Homepage: Deutschlands größte Landschaftsbaustelle
Die Architekturausstellung „Das Neue Brandenburg“ ist im Schaufenster der FH Potsdam zu sehen
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Wo früher Pferde standen und Soldaten marschierten, büffeln heute Potsdamer Auszubildene für ihren Abschluss. Der Architekt Prof. Erich Schneider-Wessling hat die verfallene ehemalige „Garde-Ulanen-Kaserne“ am Innenstadtrand von Potsdam in die Gegenwart zurück geholt. Aus der Kaserne, die seit 1861 immer wieder militärisch genutzt wurde und, obgleich Denkmal, langsam zu verfallen drohte, gestaltete der Architekt das Potsdamer Oberstufenzentrum I für Technik. Die alte Kaserne wurde ab 2002 saniert und in ein modernes Schulgelände umgewandelt. Aus dem ehemaligen Pferdestall wurde dabei ein moderner großer Arbeitsraum mit historischem Flair.
Dieses Projekt sowie weitere ausgewählte Arbeiten verschiedener Architekten sind zur Zeit in der Wanderausstellung „Das Neue Brandenburg – Bauaufgaben 1996 bis 2006“ zu sehen. Auf weißen Schautafeln mit Fotos und Texten werden die Projekte aus Städtebau und Landschaftsgestaltung auch für Laien verständlich dargestellt. Alle Arbeiten sind in den letzten zehn Jahren in Brandenburg entstanden, sie wurden von einer Jury ausgezeichnet und 2006 in dem Architekturführer „Neues Brandenburg“ veröffentlicht. Schade, dass die Tafeln der Ausstellung in der großen leeren Halle des „Schaufensters“ der Fachhochschule Potsdam fast verloren gehen und auf den ersten Eindruck auch wenig einladend wirken. Der Ausstellungsraum hat etwas Unfertiges, doch man erwartet, dass eine Architekturausstellung einen kreativeren Rahmen erhält.
Die Ausstellung, die Brandenburg als „größte Landschaftsbaustelle der Bundesrepublik Deutschland“ bezeichnet, zeigt, wie sehr der demographische Wandel und die wirtschaftlich-sozialen Umbrüche in Brandenburg die Architektur beeinflussten. Da gibt es Projekte, in denen verfallene Fabriken und alte leerstehende Gebäude wieder genutzt werden, und andere, die sich mit Wohnorten für alte Menschen beschäftigen.
In Guben zum Beispiel, aus dem junge Menschen wegziehen und das eine Arbeitslosenquote von 22 Prozent hat, wurden unter dem Motto „Zweite Chance für Fabriken“ verkommene Fabriken und Leerstände im Zentrum der Stadt umgebaut, modernisiert und zu Gemeinschaftsorten wie Bibliothek, Museum und kleinen Parkflächen umgewandelt. Die Stadt an der polnischen Grenze wurde damit Teil der Landeskampagne „Stärken stärken“, die sich zum Ziel gesetzt hat, Wachstumskerne ressortübergreifend staatlich zu fördern. Anstatt Guben dem Verfall zu überlassen, wurde es also erneuert.
Auffallend auch der große Glasvorbau der Landeszentralbank Potsdam, entworfen vom Architekten Manfred Ortner, der auch das ARD Hauptstadtstudio in Berlin geplant hat. Ein kleines rotes Eingangstor führt in die gläserne Lobby der Bank hinein, hinter der sich das Tresorgebäude befindet. Glas ist ein auffällig oft verwendetes Baumaterial in den ausgestellten Projekten, wie auch Naturmaterialien. Zudem findet man häufig bunte Farben in der Innen- und Außengestaltung der Arbeiten sowie außergewöhnliche Gebäudeformen.
Die Ausstellung, die vorher bereits an zwei anderen Brandenburger Hochschulen gastierte, wurde vom Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg in Auftrag gegeben, und unlängst in Anwesenheit von rund 40 Besuchern von Minister Reinhold Dellmann eröffnet. Der Minister befürwortete es, sich mit moderner Architektur auseinander zu setzen und sagte dazu: „Man muss mehr Mut zeigen und auch manchmal gegen den Bürgerwillen handeln.“ Das Land Brandenburg habe auf dem Gebiet der Architektur viel gelernt und könne mittlerweile auch selber Wissen weitergeben, so Dellmann. Marie Preissler
28. Februar bis 25. März, Schaufenster der FH, Am Alten Markt, Friedrich-Ebert-Straße 4, Mo.-Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 16 Uhr, Eintritt frei.
Marie Preissler
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