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Deutlich mehr Bewerber als Zimmer: Wohnheimplätze in Brandenburg reichen nicht aus
Zu Semesterbeginn sind die Studentenwohnheime überfüllt, die Mieten auf dem freien Markt steigen. In Potsdam sind als Notlösung selbst Jugendherbergen als Notlösung gefragt.
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Wohnungssuche statt Vorlesungen: Das Wintersemester startet in Brandenburg für viele Studierende mit einem Gefühl der Ungewissheit, denn nicht alle haben bisher eine Bleibe gefunden. Die beiden zuständigen Studierendenwerke – Ost und West – melden eine hohe Nachfrage, lange Wartelisten und begrenzte Kapazitäten. Auf dem freien Wohnungsmarkt können Unterkünfte zum Luxusgut werden, vor allem in Potsdam.
Beim Studierendenwerk West:Brandenburg, zuständig für Potsdam, Wildau und Brandenburg an der Havel, übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich. Rund 3.300 Bewerbungen stehen lediglich 800 verfügbare Plätze gegenüber. Besonders schwierig ist die Lage in Potsdam, wo sich 2.600 Bewerber um einen Wohnheimplatz bemühen. Dort werden zum 1. Oktober aber nur rund 580 Wohnplätze angeboten. „Wir wissen schon jetzt, dass etliche Studierende, die sich bei uns beworben haben, nicht versorgt werden können“, erklärt Josephine Kujau, Sprecherin des Studierendenwerks West.
Und auch im Osten Brandenburgs – in den Hochschulstandorten Frankfurt (Oder), Eberswalde, Cottbus und Senftenberg – sind die Wartezeiten lang. Dort stehen aktuell 3.762 Wohnheimplätze zur Verfügung. Allein für das Wintersemester 2025 gingen über 2.700 Bewerbungen ein. „Die durchschnittliche Wartezeit beträgt in Frankfurt (Oder), Eberswalde und in Senftenberg circa drei bis vier Monate für ein Zimmer, in Cottbus sechs bis zwölf Monate“, sagt Anja Kreisel, Sprecherin des Studierendenwerk Ost:Brandenburg.
Die durchschnittliche Pauschalmiete liegt im Studierendenwerk Ost bei 262 Euro, im Studierendenwerk West bei 323 Euro – jeweils inklusive Nebenkosten. Auf dem freien Markt liegen die Kosten oft deutlich höher.
Exklusive Alternativen auf dem freien Markt
In Potsdam beispielsweise kostet ein 22-Quadratmeter-Studio mit Bad im privaten Wohnheim Basecamp, direkt am Campus, 865 Euro monatlich – inklusive Nebenkosten, WLan und Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen wie Fitnessraum und Co-Working-Plätzen. Ähnlich viel kostet das Apartmenthaus How8 in Babelsberg, wo möblierte Zimmer ab 800 Euro angeboten werden. Wer es nostalgisch mag, findet in der Pension am Holländischen Viertel Altbaucharme mit antiken Möbeln – zu Preisen ab 860 Euro für 20 Quadratmeter bei Langzeitmiete.
Laut Josephine Kujau können einige ihr Studium nicht antreten, da das essenzielle Dach über dem Kopf fehlt. „Bevor es dazu kommt, versuchen wir jedoch, in unseren Beratungen alle Optionen gemeinsam auszuloten“, sagt sie.
Auch Jugendherbergen bieten inzwischen Langzeitaufenthalte für Studierende an. In Potsdam kostet eine Übernachtung im Einzelzimmer 26 Euro, inklusive Frühstück und Zugang zu Gemeinschaftsräumen. Die Nachfrage sei gut und könne teilweise nicht bedient werden, sagt Thomas Schwalm, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerks. Für viele Studierende ist das eine Übergangslösung – aber keine dauerhafte Perspektive.
Mieterverein: Lage in Potsdam besonders prekär
Auch der Mieterverein Potsdam bestätigt die angespannte Situation. „In Potsdam ist es generell sehr schwer, eine Wohnung zu finden“, sagt Holger Catenhusen, geschäftsführender Vorstand. Zwar liegen dem Verein keine spezifischen Daten zu kleinen Wohnungen vor, doch die Rückmeldungen aus studentischen Kreisen seien eindeutig: „Die Wohnungssituation für Studenten in Potsdam ist besonders prekär, da es an geeignetem und bezahlbarem Wohnraum besonders mangelt.“ Die Folge seien Mietangebote mit „aberwitzig hohen Preisen“. Catenhusen rechnet damit, dass es zu Beginn des Wintersemesters – wie schon in der Vergangenheit – erhebliche Probleme geben wird, eine bezahlbare Unterkunft zu finden.
Während das Studierendenwerk Ost:Brandenburg derzeit keine Neubauten plant, sondern auf Sanierung und Kooperation mit Wohnungsbaugenossenschaften setzt, investiert das Studierendenwerk West in neue Kapazitäten. „Aktuell sind drei Neubauprojekte in der Umsetzung bzw. Planung“, berichtet Kujau. „In Potsdam finalisieren wir gerade ein großes Wohnheim auf dem Unicampus in Golm. 423 Plätze sollen dort zum Sommersemester bezugsfertig werden.“ Im Frühjahr, zum Richtfest, hieß es noch, das Objekt solle im Laufe des Wintersemesters bezugsfertig werden. Daneben entstehen demnächst weitere Plätze in der Potsdamer Mitte (80) und im Bornstedter Feld (297).
Beide Studierendenwerke bieten spezielle Wohnangebote für Studierende mit Kind, mit Beeinträchtigungen sowie für internationale Studierende. In Cottbus betreibt das zuständige Studierendenwerk sogar eine eigene Kita. Eltern mit Kind erhalten dort eine kostenfreie Grundausstattung sowie einen Baby-Willkommensgruß in Höhe von 200 Euro. Auch die Mensen sind familienfreundlich: Kinder unter 13 Jahren essen in Begleitung ihrer studierenden Eltern zum Studierendenpreis.
Im Westen gibt es ebenfalls betriebsnahe Kitas und ein besonderes Projekt namens „Wohnen für Hilfe“, bei dem Studierende mietfrei oder vergünstigt bei Privathaushalten wohnen – im Gegenzug für Unterstützung im Alltag. (dpa)
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