint es ihr peinlich zu sein, dass für den 31-jährigen Sohn ihres Sultans und seiner zweiten Frau Paduka Seri Pengiran der Besuch auf Schloss Cecilienhof nur WM-Rahmenprogramm ist.

Dort fuhr er gestern Vormittag mit seinem 30-köpfigen Gefolge in zehn schwarzen BMW–Limousinen vor. Der brandenburgische Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke hieß den asiatischen Gast willkommen und begleitete ihn durch das Schloss. Und der Sprössling des absolutistischen Herrschers Hassanal Bolkiah schien sich sehr für den geschichtsträchtigen Ort zu interessieren, an dem sich 1945 die Staatsoberhäupter Harry S. Truman, Josef Stalin und Winston Churchill zur Potsdamer Konferenz trafen. Er habe ihr genau zugehört, fand auch Susanne von der Osten-Sacken, die das adelige Paar durch das Schloss-Museum führte. Sogar als sie von der Demokratisierung des Nachkriegsdeutschlands gesprochen habe. Schließlich habe Prinz Haji an der englischen Elite-Universität Cambridge studiert. Über das genaue Ende der Monarchie in Deutschland habe sie aber lieber nichts erzählt, so von der Osten-Sacken. Denn Prinz Hajis Vater ist mit rund 39 Milliarden US-Dollar Besitz nicht nur einer der reichsten Männer der Erde, sondern seit 1967 Premier-, Verteidigungs- und Finanzminister in einer Person und zugleich oberster Hüter der islamischen Staatsreligion. Zeit blieb dagegen für ein wenig Smalltalk: Die Sultansfamilie habe zwar keine Hunde wie die Hohenzollern, aber dafür viele Katzen als Haustiere, erzählte der Prinz. Und seiner Gemahlin, selbst in edel bestickter smaragdgrüner Seide gekleidet, gefielen vor allem die rosa Stofftapeten in den Gemächern Cecilies. Wirklich beeindruckt wirkten die Gäste allerdings nicht vom letzten, 176 Zimmer umfassenden Schlossbau der Hohenzollern. Das mag daran liegen, das ihr Sultan selbst in einem Palast mit 366 Gemächern wohnt –abgesehen von den beiden Schlössern für seine zwei Ehefrauen.

Als ihn der Minister nach einer guten Stunde zum Abschied konkret nach der WM fragte, lächelte Haji verlegen: Ja, er sehe sich noch ein Fußballspiel an. Dann stieg er schnell wieder in einen der schwarzen BMWs und raste staubaufwirbelnd davon. Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

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