ATLAS: Dialog statt Faust
Henri Kramer über die Zukunft nach vielen ermutigenden Zeichen
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Plötzlich ist vieles offen. Mit welchem Motiv der schwarze Deutsche Ermyas M. am Ostersonntag zum Opfer wurde, scheint nicht mehr so klar, wie anfangs gedacht. Ungeachtet dessen darf die Diskussion darüber nicht aufhören, dass es auch in Potsdam rassistisches Gedankengut gibt und wie in der Stadt gegen Rechtsextremismus weiter vorgegangen wird. In der vergangenen Woche wurden viele ermutigende Zeichen gesetzt. Angefangen von der breit bekundeten Solidarität über Spenden für die Familie des Opfers bis hin zu der gelungenen Kundgebung samt Konzert in der Potsdamer Innenstadt am Freitagabend. Die hier lebenden Ausländer sind mit den Bürgern ins Gespräch gekommen. Dieser Dialog muss von Dauer bleiben – mit einander reden, nicht übereinander. Ein noch wichtigeres Zeichen ist, dass bei aller Empörung der Protest friedlich verlaufen ist – und es ist zu hoffen, dass sich auch die extreme Linke weiter zurückhaltend gibt. Denn wenn, wie in Polizeikreisen befürchtet, Übergriffe auf Rechtsextreme vorbereitet werden, würde eine unabsehbare Spirale von gegenseitigen Übergriffen zwischen Links und Rechts entstehen. Rassismus und Rechtsextremismus lassen sich aber nicht mit der Faust bekämpfen, sondern nur mit Worten, Bildung, Jugendarbeit und im äußersten Fall durch polizeiliche Ermittlungen. Und eben der Dialog mit den scheinbar „Fremden“.
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