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Landeshauptstadt: Die Bulldogge am Kragen

Mit Hilfe der Enterprise-Gründerinitiative startet eine Potsdamerin bald ein Online-Modegeschäft

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Ihr Hund als Modegag: Wenn Stefanie Pape demnächst ihren stuck-up-Modeversand im Internet eröffnet, findet sich auf jedem Kragenlabel der neuen Marke eine Frau mit Sonnenbrille und verschränkten Armen, angelehnt an einen großen Combi-Wagen – und daneben ihre englische Bulldogge. „Emma ist mein Geschäftspartner, sie kommt zu allen Terminen mit“, sagt Pape und streichelt ihre Hündin. Mit dem Verkauf ihrer Szene-Mode hofft die 25-Jährige, bald ihr Deutsch auf Lehramt-Studium zu finanzieren. Dass dieser „Traum“ möglich wurde, sagt Pape, liege vor allem an der Hilfe des von dem Berliner IQ Consult -Verein ins Leben gerufenen Projekts Enterprise Brandenburg .

Der futuristische anmutende Name steht für eine Initiative, die jungen Leuten bis zum Alter von 27 Jahren helfen soll, ihre eigenen Geschäftsideen zu verwirklichen und eine Firma zu gründen. Nach eigenen Angaben hat das Projekt mit Sitz in der Benzstraße 8-9 seit Anfang 2005 in Potsdam 56 Personen auf ihrem möglichen Weg in die Selbstständigkeit betreut, insgesamt 128 in Brandenburg. Den Prozess zwischendrin abgebrochen haben davon 26. „Wir stehen grundsätzlich jeder Idee offen gegenüber, sie muss nur so gestrickt sein, dass unsere Klienten davon leben können“, sagt Angelika Wickboldt, eine der Enterprise-Beraterinnen.

Diese Erfahrung hat auch Stefanie Pape gemacht, wie sie erzählt. Die T-Shirts, Jacken und Accessoires, die sie auf ihrer Homepage www.stuck-up.de verkaufen möchte, sollen vor allem von jungen Frauen aus den großen subkulturellen Jugendszenen gekauft werden: Von Punks, Hip-Hoppern, Gothics – und „unpolitische Skinheads“, wie Pape betont. Denn meist seien die „Klamotten“ für die weibliche Szene-Kundschaft zu teuer oder von zu geringer Qualität, zudem meist nur auf schlanke Mädchen zugeschnitten. „Wenn mir keiner solche Klamotten anbietet, dachte ich mir, muss ich die eben selbst herstellen“, so Stefanie Pape über ihre ursprüngliche Idee zu stuck-up. Fünf Comic-Designer entwerfen dafür die Motive, Pape lässt sie danach auf die Textilien drucken und organisiert die Geschäfte. Mit Enterprise hat sie dafür einen Plan erarbeitet, wie sie so wirtschaften kann, dass sie sich von den Einnahmen mindestens ernähren und ihre kleine Wohnung in Babelsberg weiter ohne Hilfe ihrer Eltern bezahlen kann, denen sie trotz des guten Verhältnisses untereinander „mit Mitte 20 nicht mehr ständig auf der Tasche liegen“ möchte. Nur ein Baustein fehlt ihr noch: Morgen entscheidet der ehrenamtlich arbeitende Vergabebeirat von Enterprise, ob Papes Idee so tragfähig ist, dass sie einen Mikrokredit in Höhe von 5000 Euro ausgezahlt bekommt. „Davon könnte ich die erste Ware kaufen, denn bei normalen Banken hätte ich wesentlich schlechtere Chancen, solch ein Darlehen zu erhalten“, so die angehende Modeverkäuferin.

Die Finanzierung für solche Hilfen, ebenso wie für die kostenlose Beratung, kommt unter anderem vom Brandenburger Arbeitsministerium und den Europäischen Sozialfonds. Insgesamt fünf Filialen betreibt Enterprise in Brandenburg, weitere Ableger gibt es in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Die Hilfe für die Gründer gliedert sich dabei laut Beraterin Wickboldt in vier Phasen: Zunächst werde eine Art Persönlichkeitsprofil erstellt, dass zusammen mit der Geschäftsidee abgeglichen wird. In einem zweiten Schritt entwerfe Enterprise zusammen mit dem potentiellen Gründer einen möglichst tragfähigen Finanzplan und vermittle Seminare zu beispielsweise Basiswissen über Steuerrecht oder das gezielte Abfragen von Zuschüssen der Bundesagentur für Arbeit. Nach der Gründung stehe man weiter bei Behördengängen zur Verfügung, ebenso beim Vermitteln von Kunden. „Wir versuchen, dass sich unsere Gründer gegenseitig Aufträge verschaffen, etwa ein Programmierer seine Kenntnisse bei der Gestaltung von Webseiten für andere Gründer nutzen kann“, erklärt Wickboldt den Netzwerkgedanken von Enterprise.

Stefanie Pape ist – in der Mitte des Prozesses der Unternehmensgründung angekommen – schon jetzt zufrieden mit der Hilfe. Sie hofft nun auf den Kredit – denkt aber auch, dass es notfalls ohne das Geld klappen könnte, dann aber zunächst wohl auf kleinerem Niveau. Doch kommen wird ihr stuck-up-Online-Geschäft: Dafür hätten ihre Designer und sie zu viele Ideen, zudem habe sie bereits viele Anfragen nach der neuen Marke. Außerdem ist da noch ihre Bulldogge als Glücksbringer: „Emma bekommt es hin, dass alle sie liebhaben.“ Henri Kramer

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