Von Steffi Pyanoe: Die Bügelhilfe geht wie geschnitten Brot
10 000 Besucher erfreuten sich bei den Designtagen Brandenburg in der Waschhaus Arena an Schönem, Nützlichem und Innovativem
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Ob er schon etwas eingekauft hat? Klaus Rum aus Bad Belzig, der im Fernsehen von den Designtagen erfahren hat, erlaubt einen Blick in seine braune Papiertüte. Bis auf einen Taschenkalender ist die noch recht leer. Vielen Besuchern, die am Wochenende durch die Waschhaus Arena schlendern, geht es ähnlich: Kleinigkeiten nimmt man gern mit, ein paar Stulpen von der Textildesignerin, eine Schale aus der Glashütte, Schlüsselanhänger, Weihnachtskarten. Was oft daran liegt, dass bei der Bekleidung nicht die passende Größe bereit liegt oder die Besucher kritisch sind: Auch Klaus Rum ist ein aufmerksamer Tester. So hat er ganz genau eine Couch ausprobiert, doch da schlägt das Kopfteil gegen die Wand, wenn man sich zurücklehnt, sagt er, und eine Lampe, die ihm gefiel, sei dann doch eher ein Staubfänger.
Die Aussteller nehmen es sportlich. Die meisten wissen am Samstag bereits, dass sie ihre Standmiete am Ende wieder drin haben werden, sagt Organisatorin Katja Dietrich-Kröck von der Zukunftsagentur Brandenburg. Die ersten Designtage Brandenburg waren ohnehin nicht von vornherein als Verkaufsmesse gedacht, sondern als Plattform für Begegnung und Austausch. Auch Uli Feuersänger, der an der Berliner Universität der Künste Industriedesign studiert, ist dieser Aspekt wichtig. Er hat seinen „Freischaukler“ mitgebracht, einen Sessel in einer klassischen, kubischen Form, der durch ein schlichtes Metallgestell in einen Schaukelstuhl verwandelt wird. „Ist sehr bequem“, sagt ein Mann, der eben mit seinem kleinen Kind probegesessen und geschaukelt hat. „Solche Reaktionen bestätigen mich darin, an meinen Plänen festzuhalten“, sagt der Sesseldesigner zufrieden, auch wenn er bisher erst eine Bestellung entgegengenommen hat. Wenige Meter weiter nutzt Landschaftsdesignerin Anja Möller die Gelegenheit, Promofotos von ihrem Stand aufnehmen zu lassen – jetzt, wo sich für einige Minuten die Menschenmenge aufgelöst hat: Denn die Gartenkeramikbausteine, zum Beispiel für einen Wasserlauf, stehen unmittelbar vor der Bühne, wo dreimal am Nachmittag eine Fashionshow stattfindet: Dann ist es hier voll, wenn Tänzer der Oxymoron Dance Company tragbare Mode Brandenburger und Berliner Designer präsentieren, allerdings nicht im Heidi-Klum-Hüftschwung-Laufschritt sondern mit einer witzigen, ansprechenden Choreografie – was entsprechend honoriert wird.
Es sind einige Potsdamer Designer vertreten. Allein im Holländischen Viertel befinden sich die Textillabel „von Kittel“, „Christin Lau“ und „Rotholz“. Seit einem Jahr gibt es „von Kittel“, und es läuft sehr gut, sagt Modedesignerin und Mitinhaberin Mirjem Thielecke. Die Schwierigkeit bestehe darin, unter den Potsdamern einen Kundenkreis zu etablieren, da im Holländischen Viertel eher Touristen unterwegs sind. „Solche Messen sind wichtig, um sich zu zeigen“, sagt Thielecke. Christin Lau zog erst vor Kurzem in die Mittelstraße. Sie sitzt oft selbst an der Nähmaschine, die Handarbeit der Einzelstücke und der kleinen Auflagen zeigt sich in den hohen Preisen. Aber so langsam verändere sich das Bewusstsein der Kunden, dass Lieblingsstücke und individuelle Produkte eben ihren Preis haben. Etabliert hat sich auch ein anderes Potsdamer Label: Dicht umringt ist der Stand von „Rotholz“, hier gibt es eher jüngere Mode und auch zwei Grabbelkisten für ein kleineres Budget.
Wer gar nichts kauft, nimmt manchmal dennoch etwas mit: Rosalie Jahn aus Falkensee will sich inspirieren lassen, sie selbst ist Malerin, ihre Tochter Produktdesignerin. Am Ende ist das meistverkaufte Produkt etwas ganz Praktisches: Der Bügel-Clou von Christian Peitzner-Lloret, ein simples Edelstahl-Design zur Bügel-Erleichterung, verkauft sich alle 15 Minuten, sagen die Vorführer am Stand.
Dietrich-Kröck zeigte sich am gestrigen Sonntag von der Besucher-Resonanz überwältigt: 10 000 Besucher von Freitagabend bis Sonntag schätzte man zu allen Veranstaltungen inklusive Konferenz und Vorträgen. Das Konzept sei aufgegangen, Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) habe bereits in seiner Rede zur Eröffnung versprochen, dass man über eine Wiederholung im kommenden Jahr nachdenken werde.
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