Landeshauptstadt: Die Einheit feiern – aber bitte ohne Auto
Platzeck: Wiederentdeckungen in Ostdeutschland / Jakobs prophezeit „Kollaps des Individualverkehrs“
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Platzeck: Wiederentdeckungen in Ostdeutschland / Jakobs prophezeit „Kollaps des Individualverkehrs“ Berlin/Potsdam - Es habe damals alles sehr schnell gehen müssen: „Die Volkskammer hatte pro Tag fünf Kilogramm Gesetze beschlossen“, erinnerte sich Matthias Platzeck. Zusammen mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Cheforganisator Manfred Füger stellte Brandenburgs Ministerpräsident gestern in Berlin die Details zu den zentralen Feiern zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober in Potsdam vor. Platzeck zufolge drohten die Ostdeutschen, „kommt die D-Mark nicht zu mir, komme ich zu ihr“. Durch die schnell Vereinigung sei „völlig untergegangen“, welche Vorzüge die Ostdeutschen in die Einheit mit einbringen könnten. Nun erst „machen wir einige Wiederentdeckungen“, so Platzeck. Er nannte als Beispiel das Abitur nach zwölf Schuljahren, sowie die Struktur des Bildungs- wie des Gesundheitssystems in der DDR. Oberbürgermeister Jakobs erklärte, die Stadt sei auf die Einheitsfeier vorbereitet. Insbesondere in der Stadtmitte seien durch Bürgerengagement einige Kleinodien der Architektur wieder entstanden und können den Gästen aus Deutschland und Europa gezeigt werden. Er nannte den Stadtkanal und das Fortuna-Portal. Auf dem Alten Markt werde es einen Informationsstand geben, der über die Vorhaben zur Wiedergewinnung der historischen Mitte und den Plänen zum Wiederaufbau des Stadtschlosses und der Garnisonkirche informieren wird. Jakobs nutzte die Anwesenheit von zahlreichen Journalisten im Gebäude des Bundesrates, um auf die prekäre Verkehrslage in Potsdam hinzu weisen: „Ich prophezeie Ihnen den Kollaps des Individualverkehrs“, so der Oberbürgermeister. Es ginge nicht, zu glauben, man könne mit dem Auto anreisen. Für die, „die es nicht lassen können“, stünden eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen auf dem ehemaligen Buga-Gelände, am Stern-Center und am Bahnhof Pirschheide zur Verfügung. Platzeck und Jakobs umrissen in Grundzügen den zeitlichen Ablauf des Festes. Bereits am 1. Oktober gibt es ein Festkonzert mit dem Dresdner Kreuzchor in der St. Nikolaikirche. Als Festredner spricht der Premierminister des Großherzogtums Luxemburg, Jean-Claude Juncker. Am Sonntag, dem 2. Oktober, weiht Oberbürgermeister Jann Jakobs um 11 Uhr offiziell den neu hergerichteten Alten Markt ein. Um 11.30 Uhr eröffnet Platzeck das Bürgerfest auf dem Lustgarten.Gleichzeitig startet das Programm auf der Ländermeile und in allen Festbereichen. Um 13.30 Uhr wird im Lustgarten der „Einheitspreis“ als Bürgerpreis zur Deutschen Einheit verliehen. Die Preisträger standen gestern noch nicht fest. Am Abend steigt auf der Festbühne im Lustgarten das Konzert „Wir sind wir“, präsentiert von DJ Paul van Dyk und Sänger Peter Heppner. Neben weiteren Künstlern treten Joana Zimmer und die junge Rockband Tokio Hotel („Durch den Monsun“) auf. Alle Musiker werden vom Deutschen Filmorchester Babelsberg begleitet. Der Tag der Einheit beginnt um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst mit Bischof Wolfgang Huber und Georg Kardinal Sterzinsky für geladene Gäste. Mit einer Musikparade der 16 Bundesländer geht es um 11 Uhr weiter. Bands mit 800 Musikern werden in einer gemeinsamen Parade eine musikalische Reise durch das Festgebiet antreten. Das Repertoire reicht von moderner Blasmusik, Jazz, aktuellen Hits bis hin zu traditioneller Fanfarenmusik. Ebenfalls um 11 Uhr beginnt das Bürgerfest im gesamten Bereich. Um 12.15 Uhr laden der Bundesratspräsident und der Bundeskanzler zum Festakt in die Caligarihalle im Filmpark Babelsberg. Anschließend empfängt der Bundespräsident geladene Gäste in der Hochschule für Film und Fernsehen. Das Abschlusskonzert gibt ab 18.30 Uhr das Staatsorchester Frankfurt (Oder). Wie Jakobs erklärte, wird auch das Staatssicherheitsgefängnis in der Lindenstraße geöffnet sein. Zu den besonderen Ereignissen rechnet er auch die Marathon-Lesung „Deutschland hört zu“ auf dem Hof des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Von Sonntag, 11 Uhr, bis Montagabend unternehmen zahlreiche Schriftsteller eine literarische Deutschlandreise. Zu erleben sind unter anderem Krimiautor Horst Bosetzky am 2. Oktober um 16.30 Uhr oder das „theater 89“ mit drei Szenen aus Oliver Bukowskis „London-L.Ä.-Lübbenau“ am Montag ab 12 Uhr, Benno Pludra mit „Siebenstorch“ am Montag ab 14.40 Uhr, Wladimir Kaminer mit „Russendisko“ um 16.30 Uhr. Den Abschluss macht der berühmte Autor des Stalinismus-kritischen Werkes „Die Revolution entlässt ihre Kinder“, Wolfgang Leonhard, ab 17.50 Uhr mit der Lektüre von „Spurensuche“.
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