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Gesundheitsreport der DAK: Deutlich mehr psychische Erkrankungen

Der DAK-Gesundheitsreport lässt keinen Zweifel: Potsdamer Arbeitnehmer fehlen immer häufiger wegen Seelenleiden. Das hat auch mit wachsendem Druck am Arbeitsplatz zu tun - aber nicht nur.

Von Katharina Wiechers

Stand:

Das Gesamtergebnis klingt zunächst einmal gut: Die Potsdamer sind die gesündesten Brandenburger. 4,6 Prozent der Arbeitnehmer waren im vergangenen Jahr durchschnittlich pro Tag krankgeschrieben, das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im Landesdurchschnitt. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK hervor – mit 22 000 Versicherungsnehmern gehört sie in Potsdam nach eigenen Angaben zu den drei größten Anbietern.

Doch bei genauerem Hinsehen sind die aktuellen DAK-Zahlen für Potsdam durchaus auch besorgniserregend. Denn die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen sind im Vergleich zum Vorjahr in der Landeshauptstadt dramatisch angestiegen, nämlich um 40 Prozent. Ursache war zum einen ein Anstieg der Krankheitsfälle selbst um ein Fünftel. Gleichzeitig dauerte aber auch der Krankheitsverlauf im Durchschnitt 16 Prozent länger als noch 2013.

Der Druck am Arbeitsplatz wächst

Mit 21 Prozent waren damit die meisten Fehltage in Potsdam auf Seelenleiden wie Depression oder Burn-Out zurückzuführen. Die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen waren mit 17,7 Prozent sogenannte Muskel-Skelett-Erkrankungen wie zum Beispiel Bandscheibenvorfälle oder Knieprobleme. 16,1 Prozent der Fehltage wurden von der DAK wegen Atemwegserkrankungen, wie etwa Erkältungen, registriert – dieser Wert sank in Potsdam im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel.

Krankschreibungen wegen psychischer Probleme nehmen seit Jahren zu – so hat sich die Zahl der Fehltage in diesem Bereich im Land Brandenburg seit dem Jahr 2000 nach DAK-Angaben verdreifacht. Erklärt wird dies zum einen mit einer höheren Akzeptanz psychischer Krankheiten. Mit dem Thema wird offener umgegangen als noch vor wenigen Jahren. Aber auch der wachsende Druck am Arbeitsplatz könnte mit dem Anstieg zu tun haben, so DAK-Sprecher Mario Pesler. „Der Druck, im Wettbewerb zu bestehen, ist enorm. Viele Leute halten das einfach nicht mehr durch“, sagt er. In manchen Fällen hätten die Arbeitgeber auch überzogene Ansprüche an sich selbst und überforderten sich – bis eines Tages der Zusammenbruch kommt. Ist eine psychische Krankheit erst einmal diagnostiziert, bedeutet dies meistens eine lange Krankschreibungsdauer. „Da ist man nicht nach ein paar Tagen wieder gesund“, so Pesler.

Wirtschaftliche Entwicklung spielt auch eine Rolle

Warum aber gerade in Potsdam die Zahl der psychischen Erkrankungen so rapide angestiegen ist und auch deutlich über dem Brandenburger Durchschnitt liegt, darüber kann auch der DAK-Sprecher nur mutmaßen. Ein Grund könnte sein, dass das medizinische Angebot in der Landeshauptstadt größer als in mancher ländlicher Region ist – allerdings war das schon immer so. Möglich ist auch, dass die gute wirtschaftliche Entwicklung mit dem Anstieg der Fehltage zusammenhängt. Denn je sicherer der Arbeitsplatz ist, umso eher traut sich so manch einer womöglich auch, zum Arzt zu gehen und sich krankschreiben zu lassen. Zu dieser Theorie passt auch, dass die Zahl der Krankschreibungen in Potsdam seit Jahren steigt – vor rund zehn Jahren lag sie laut Pesler noch bei etwa 3,5 Prozent. Auch im vergangenen Jahr hat die Zahl der Fehltage insgesamt leicht zugenommen: von 4,4 im Jahr 2013 auf 4,6 Prozent.

Bundesweit lag der Wert der durchschnittlichen Krankschreibungen pro Tag im Jahr 2014 übrigens bei 4,0 Prozent, die Potsdamer sind also öfter krank als der durchschnittliche Bundesbürger. In Brandenburg lag der Durchschnitt bei 4,9 Prozent. Am höchsten waren die Werte in Frankfurt (Oder) mit 5,3 Prozent, im Landkreis Havelland mit 5,2 Prozent und im Landkreis Prignitz sowie der Stadt Brandenburg/Havel mit jeweils 5,1 Prozent. Vergleichsweise niedrige Krankenstandswerte wurden neben Potsdam auch in Cottbus und in den Landkreisen Spree-Neiße und Uckermark mit jeweils 4,7 Prozent erreicht.

Die DAK-Versicherung erstellt den jährlichen Gesundheitsreport nach eigenen Angaben, um „Impulse für das Gesundbleiben und Gesundwerden zu geben“. Sie fordert Abhilfe durch die Arbeitgeber, etwa durch betriebliches Gesundheitsmanagement.

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