zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Die Anwältin für Jugendliche

Stephanie Pigorsch ist nach Dirk Harder neue Chefin des Potsdamer Stadtjugendrings

Stand:

Neu ist sie auf ihrem Posten schon, aber keineswegs unbekannt: Stephanie Pigorsch hat in diesem Monat die Geschäftsführung des Stadtjugendrings übernommen. Vorher hat sie mehrere Jahre im Kinder- und Jugendbüro als Projektkoordinatorin gearbeitet, bis sie eine Pause eingelegt hat – im November wurde ihr Sohn geboren. Nun ist die Potsdamerin wieder in die Jugendarbeit eingestiegen.

Als neue Chefin des Stadtjugendrings ist sie die Nachfolgerin von Dirk Harder, der nach mehr als zehn Jahren aufgehört hat. Er leitet jetzt das alternative „Freiland“-Jugendzentrum. Stephanie Pigorsch ist in Potsdam aufgewachsen, hat am Humboldt-Gymnasium ihr Abitur gemacht und an der Fachhochschule Potsdam soziale Arbeit studiert. Sie ist jetzt 29 Jahre alt und damit 15 Jahre jünger als ihr Vorgänger. Zeit für eine Neuausrichtung? „Ich will jetzt nichts Grundlegendes verändern“, sagt sie. Schließlich seien in den letzten Jahren auch viele Dinge für Jugendliche in Potsdam erreicht worden. Und das habe auch mit der Arbeit des Stadtjugendrings und der Initiativen zu tun, die ihn tragen. „Aber natürlich will ich auch ein paar Sachen anders machen.“ Ein sehr genauer Mensch sei sie und kritisch. Ihre Persönlichkeit will sie in die Arbeit einbringen.

In der ersten Zeit wird dies wohl auch der Internetauftritt des Stadtjugendrings zu spüren bekommen. Dort findet sich nach wie vor Harder als Geschäftführer. Außerdem soll die Seite www.madstop.de verbessert werden. Diese soll eigentlich für alle Interessierten an der Potsdamer Kinder- und Jugendarbeit Informationen liefern und auf Veranstaltungen hinweisen. Momentan führt sie allerdings nur auf eine MySpace-Seite mit Flyern vom Sommer 2010. „Die Kommunikation muss auf jeden Fall besser werden. Nicht nur über die Internetpräsenz, sondern auch über Facebook, den Newsletter oder auch ganz normale Flyer“, so Pigorsch.

Einen Flyer hat sie auch schon: „208 Meter Toleranz“ heißt die Aktion. Potsdams Innenstadt soll ein wenig bunter werden. Deshalb hat der Stadtjugendring gemeinsam mit der Landesregierung und der Stadt Jugendliche eingeladen, den Bauzaun um die Landtagsbaustelle zu gestalten. Der ist 208 Meter lang, zwei Meter hoch und derzeit noch kahl. Vom 5. bis zum 7. August werden Sprayer das ändern. Bis Ende vergangener Woche konnte man seine Vorschläge einschicken.

Das Motto war „Dein Bild für ein tolerantes Brandenburg“. Derzeit sucht eine Jury aus fünf Landtagsabgeordneten, je einer Vertreterin des Finanzministeriums, der Stadtverwaltung Potsdam und der Koordinierungsstelle Initiative „Tolerantes Brandenburg“ zusammen mit zwei Graffiti-Experten die Gewinner aus. Die Entscheidung soll in dieser Woche bekannt gegeben werden.

Solche und andere Initiativen will Pigorsch weiter unterstützen. Der Stadtjugendring soll Jugendlichen vor allem ermöglichen, ihre eigenen Ideen umzusetzen, Material und Räume zur Verfügung zu stellen. „Wenn sie sich für etwas einsetzen, dann möchten wir sie in ihren Möglichkeiten unterstützen“, erklärt sie. Das gelte insbesondere dort, wo Beschlüsse gefasst werden, bei denen die Bedürfnisse von Jugendlichen nicht berücksichtigt werden. „Dann melden wir uns zu Wort.“ Schließlich verstehe Potsdam sich als Bürgerkommune und das sollte dann auch in den Entscheidungen spürbar sein. „Das nehmen wir sehr ernst“, kündigt sie an.

Potsdam sei eine dynamische Stadt. Da sei es klar, dass es an vielen Stellen auch Vermarktungsinteressen gebe. Aber man müsse dabei im Auge behalten, dass es auch in Zukunft Platz für junge Menschen in der Stadt gibt. Sie denkt dabei speziell an Wohnraum: „Kann ich mir denn eine eigene Wohnung oder ein Zimmer leisten, wenn ich in Potsdam meine Ausbildung mache oder studiere?“ Dieses Problem beschäftige viele junge Leute. Solche Fragen möchte Pigorsch bündeln und an die wesentlichen Stellen in der Politik kanalisieren. „Jugendliche haben keine Lobby. Das müssen wir ersetzen“, sagt sie. „Natürlich verstehen wir uns dabei als Anwalt der Jugendlichen. Aber ihre Interessen müssen sie erstmal selbst äußern.“

Ab dem Herbst will Pigorsch neue Projekte für den Stadtjugendring entwickeln. Dann wird es sicherlich auch auf der Internetseite des Stadtjugendrings wieder mehr tun geben. Marco Zschieck

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })